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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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»Mesdames? Gehen wir zu Tisch?«
    Juliana und Lady Margaret hakten sich bei ihm ein, die beiden Leibwächter folgten ihm wie Schatten, und die anderen schlossen sich ihnen an. Gemächlich überquerten sie die frühlingshelle Wiese, auf welcher hier und da Narzissen in dichten, leuchtend gelben Büscheln standen.
    »Denkst du, der Krieg ist bald aus, Kate?«, fragte Edmund Tudor seine älteste Freundin.
    Unwillkürlich schaute sie zum König hinüber. Dann antwortete sie: »Ja, ich glaube wirklich, dass der Krieg bald vorüber sein wird.«
    »Was ist mit ihr?«, raunte John seinem Schwiegersohn zu. »Sie kommt mir blass vor.«
    »Was soll schon sein?«, entgegnete Simon Neville und zuckte grinsend die Schultern. »Sie ist schwanger.«
    »Oh, süßer Jesus … Ich werde Großvater«, stellte John erschüttert fest.
    »Mein Sohn, wie oft muss ich Euch daran erinnern, dass Ihr den Namen des Herrn nicht eitel führen sollt?«, rügte Beaufort. »Im Übrigen habt Ihr nun wirklich keinen Grund, Euch zu beklagen.«
    »Da hat er Recht, John«, befand Somerset. »Immerhin wird er Urgroßvater.«
    »Und das in seiner Position«, warf Tudor seufzend ein.
    »Keine geringe Leistung«, stimmte Beaufort mit der ihm eigenen Bescheidenheit zu, »selbst für den Kardinal von England.«
     
    E N D E

Nachbemerkung und Dank
    Der Kardinal von England, Henry Beaufort, erreichte ein für seine Zeit gesegnetes Alter von dreiundsiebzig Jahren. Nachdem er 1445 die Eheschließung des Königs mit Marguerite d’Anjou eingefädelt hatte – ein Schritt, von dem er sich den endgültigen Durchbruch bei den Friedensverhandlungen versprach –, zog er sich allmählich aus der Politik zurück. Er beschloss seine Tage keineswegs in »schwarzer Verzweiflung«, wie Shakespeare uns weismachen wollte, sondern beschaulich und friedvoll im Wolvesey Palace zu Winchester. In der dortigen Kathedrale liegt er begraben.
    Wie bei fast allen großen und schillernden Gestalten der Geschichte ist das Urteil der Nachwelt auch in seinem Fall widersprüchlich. Raffgierig, intrigant, machthungrig und genusssüchtig, sagen die Kritiker. Sie haben nicht Unrecht. Niemand wird so märchenhaft reich, dem nichts am Geld liegt. Aber zumindest hat er sein Vermögen immer in den Dienst seines Landes bzw. seiner königlichen Verwandtschaft gestellt, und nach seinem Tod floss ein Großteil davon an wohltätige Zwecke. Es ist auch sicher richtig, dass Politik und das Spiel um die Macht ihn fasziniert haben, vielleicht gar sein Lebenselixier waren. Das war (und ist) für einen Kardinal aber keine ungewöhnliche Eigenschaft, und seine politischen Ziele – die Sicherung der Macht des Hauses Lancaster als Garant für innere Stabilität, eine sanfte Reform der Kirche und eine Beendigung des Krieges – waren richtig. Hätte er langfristig mehr Erfolg gehabt, wäre England, Frankreich und ganz Europa allerhand erspart geblieben. Und genusssüchtig? Mag sein. Wie so vieleGeistliche, die dem Hochadel entstammten, war Henry Beaufort ein weltlicher Mann. Juliana und ihre Mutter habe ich erfunden, aber seine Liaison mit Alice Fitzalan ist belegt. Die beiden hatten eine Tochter, Joan, die einen Ritter aus Glamorgan heiratete und die der Kardinal in seinem Testament bedachte. Ich habe seinen Vater, den manche von Ihnen vielleicht noch als den großen Duke of Lancaster aus Das Lächeln der Fortuna in Erinnerung haben, ständig in ihm wiederentdeckt, und darum wundert es mich überhaupt nicht, dass Lady Alice alle Konventionen ihrer Zeit über Bord geworfen und die teilweise sicher bitteren Konsequenzen auf sich genommen hat, um ihren Kardinal zu bekommen. Die Geschichte, wie er zu seinem kostbaren Reliquienring gekommen ist, ist übrigens ebenso eine historische Tatsache wie sein chronisches Ischiasleiden.
    Sein Neffe John Beaufort, den ich hier Somerset genannt habe, und Margaret Beauchamp bekamen eine Tochter, die ebenfalls auf den Namen Margaret getauft wurde. Sie heiratete Edmund Tudor. Was daraus wurde, wissen die meisten von Ihnen sicherlich. Falls nicht, gedulden Sie sich ein paar Jahre, dann erzähl ich es Ihnen.
    1443 wurde Somerset zum Duke of Somerset erhoben und zum Oberbefehlshaber der englischen Truppen in Frankreich ernannt. Aber das Leben hat es nie besonders gut mit ihm gemeint. Sein Feldzug scheiterte. Richard of York verdrängte ihn als Ratgeber des Königs ebenso wie als Kommandanten, und nach einem Streit mit ihm und seiner Fraktion wurde Somerset vom Hof verbannt. Er starb
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