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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht
Autoren: Jon Land
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verschiedenen stolzen palästinensischen Würdenträgern. Schließlich gelangte er zu Abdel Sidrs Spind. Hier, in den Umkleideräumen, war die Klimaanlage noch nicht installiert worden – eine weitere Folge der Rückkehr von Israelis und Palästinensern zu den Waffen. Die drückende Hitze veranlasste die Spieler, den Ausgang zu nehmen, den sie am schnellsten erreichen konnten. Jedoch nicht Sidr. Der lächelnde Star, noch schmutzig vom Spiel, das fast zwei Stunden gedauert hatte, wurde von Reportern interviewt, als Ben sich zu ihm neigte und ihm ins Ohr flüsterte.
    »Rück raus, was Mahmoud Fasil dir gegeben hat, und ich nehme dich erst fest, wenn die Presse weg ist.«
    Der Ausdruck in Sidrs Augen, als er die Polizeimarke sah, verriet Ben, dass sein Verdacht richtig war. Fasil hatte nicht umsonst während des gesamten Spiels gewartet. Sidrs dramatischer, entscheidender Elfmeterschuss hatte die perfekte Gelegenheit für eine Übergabe geliefert, die sonst hier im Umkleideraum stattgefunden hätte.
    »Auf der Stelle«, fügte Ben hinzu.
    Sidr versäumte es kaum, Fragen der Reporter zu beantworten, während er in seinen Spind griff und einen mit Schweiß und Schmutz verschmierten Umschlag hervorzog. Mit einem gezwungenen Lächeln drückte er ihn Ben in die Hand. Dann warf er einen Blick zur Tür. Vielleicht wog er die Chancen ab, mit der Menge durch diese Tür verschwinden zu können.
    »Wenn Sie mit Ihrem bewundernden Publikum fertig sind«, sagte Ben und las in Sidrs Augen, »werden meine Männer draußen vor dem Umkleideraum warten.«

3.
    Als der Alarm ertönte, trat Paul Hessler in die Schatten des labyrinthartigen Raums zurück.
    »Flugobjekt nähert sich!«, rief eine Technikerin hinter ihrem Radarschirm.
    Hessler beobachtete, wie der kommandierende General von Israels Luftverteidigungskommando herbeieilte. »Identifikation!«
    Die Technikerin betrachtete die Ausdrucke, die aus dem unteren Teil der Anlage mit dem Bildschirm strömte, während sich oberhalb eine weiße Linie dem israelischen Luftraum näherte. »Höhe sieben Komma fünf Kilometer! Flugbahn fünfundachtzig mal sechzig! Steuerkurs null Komma eins fünf bei fünfzehnhundert Seemeilen pro Stunden. Es ist eine Scud vier, Sir.«
    »Herkunft!«, blaffte der General und ging in die Knie, um selbst den Schirm zu betrachten.
    Die Technikerin überprüfte einige zusätzliche Ausdrucke und fuhr mit einem zitternden Finger über den Fuß ihres Radarschirms, um sie mit den dortigen Daten zu vergleichen. Dann drehte sie sich um und sah zum General auf.
    »Iran, Sir.«
    »Ich muss das Zielgebiet wissen.«
    »Tel Aviv, Sir«, antwortete die Technikerin, den Blick wieder auf ihren Radarschirm gerichtet. »Acht Minuten bis zum Einschlag.«
    »Sir!«, hörte Hessler einen anderen uniformierten Techniker auf der anderen Seite des Raums rufen, auf dessen Monitor die südkoreanische Scud-Rakete schematisch abgebildet war. »Die Scud vier wurde zum Transport nuklearer Sprengköpfe konstruiert!«
    Paul Hessler beobachtete, wie der General zu einer anderen Abteilung des Kommandozentrums eilte. Hessler befand sich zum ersten Mal im Hauptquartier des israelischen Luftverteidigungskommandos ADC – Air Defense Command – in einem Bunker unter der Negev-Wüste. Das Hauptquartier des ADC, eine kleinere Version von NORAD in den Vereinigten Staaten, überwachte ständig den Luftraum Israels und der Umgebung, um möglichen Überraschungsangriffen vorzubeugen. Israels ADC ›teilte‹ Informationen von amerikanischen Satelliten im All und schloss auf diese Weise aus, dass man sich für den Nachrichtendienst auf schwächere, auf dem Erdboden stationierte Radarsysteme verlassen musste.
    »Bringen Sie uns auf Joshua-Alarm-Status, und verbinden Sie mich mit dem Premierminister«, befahl der General einem Untergebenen, den Paul Hessler von dort, wo er stand, nicht sehen konnte.
    »Jawohl, Sir.«
    »Schalten Sie Ihr Display auf den großen Schirm.«
    Sofort erschien auf der großen Wand vor dem Personal eine Computersimulation Israels in dreidimensionaler Darstellung, sodass eine Aufnahme eines Teiles oder des ganzen Landes aus jedem Winkel oder aus mehreren Perspektiven betrachtet werden konnte. Es war ähnlich dem Betrachten einer Panoramapostkarte, die zum Leben erwachte. Gegenwärtig zeigte das Bild einen Blick aus dem All, während sich der weiße Streifen, der die Scud vier markierte und sich jetzt über Jordanien befand, zentimeterweise dem israelischen Luftraum
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