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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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veranlasst hatte. Raymond hingegen hatte gefeixt, jetzt, da der Earl of Warwick tot sei, brauche der König keine Auseinandersetzung mehr zu fürchten, wenn er Raymond an seinen Hof zurückholte. Vermutlich, hatte John freilich nur sich selbst eingestanden, war der eine Grund so ausschlaggebend gewesen wie der andere. Jedenfalls war er dankbar, dass sein Bruder, mittlerweile ein alter Mann von vierundsechzig Jahren, seine Tage nicht als Verbannter beschließen musste.
    Der König, der Kardinal und die Tudors schlossen sich ihnen an, Simon Neville und Kate fanden sich ein, Daniel und Cedric of Harley bildeten des Königs Eskorte. Sie standen zusammen in der lauen Frühlingsluft, und die Sonne ließ das Haar des Königs heller schimmern, als es in Wirklichkeit war.
    »Woran denkst du?«, fragte Juliana leise.
    John hob den Kopf. Wann immer sein Blick auf Henrys Haar fiel, musste er unwillkürlich an den schrecklichen Bildzauber denken – es war einfach unvermeidlich. Und an alles, was jener Nacht gefolgt war.
    Es waren abscheuliche Wochen gewesen, während deren im vergangenen November die Prozesse stattgefunden hatten und die Urteile vollstreckt worden waren. Die Teufelsanbeter waren der Häresie, Hexerei und des Hochverrats beschuldigt worden und hatten sich hemmungslos gegenseitig bezichtigt, um dieSchuld von sich auf ihre Mitverschwörer abzuwälzen. Es hatte keinem von ihnen genützt. Roger Bolingbroke, der Kapuzenmann, war gehängt worden. John Home und die Hexe von Eye waren beide der Hexerei überführt und verbrannt worden. Das gleiche Schicksal hätte wohl auch Eleanor Cobham erlitten, wäre sie nicht eine Dame von solch hohem Stand gewesen. So hatte das Gericht, das aus Kardinal Beaufort, dem Erzbischof von Canterbury und drei weiteren Bischöfen bestand, sie verurteilt, drei Tage hintereinander barfuß und im Hemd mit einer Kerze in der Hand in London öffentlich Buße zu tun – eine Strafe, die normalerweise lasterhaften Bürgersfrauen und Huren vorbehalten war. Es war ein großes Spektakel auf den Straßen gewesen. Die Londoner hegten einen bitteren Hass für die adlige Teufelsbuhle, die ihren geliebten jungen König hatte töten wollen, und hatten die einst so vornehme erste Dame des Reiches mit allem beworfen, was sie in die Finger bekamen. Eleanor hatte jeden ihrer Bußgänge unter Strömen von Tränen absolviert.
    John hatte keinen einzigen versäumt.
    Anschließend hatten die kirchlichen Richter ihre Ehe mit Humphrey Duke of Gloucester geschieden und sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt hockte Eleanor Cobham im finsteren Peel Castle auf der Isle of Man, und es hieß, ihre Wachen hatten ihre liebe Müh, sie zu hindern, sich das Leben zu nehmen.
    Der König aber hatte sich schaudernd von seinem Onkel und einstigen Ratgeber abgewandt. Gloucester war, wie Raymond prophezeit hatte, erledigt. Und Arthur Scrope – seines mächtigen Beschützers beraubt – vermoderte im Tower.
    John hatte von dieser ganzen abscheulichen Episode eine verkrüppelte linke Hand zurückbehalten. Der Mittel- und der Ringfinger waren gekrümmt und steif. Dennoch war er ausgesprochen zufrieden mit dem Ausgang der Ereignisse, wenngleich seine eigene Rachgier ihm wie üblich Unbehagen bereitete.
    »Ich denke an die nächste Hochzeit, die wir hier feiern werden«, log John mit einem vielsagenden Blick auf den König.
    Der Zwanzigjährige grinste und errötete bis in die Haarwurzeln. »Das wird noch ein Weilchen dauern, denke ich«, sagte er ein wenig zu hastig.
    Alle lachten über seine offenkundige Verlegenheit.
    »Wie ich schon Eurem Vater vor vielen Jahren sagte, Sire: Ein König muss bereit sein, für das Wohl seines Landes Opfer zu bringen«, betonte der Kardinal mit erhobenem Zeigefinger und einem übermütigen Funkeln in den schwarzen Augen. »Aber genau wie damals Eurem Vater sage ich heute auch zu Euch: Eure Braut wird keine großen Ansprüche an Eure Opferbereitschaft stellen. Marguerite d’Anjou ist ein sehr schönes Mädchen.«
    »Nur kostet sie uns das Maine, wenn wir sie nehmen«, warf Somerset kritisch ein.
    »Das ist mir gleich«, entgegnete Henry kategorisch. »Wenn das der Preis für den Frieden ist, so sei es. Und wenn meine Braut wirklich so schön ist, wie Ihr sagt, Onkel, ist sie doch wohl den Preis einer französischen Grafschaft wert, oder?« Dann vollführte er eine wedelnde Handbewegung. »Im Übrigen will ich heute überhaupt nichts von Politik hören.« Er hielt jeder der Damen einen Arm hin.
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