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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Gustafsson
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Garten gefunden.
    TELEMACHOS: Es war Papas Schuld.
    PENELOPE: Ja, sicherheitshalber geben wir ihm die Schuld. Nun sag, wie war denn deine Reise?
    Aphrodite erzählt von ihrer Reise, von der Wärme des Meeres, von den treibenden Müllhaufen, aber auch von den leuchtenden Korallen, die sie mancherorts gesehen hatten und über die sie und die Delfine sich so freuten, dass sie tagelang dort blieben und unter Wasser spektakuläre Musicals aufführten. Alle Fische konnten mitsingen, während ihre Stimme in der Luft überhaupt nicht trägt. Und das ist schade, denn so gut wie die Fische singt keiner.
    Sie erzählt von den Walen und Haien, die sie getroffen hat und die ihr sehr reserviert begegneten, bis sie ihnen klarmachte, dass sie kein Mensch, sondern eine Göttin ist. Sie berichteten ihr von ihrer Not und baten sie, ein gutes Wort für sie einzulegen. Aphrodite versprach es, obwohl Worte in solchen Fällen selten helfen. Ein Hammerhai, der einen ziemlich schwarzen Humor hatte, schlug ihr vor, sie könne ja die ganze Menschheit vernichten. Alle lachten, obwohl jeder wusste, dass es vielleicht der einzige Weg war, die armen Tiere der Ozeane zu retten.
    APHRODITE: Es war eine lehrreiche Reise. Aber es ist schön, wieder zu Hause zu sein.
    PENELOPE: Und hast du das bekommen, was du holen wolltest?
    APHRODITE: Was denn?
    PENELOPE: Den jungen Mann.
    APHRODITE: Ach den … Na ja. Aber dann brauchte ich ihn nicht mehr.

    Penelope mixt hinter der Theke einen Smoothie, als ein Mann die Ewige Disco betritt. Er sagt etwas, aber der Mixer ist so laut, dass Penelope es nicht verstehen kann. Der Mann redet weiter. Penelope zeigt auf den Mixer und zuckt die Achseln. Der Mann spricht lauter. Penelope hört immer noch nichts. Schließlich verliert der Mann die Nerven, springt über die Theke und zieht den Stecker heraus.
    MANN: Wenn ich spreche, hörst du zu!
    PENELOPE: Okay. Aber hier gilt die Regel, dass man mehr am Körper tragen muss als ein Salatblatt, wenn man meine Bar betreten will.
    MANN: Ich heiße Adam, ich verwende keinen Salat, und du machst mir keine Vorschriften, sondern ich dir.
    PENELOPE: Verpiss dich.
    Der Mann versetzt ihr einen Faustschlag ins Gesicht.
    MANN: Hiermit beschlagnahme ich dieses Lokal, denn hier werden die allgemeinen Regeln missachtet, sprich: Weiber als Gäste und als Wirtin, außerdem Getränke mit rotem Etikett. Und dich beschlagnahme ich auch, weil du keine sogenannten Menschenrechte mehr hast.
    Penelope hält sich die blutende Nase und fragt, was das soll. Adam knallt ihr eine große Bibel auf den Schoß.
    ADAM: Hier sind die Beweise. Du bist bloß ein Nebenprodukt. Ein Stiefkind. Ein Überrest.
    Penelope schlägt das Buch an einer beliebigen Stelle auf und versucht den Text zu entziffern. Obwohl sie sich anstrengt, erkennt sie die Buchsta ben nicht. Sie hat das Lesen verlernt! Was hat das zu bedeuten, fragt sie.
    ADAM: Das bedeutet, dass du jetzt tust, was ich sage.
    Der Mann packt ungewöhnlich hart zu, aber irgendwie ist er auch echt heiß. Vielleicht ist er nicht wirklich aggressiv, sondern nur ein bisschen jähzornig.
    Aphrodite liegt in der Sonne, als Telemachos wütend vorbeisprintet, dass der Sand aufwirbelt.
    APHRODITE: Was hast du?
    TELEMACHOS: Scheiße!!
    APHRODITE: ?
    TELEMACHOS: Meine Mutter ist eine Dirne!
    Gott sei Dank habe ich keine Kinder, denkt Aphrodite. Jedenfalls keine anwesenden.
    APHRODITE: Was hat deine Mutter denn Schlimmes getan?
    TELEMACHOS: Sie hat mir erklärt, dass Adam sagt, Schwule sollten gesteinigt werden. Ich muss hetero werden oder weggehen oder sterben. Die blöde Hure.
    Schluchzend läuft Telemachos davon.
    Aphrodite nimmt ihr Handtuch und geht zur Ewigen Disco. Davor wird sie von einem Türsteher angehalten.
    »Was willst du?«, fragt er.
    »In die Bar gehen«, antwortet Aphrodite und will an ihm vorbei. Der Wärter stößt sie die Treppe hinunter. »Ich will mit der Besitzerin sprechen!«, ruft sie.
    »Der Besitzer hat gewechselt.«
    »Wo ist Penelope?«
    »Wenn du zu der Frau willst, geh durch die Küchentür. Im Lokal hast du nichts zu suchen. Prostituierte haben hier keinen Zutritt.«
    »Leck mich doch am Arsch!«
    Aphrodite geht durch die Küche ins Haus. »Was geht hier vor?«, fragt sie. Penelope antwortet, sie bereite das Essen zu. Sie habe einen Mann kennengelernt, der streng sei, aber irgendwie gefalle es ihr, dass ein anderer ihr die Regeln diktiere. Sie habe sich nie so ganz an die Selbstständigkeit gewöhnt.
    »Doch, sehr gut sogar!«, ruft
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