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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette
Autoren: William P. Young
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wohnte auf der anderen Seite des Flusses im Staat Washington. Jedenfalls ist es viel zu glatt, um nach draußen zu gehen. Aber ich hoffe, bis morgen ändert sich das Wetter. Ich wünschte, ich hätte es nach Hause geschafft, ehe es so heftig wurde. Aber was will man machen.« Sie schwieg einen Moment. »Wie ist die Lage bei uns am Haus?«
    »Der Eisregen macht alles wunderschön. Und es ist viel sicherer, es sich von drinnen anzuschauen, als draußen herumzulaufen, glaub mir. Ich möchte auf keinen Fall, dass du versuchst, in diesem Verkehrschaos hier heraufzufahren. Ich glaube, sogar Tony hat es nicht bis zu unserem Briefkasten geschafft.«
    »Ich denke, du hast die Post schon hereingeholt?«, erkundigte sie sich.
    »Nein. Hab sie nicht bekommen. Ich dachte, Tony wäre schon da gewesen, und ging nach draußen, um sie zu holen. Aber«, er zögerte und betrachtete den merkwürdigen Brief, der auf seinem Schreibtisch lag, »es war noch keine Post da. Ich habe Annie angerufen, und sie sagte, dass Tony es wahrscheinlich gar nicht den Hügel hinaufschaffen würde. Und ich werde auf keinen Fall noch mal rausgehen, um nachzusehen. Aber sag«, er wechselte rasch das Thema, um weitere Fragen zu umgehen, »wie geht es Kate denn dort?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause, gefolgt von einem langen Seufzer. Als Nan weitersprach, dämpfte sie ihre Stimme zu einem Flüstern. »Mack, ich wünschte, ich wüsste es. Es ist, als würde man mit einem Stein sprechen. Was ich auch versuche, ich dringe nicht zu ihr durch. Wenn wir mit der Verwandtschaft zusammen sind, kommt Kate ein bisschen aus ihrem Panzer hervor, aber dann zieht sie sich wieder zurück. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Immer wieder habe ich dafür gebetet, dass Papa uns einen Weg zeigt, wie wir sie erreichen können, aber... ich habe das Gefühl, er hört mir nicht zu.«
    Da war es. Papa - so nannte Nan Gott am liebsten. Damit drückte sie ihre Freude über die enge Freundschaft aus, die sie mit Gott hatte.
    »Schatz, ich bin sicher, Gott weiß, was er tut. Das wird schon wieder, du wirst sehen.« Seine Worte brachten ihm selbst keinen Trost, aber er hoffte, dass sie die Sorge linderten, die er in Nans Stimme hörte.
    »Ich weiß«, seufzte sie. »Ich wünschte nur, er würde sich ein bisschen beeilen.«
    »Ich auch«, war alles, was Mack dazu einfiel. »Bleib du mit den Kindern auf jeden Fall bei Arlene und Jimmy. Da seid ihr sicher, und bestell allen schöne Grüße von mir. Morgen sehen wir uns wieder.«
    »In Ordnung, Liebling. Ich gehe jetzt und helfe den anderen. Wir suchen gerade nach Kerzen, für den Fall, dass der Strom ausfallt. Das solltest du sicherheitshalber auch tun. Über der Spüle im Keller liegen welche. Und im Kühlschrank ist etwas zum Essen, das du dir aufwärmen kannst.«
    »Ist gut, Schatz. Gebt auf euch acht und ruf an, wenn ihr etwas braucht.«
    Als er auflegte, dachte er, dass es doch recht dumm war, das zu sagen, auf typisch männliche Art dumm. Wie hätte er denn helfen können, falls sie etwas brauchten?
    Mack saß da und starrte auf den Brief. Er versuchte, die wild durcheinander wirbelnden, verstörenden Emotionen und dunklen Bilder zu ordnen, die seinen Geist umwölkten. Aber das war ebenso verwirrend wie schmerzhaft. Schließlich gab er es auf, faltete den Brief zusammen, schob ihn in eine kleine Blechdose, die auf seinem Schreibtisch stand, und schaltete das Licht aus.
    Mack fand etwas, das er sich in der Mikrowelle aufwärmen konnte, dann ging er mit ein paar Decken und Kissen ins Wohnzimmer. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Bill Moyers Sendung gerade angefangen hatte. Diese Sendung gehörte zu Macks Favoriten, und er verpasste sie nur sehr ungern. Moyer gehörte zu jener Handvoll interessanter Menschen, die Mack gerne einmal persönlich kennen gelernt hätte. Dieser brillante Mann nahm kein Blatt vor den Mund und brachte mit außergewöhnlicher Klarheit sein leidenschaftliches Interesse für Menschen und für die Wahrheit zum Ausdruck. Einer der Beiträge an diesem Abend beschäftigte sich mit dem Ölmagnaten Boone Pickens, der offenbar nun damit begonnen hatte, nach Wasser zu bohren.
    Fast ohne nachzudenken und ohne seine Augen vom Fernseher abzuwenden, streckte Mack den Arm aus, nahm das eingerahmte Foto eines kleinen Mädchens vom Wohnzimmertisch und drückte es an seine Brust. Mit der anderen Hand zog er sich die Decken bis unters Kinn und ließ sich tiefer in die Sofapolster sinken.
    Bald
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