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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette
Autoren: William P. Young
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gegen diese Seuche unternehmen konnten, die so schrecklich unter ihren Kriegern wütete. Der älteste Medizinmann unter ihnen erzählte, dass einst sein eigener Vater, alt und dem Tode nahe, eine entsetzliche Krankheit prophezeit habe, die ihre Männer töten würde, eine Krankheit, die nur aufgehalten werden konnte, wenn die reine, unschuldige Tochter eines Häuptlings ihr Leben für ihr Volk gab. Um die Prophezeiung zu erfüllen, müsse sie freiwillig auf eine Klippe über dem Großen Fluss steigen und sich von dort in den sicheren Tod auf die Felsen stürzen.
    Ein Dutzend junge Frauen, die Töchter mehrerer Häuptlinge, wurde vor den Rat gebracht. Nach einer intensiven Beratung kamen die Ältesten überein, dass sie den Frauen ein solches Opfer nicht abverlangen konnten, besonders da es sich doch um eine Legende handelte, von der niemand wusste, ob sie überhaupt der Wahrheit entsprach.
    Aber die Seuche breitete sich immer weiter unter den Männern aus, und schließlich erkrankte auch der Kriegerhäuptling und zukünftige Ehemann. Die Prinzessin, die ihn liebte, wusste in ihrem Herzen, dass etwas geschehen musste, und nachdem sie sein Fieber gekühlt und ihn sacht auf die Stirn geküsst hatte, schlich sie davon.
    Sie brauchte die ganze Nacht und den folgenden Tag, um jenen Ort zu erreichen, von dem in der Legende die Rede war, eine gewaltige Klippe, die hoch über dem Großen Fluss aufragte. Nachdem sie gebetet und sich dem Großen Geist überantwortet hatte, erfüllte sie die Prophezeiung und stürzte sich ohne Zögern in den Tod.
    Am nächsten Morgen erhoben sich im Dorf alle Kranken geheilt und völlig wiederhergestellt. Es herrschte große Freude und Festtagsstimmung, bis der junge Krieger entdeckte, dass seine über alles geliebte Braut fort war. Als die Kunde, was geschehen war, sich im Volk verbreitete, begaben sich viele zu dem Ort, von dem sie wussten, dass sie die Prinzessin dort finden würden. Am Fuß der Klippe, wo ihr zerschmetterter Körper lag, versammelten sie sich schweigend, und ihr gramgebeugter Vater stimmte einen Klageruf an den Großen Geist an und versprach, dass dieses Opfer niemals vergessen werden würde. In diesem Moment begann plötzlich Wasser von der Stelle herabzuströmen, von der aus sie in die Tiefe gesprungen war. Wie ein feiner Nebel fiel es ihnen zu Füßen und bildete langsam einen wunderschönen Teich.
    Missy gefiel diese Legende normalerweise so gut wie Mack selbst. Sie verfügte über alle Elemente einer wirklichen Erlösungsgeschichte, nicht unähnlich der Geschichte von Jesus Christus, die Missy so gut kannte. Sie handelte von einem Vater, der sein einziges Kind liebte, und von einem Opfer, das durch einen Propheten angekündigt wurde. Aus Liebe gab das Kind bereitwillig sein Leben, um seinen Verlobten und seine bei den Stämme vor dem sicheren Tod zu retten.
    Aber diesmal sprach Missy kein Wort, als die Geschichte zu Ende war. Stattdessen drehte sie sich sofort um und ging in Richtung Van davon, als wollte sie sagen: »Okay, hier gibt es nichts mehr zu tun. Fahren wir weiter.«
    Nach einer kurzen Mittags- und Toilettenpause in Hood River erreichten sie am frühen Nachmittag La Grande. Hier bogen sie von der 1-84 ab und fuhren auf dem Wallowa Lake Highway weiter, der sie die letzten zweiundsiebzig Meilen in die Kleinstadt Joseph bringen würde. Der See und Campingplatz, zu dem sie unterwegs waren, lagen nur ein paar Meilen von Joseph entfernt. Nachdem sie ihren Zeltplatz gefunden hatten, bauten sie ruck, zuck alles auf - vielleicht nicht ganz so, wie Nan es bevorzugt hätte, aber dennoch funktionstüchtig.
    Die erste Mahlzeit folgte einer phillipschen Familientradition:
    Flankensteak, mariniert in Onkel Joes Geheimsoße. Zum Nachtisch aßen sie die von Nan am Abend zuvor gebackenen Brownies, gekrönt mit dem Vanilleeis, das sie mit Trockeneis gekühlt hatten.
    An diesem Abend saß Mack zwischen drei lachenden Kindern und schaute sich mit ihnen eine der besten Shows an, welche die Natur zu bieten hat: das Schauspiel eines farbenprächtigen Sonnenuntergangs, bei dem einige langsam über den Horizont ziehende Wolken die glänzenden Hauptrollen spielten. Eine plötzliche Freude ergriff sein Herz und er dachte: Was die Dinge betrifft, auf die es wirklich ankommt, bin ich ein reicher Mann.
    Bis das Abendessen abgeräumt und der Abwasch erledigt war, brach die Nacht herein. Die Hirsche - tagsüber regelmäßige Besucher, die manchmal ein richtiges Ärgernis werden konnten -
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