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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse
Autoren: Pamela Freeman
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weit sein«, sagte Martine, doch
in ihrer Stimme schwang Zweifel mit. Sie sah blass aus, und auf ihrem Gesicht zeigten sich mehr Falten als sonst. Sie verlagerte die Position ihres Pos auf dem Sattel und zuckte dabei zusammen. »Hoffentlich kann sie auch wundgescheuerte Stellen heilen«, sagte sie.
    Das war ein gut gemeinter Versuch gewesen, einen Scherz zu machen, aber Ash war zu müde, um lachen zu können. Sie mühten sich den Hang bergauf, überzeugt davon, dass sich vor ihnen doch nur ein weiteres menschenleeres Tal auftun würde.
    Dort waren Lichter. In dem Tal unter ihnen waren Lichter, und es wurde immer heller. Ein Licht nach dem anderen wurde entfacht und loderte golden und weiß und gelb, bis das Tal so aussah, als sei es von Sternen überzogen.
    Ash versuchte, etwas zu sagen, doch sein Verstand versagte ihm den Dienst.
    Brambles Atem wurde rauer.
    »So fängt der Todesatem an. Er wird lauter, und dann fängt er an zu rasseln«, sagte Martine mit angespannter Stimme. »Weiter! Weiter! Noch hat sie eine Chance!«
    Sie ließen die Pferde so schnell den Hang hinabtraben, wie sie es wagten. Irgendwann biss Ash die Zähne zusammen, nahm Martine die Zügel ab und drängte Cam und Trine sogar noch schneller vorwärts. Wenn sich die Pferde ein Bein brachen, dann war das eben so. Brambles Atem ging immer stockender und lauter. Ash senkte den Kopf und drängte die erschöpften Pferde zu höchstem Tempo. Lange würden sie dies nicht durchhalten, doch er sprach dabei zu ihnen, wie es Bramble im Golden Valley getan hatte.
    »Kommt schon, kommt schon, ihr seid ihre einzige Hoffnung!«, rief er.
    Erstaunlicherweise reagierten sie darauf, ließen sich von dem Schwung den Hang hinabtragen und blieben durch
Glück und Willenskraft dabei auf den Beinen. Martine ließen sie hinter sich.
    Dann umgaben sie Lichter und auch Menschen - Menschen, die sie zu einem Haus führten und die Dinge sagten wie »Die Quelle der Geheimnisse will, dass du das kranke Mädchen direkt zu ihr bringst!« und »Mach dir jetzt keine Sorgen mehr, sie wird es schon richten!« und »Hol jemand Mullet!«.
    Es war verwirrend, laut und zutiefst beruhigend. All seine Sinne meldeten sich plötzlich zurück, sodass er alles genau registrierte, die goldenen Lichter und die nächtliche Kühle, die leuchtenden Augen der Menschen, die sich um die Pferde drängten. Eine Welle der Erleichterung und Wärme spülte seine Müdigkeit fort.
    Dann war da ein Haus, dessen breite Doppeltür von Petroleumlampen beleuchtet wurde und vor dem sie ein alter Mann mit milchigen Augen erwartete, so alt, dass er weit vornübergebeugt stand. Er half Ash, während dieser unter Schmerzen vom Pferd stieg und dann sofort begann, die Stoffbahn unter Brambles Achselhöhlen zu lösen.
    »Ich bin Mullet. Sie hat mich geschickt, damit ich mich um die Pferde kümmere«, sagte der alte Mann und langte mit der Sicherheit eines Stallknechts nach Cams Führzügel. Alarmiert wieherte Cam und warf den Kopf hoch. Ash konnte es nicht fassen, doch Bramble wachte dadurch auf und schaute Mullet prüfend an. Ihre Blicke begegneten sich, und er grinste, wobei ein Zahn oben und, auf der anderen Seite seines Munds, ein Zahn unten zu sehen war. »Sie ist bei mir in guten Händen, Mädchen«, sagte er. Bramble nickte und fiel vom Pferd.
    Bevor Ash sich rühren konnte, um zu helfen, sprang jemand hinzu, fing Bramble auf und hielt sie in den Armen. Ash taxierte ihn. Der Mann war groß, sehr kräftig, etwa fünfzig
Jahre alt, hatte olivfarbene Haut, leuchtend blaue Augen und einen gepflegten Bart, der seine Wangen frei ließ. Kein Wanderer. Er war geräuschlos herausgekommen und hatte die Tür hinter sich weit offen gelassen. Jetzt drehte er sich einfach um und ging mit Bramble wieder hinein.
    Schließlich kam auch Martine an. Sie stieg vom Pferd und übergab die Zügel dem grinsenden alten Mann, dessen Grinsen noch breiter wurde, als er sie hinken sah. Der Mann, der Bramble trug, schaute sich nicht um. Ash ärgerte es, dass er und Martine ignoriert wurden, doch er behielt seinen Ärger für sich. Wichtig war es nun, Bramble das Leben zu retten.
    Während sie in das Haus gingen, blieb er hinter Martine zurück. Als sie über die Türschwelle schritten, zitterte er, fühlte sich plötzlich nervös, war alarmiert.
    »Denk daran, bring die Quelle der Geheimnisse nicht um«, sagte Martine flüsternd zu ihm, wie so häufig seine Stimmung erahnend. »Wenn sie wirklich lästig ist, kannst du es später immer noch
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