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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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in der Abtei, wo er starb, heißt ›Jerusalem-Zimmer‹.«
    Robin lachte leise. Es klang nicht fröhlich. »So ist das mitProphezeiungen. Immer tückisch.« Er schüttelte kurz den Kopf und nahm einen Schluck aus seinem Silberpokal. Es war ein hervorragender Burgunder, den er trank. Angesichts seines biblischen Alters hatte Robin sich daran gemacht, die besten Fässer in seinem Keller selbst zu leeren. Das war weitaus klüger, als sie Raymond zu hinterlassen, fand er, der keinen Sinn für guten Wein hatte. »Nun, ganz gleich, was die Chronisten schreiben werden, Henrys Mühen waren nicht vergeblich, Edward. Er hinterlässt seinem Sohn ein gefestigtes Reich mit sicheren Grenzen. Und ich sage dir, erst jetzt wird die Welt wirklich erleben, was geschieht, wenn ein Lancaster König ist.«
    Edward plagten Zweifel. »Ich wünschte nur, der Sohn hätte mehr Ähnlichkeit mit dem Vater. Versteh mich nicht falsch«, fügte er hastig hinzu, als er den unwilligen Blick seines Vaters auffing. »Der junge Harry hat das Herz auf dem rechten Fleck und ist ein hervorragender Soldat, ganz gewiss. Aber ist er ein Staatsmann?«
    Robin lächelte still vor sich hin. »Ich glaube, dir steht die eine oder andere Überraschung bevor …«
    Sie wurden unterbrochen, weil Joanna, Ed Fitzroy und Mortimer eintraten.
    »Ich habe Maud gesagt, sie kann auftragen«, verkündete Joanna. »Raymond will noch ein Weilchen bei John bleiben. Wir sollen ihm etwas übrig lassen, aber nicht auf ihn warten.«
    Robin nickte seinem Stiefsohn zu. »Mortimer.«
    »Sir.«
    Sie hatten es nie zu mehr als kühler Höflichkeit gebracht. Mortimer war der Sohn von Robins zweiter Frau Blanche und seinem Erzrivalen. Zu viel stand zwischen ihnen, und seit Blanches Tod gab es niemanden mehr, der genügend Einfluss auf sie beide hatte, um eine Versöhnung mit der geringsten Aussicht auf Erfolg zu betreiben. Da Mortimer jedoch für gewöhnlich mit seiner Frau – Robins Nichte – auf seinem Rittergut in Sussex lebte, sahen sie sich nicht oft genug, um die alte Fehde lebendig zu halten.
    »Ich wollte eigentlich selbst vor dem Essen noch einmal nach John sehen«, antwortete Robin seiner Tochter.
    Sie legte ihm im Vorbeigehen die Hand auf den Arm. »Bleib nur. Er schläft immer noch, sein Zustand ist unverändert. Aber Raymond wird ihn gewiss aufheitern. Ich glaube … es ist Johns Gemütsverfassung, die seiner Genesung im Wege steht. Und dagegen kann Raymond wohl am ehesten etwas tun.«
    »Hm«, machte Robin trocken. »Eine unerschütterliche Frohnatur, das ist er, unser Raymond.«
    Maud, eine junge Magd aus dem Dorf, trug ein wenig verlockendes Gericht aus Kohl und Hering auf, und alle begannen lustlos zu essen. Alle außer Joanna, deren Kehle sich bei dem salzigen Fischgeruch gefährlich zuzog. Angewidert rührte sie mit ihrem Löffel in der Schale. »Herrje … wenn Ostern so spät ist, kommt es einem immer vor, als ginge die Fastenzeit nie zu Ende«, klagte sie seufzend. Dann kam ihr ein Gedanke, und sie wandte sich an Mortimer. »Was ist, wenn ein König mitten in der Fastenzeit gekrönt wird? Gibt es beim Festschmaus dann auch Hering mit Kohl?«
    Ihr Bruder schüttelte mit einem schwachen Grinsen den Kopf. »Da ein König sich im Stande der göttlichen Gnade befindet, kann er es sich erlauben, ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Es war … ein gewaltiges Festmahl. Die Tafeln in Westminster Hall konnten die Speisen kaum tragen.«
    »Du hättest vor allem an dem Naschwerk deine Freude gehabt, Jo«, warf Edward ein, der seine Schwester gern mit ihrer Schwäche für Süßigkeiten aufzog. »Zuckerpasteten gab es, in Form von Antilopen und Adlern, und aus ihren Mäulern und Schnäbeln hingen illuminierte Pergamentstreifen mit Segenssprüchen für die Regentschaft des Königs. Und all das wurde aufgetragen von Dienern zu Pferd.«
    »Zu Pferd?«, wiederholte Fitzroy fassungslos.
    Edward nickte. »Nicht so große Rösser wie unsere hier, aber immerhin.«
    »Der König selbst war ungewöhnlich missmutig während des ganzen Festmahls. Und er hat keinen Bissen gegessen«,setzte Mortimer den Bericht fort. »Vermutlich hat ihm die Last der Verantwortung den Appetit verschlagen.«
    Abwechselnd erzählten er und Edward auch von der feierlichen Inthronisierung am vergangenen Sonntag. Alle englischen Lords der Welt und der Kirche waren praktischerweise ohnehin in Westminster versammelt gewesen, da kurz vor dem Tod des alten Königs ein Parlament einberufen worden war, sodass sie
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