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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone
Autoren: Elizabeth Chadwick
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stand, verzogen sich seine Lippen sogar zu einem leichten Lächeln.
    Zur Begrüßung sank er auf ein Knie und senkte den Kopf. »Adeliza. Meine Königin, meine Frau, mein Leben.« Dann erhob er sich steifbeinig und küsste sie auf beide Wangen, vermied es aber, ihre Lippen zu berühren.
    »Will.« Ihre Stimme klang heiser vor Schock. »Was tust du denn hier?«
    Er warf ihr einen fragenden Blick zu und wappnete sich für eine Abfuhr. »Ist es verboten, meine Frau zu besuchen?«
    »Ich dachte … ich dachte, ein Abschied hätte uns schon Kummer genug bereitet.« Sie hätte nie mit einem Besuch von ihm gerechnet.
    »Um der Freude willen, dich zu sehen, nehme ich den Kummer auf mich«, erwiderte er. »Wenn es aber zu viel für dich ist, sag es mir, und ich gehe wieder.«
    Sie bedeutete ihm mit einer stummen Geste, Platz zu nehmen.
    Er blickte sich um. »Die Gärten sind wunderschön. So friedliche Orte findet man in England nicht.«
    »Ich hatte nicht darauf gehofft, noch einen Frühling zu erleben«, gab sie zurück. »Aber Gott hat mir diese Gnade gewährt.« Sie biss sich auf die Lippe. »Wie geht es den Kindern?«
    »Gut«, entgegnete er. »Sie vermissen dich, aber sie haben ihre Kinderfrauen, und sie haben deine Briefe, auch wenn Briefe die Gegenwart der Mutter nicht ersetzen können. Aber sie wissen, dass deine Heimat jetzt hier ist und du eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hast.«
    »Und was ist mit dir, Will?«
    Er wandte einen Moment lang den Blick ab, dann sah er sie wieder an. »Ich komme zurecht, aber mir ist immer schmerzlich bewusst, dass der Platz an meiner Seite leer ist. Alles, was ich tue, geschieht in deinem und Gottes Namen. Jede Münze, die ich spende, jedes wohltätige Werk – es ist alles nur für dich.«
    Sie hoffte, er würde sie nicht bitten, mit ihm zurückzukehren, denn das war nicht möglich, und sie wollte ihn nicht noch mehr verletzen.
    Etwas von dieser Furcht musste er gespürt haben, denn er fuhr fort: »Ich glaube, ich muss immer gewusst haben, dass unsere gemeinsame Zeit nur von Gott geliehen war. Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, dass ich in Wymondham ein Leprahaus gebaut habe und Rising jetzt ein einer Königin würdiger Palast ist, auch wenn sie nie dort Hof halten wird.«
    Adeliza musste schlucken, ehe sie zu sprechen vermochte. »Dann erfülle diese Orte mit Liebe und Leben, Will, in meinem Namen, aber verwandle sie nicht in Schreine. Ich werde dir Blumenzwiebeln schicken. Wenn du sie im Herbst pflanzt, werden sie nächstes Jahr um diese Zeit für dich und unsere Kinder blühen.«
    Er schüttelte den Kopf und betupfte sich die Augen. Einen Moment lang saßen sie schweigend da, dann sagte er: »Ich habe mit Männern aus beiden verfeindeten Lagern gespro chen, und wir sind uns alle einig, dass Henry FitzEmpress unser nächster König werden wird. Stephen will es noch nicht wahrhaben, aber es wird so kommen, bevor Wilkin alt genug ist, um sich einen Bart stehen zu lassen. Ich weiß es genau.«
    »Dann muss ich dir wohl glauben«, erwiderte sie.
    »Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt.«
    »Ja, das hast du.«
    Die Abteiglocke läutete zur None. Adeliza erhob sich von der Bank, Will tat es ihr nach. Arm in Arm schritten sie unter dem verzierten Bogen der Kirchentür hindurch und durch das Hauptschiff, um vor dem Altar niederzuknien, während die Mönche zum Gottesdienst in die Kirche strömten. Zwischen den Kerzen und neben dem Kreuz lag die Krone, die Adeliza bei ihrer Hochzeit mit Will und in ihrer Hochzeitsnacht getragen hatte. Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster, tauchten sie in einen warmen Schein und gaben Adeliza ihre innere Ruhe zurück. Sie spürte, wie sich auch in Will ein tiefer Friede ausbreitete, als wären sie beide von den Engeln gesegnet, von denen es hieß, sie würden ihr göttliches Licht über Afflighem erstrahlen lassen.
    Als der Gottesdienst vorüber war, legte Adeliza ihren Veilchenstrauß auf den Altarstufen nieder und trat mit Will in die stille Wärme der Nachmittagssonne hinaus, und keiner von ihnen sprach ein Wort, weil ihnen alles, was zwischen ihnen unausgesprochen blieb, im Inneren bewusst war.

Anmerkung der Autorin
    Kaiserin Matilda, eine der stärksten weiblichen Persönlichkeiten der Geschichte Englands im 12. Jahrhundert, war oft das Thema historischer Fakten und Fiktion. Sie wird häufig in einem wenig schmeichelhaften Licht dargestellt, und ich wollte ihre Lebensgeschichte recherchieren, weil sie meine Neugier reizte. Ich wollte
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