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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette
Autoren: William P. Young
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Mit seinen Schuhen, die in etwa so griffig waren wie eine Ente, die auf einem gefrorenen Teich landet, geriet Mack, ohne dergleichen zu beabsichtigen, immer schneller ins Rutschen. Er ruderte wild mit den Armen, in der Hoffnung, irgendwie das Gleichgewicht zu halten, und sauste hilflos auf den einzigen größeren Baum im Garten zu - jenen, dessen untere Äste er vor ein paar Monaten abgehackt hatte. Jetzt schien für den Baum eine gute Gelegenheit gekommen, sich für die Misshandlung zu rächen. Mack wusste nur einen Ausweg: Er ließ sich aufs Gesäß fallen, indem er seinen Füßen erlaubte, nach vom unter ihm wegzugleiten - was sie sowieso gerade zu tun im Begriff gewesen waren. Besser eine schmerzende Kehrseite, als sich Holzsplitter aus dem Gesicht ziehen zu müssen.
    Doch der Adrenalinrausch bewirkte, dass Mack überkompensierte und sich in Zeitlupe selbst dabei zusah, wie seine Füße vor ihm hoch in die Luft flogen. Er schlug heftig mit dem Hinterkopf auf und blieb hilflos am Fuß des eisig schimmernden Baumes liegen, der mit spürbarer Genugtuung vor Mack aufragte.
    Die Welt wurde einen Moment schwarz oder jedenfalls kam es ihm so vor. Er lag benommen da, starrte hoch in den Himmel und blinzelte, während der eisige Niederschlag rasch seine vor Wut heißen Wangen kühlte. In einem vergänglichen Augenblick der Ruhe fühlte sich alles seltsam warm und friedlich an. Der Sturz hatte vorübergehend Macks Zorn ausgeschaltet. »Na, wer ist hier wohl der Idiot?«, sagte er zu sich selbst und hoffte, dass ihm niemand zugesehen hatte.
    Die Kälte kroch schnell in seinen Mantel, und Mack wusste, dass der Eisregen, der jetzt unter ihm sowohl schmolz wie gefror, ziemlich schnell recht ungemütlich werden würde. Ächzend und sich viel älter fühlend, als er war, wälzte sich Mack herum und stützte sich mühsam auf Hände und Knie. Da erst sah er die leuchtend rote Spur, die seine Reise vom Aufschlagpunkt zu seiner jetzigen Position markierte. Als sei es erst durch die plötzliche Erkenntnis, dass er sich verletzt hatte, aufgeweckt worden, kroch ein dumpfes Pochen seinen Hinterkopf hinauf. Instinktiv tastete er nach der Stelle, hinter der es hämmerte, und als er die Hand zurückzog, war sie blutig.
    Eiskörner und Kies stachen Mack in Knie und Hände, während er, halb kriechend, halb rutschend, zurück zum ebenen Teil der Zufahrt gelangte. Mit nicht geringer Anstrengung schaffte er es schließlich, sich aufrecht hinzustellen und vorsichtig die letzten Schritte zum Haus zu bewältigen, demütig geworden angesichts der Macht des Eises und der Schwerkraft.
    Drinnen entledigte sich Mack seiner diversen Kleidungsschichten, so gut das mit halb erfrorenen Fingern gelang. Er beschloss, die blutbeschmierte Bescherung einfach an der Tür liegen zu lassen, und zog sich unter Schmerzen ins Badezimmer zurück, um seine Wunden zu untersuchen. Es stand außer Frage, dass der vereiste Zufahrtsweg gewonnen hatte. Die Wunde an seinem Hinterkopf blutete immer noch rings um ein paar kleine Kieselsteine, die in seiner Kopfhaut steckten. Wie er befürchtet hatte, bildete sich bereits unübersehbar eine Beule, die wie ein Buckelwal aus den wilden Wellen seines schütter werdenden Haars auftauchte.
    Es war schwierig, sich mithilfe eines Handspiegels, in dem er das seitenverkehrte Bild aus dem Badezimmerspiegel betrachtete, selbst zu verarzten. Nach kurzer Zeit gab er frustriert auf, weil er unfähig war, die Finger in die richtige Richtung zu bewegen oder zu erkennen, welcher der beiden Spiegel ihn anlog. Er tastete vorsichtig die Wunde ab und schaffte es, die gröbsten Kieskörner zu entfernen, so lange, bis es zu schmerzhaft wurde, weiterzumachen. Er betupfte die Wunde so gut es ging mit einer Erste-Hilfe-Salbe und band sich mit Verbandsmull, den er in einer Schublade fand, ein Handtuch um seinen Kopf. Als er sich danach im Spiegel betrachtete, fand er, dass er wie ein rauer Seemann aus Moby Dick aussah. Er musste lachen, worauf er sofort schmerzvoll zusammenzuckte.
    Er würde warten müssen, bis Nan zurückkehrte, dann erwartete ihn echte medizinische Betreuung - was zu den vielen Vorteilen zählte, die man genoss, wenn man mit einer Krankenschwester verheiratet war. Und er wusste, dass er umso mehr Mitgefühl erwarten durfte, je schlimmer die Verletzung aussah. Jede Prüfung hatte auch immer ein paar gute Seiten, man musste nur lange genug danach suchen. Er schluckte ein paar rezeptfreie Schmerztabletten, um den pochenden Kopfschmerz zu
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