Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
Freundes Paul Hessler hinzu, war sein Aufstieg zum Premierminister noch in diesem Jahrzehnt praktisch gesichert.
    »Dank Paul Hessler«, fuhr Turkanis fort und bemühte sich gar nicht erst, seine Aufregung zu verbergen, »ist das System Arrow Two jetzt erfolgreich entwickelt, und der Staat Israel ist sicherer als je zuvor.«
    Hessler lächelte breit, winkte seinen Sohn Ari zu sich, klopfte ihm auf den Rücken und schüttelte ihm feierlich die Hand. Dann winkten Vater und Sohn höflich den Versammelten zu. Paul Hessler wartete, bis der Lärm im Kontrollraum nachließ, bevor er mit kräftiger, tiefer Stimme, die sein Alter Lügen strafte, das Wort ergriff.
    »Mein Sohn und ich sind begeistert vom Ergebnis des heutigen Tests. Die Lorbeeren jedoch gebühren Leuten wie Ihnen und den Mitarbeitern im Entwicklungszentrum und der Montage. Leute, die nicht aufgaben und in ihrem Engagement für ein sichereres Israel niemals schwankten. Sie sind eine Ehre für unsere Nation, ebenso wie Ihre Eltern und Großeltern, von denen viele Flüchtlinge sind, so wie ich – Menschen, die von dem Tag geträumt haben, den wir nun alle erleben durften.«
    Allen Versammelten im Kontrollraum war die Geschichte von Paul Hessler, der einem Laborlager der Nazis entkommen war, gut bekannt. Sie applaudierten von neuem, und Paul Hessler wartete, bis der Beifall verstummte, bevor er fortfuhr.
    »Meine Rolle bei diesem Projekt war gering. Ich verstehe nicht einmal, wie das System arbeitet. Mein Gott, ich kann nicht mal die Uhr an meinem Videorekorder programmieren.«
    Gelächter erfüllte den Raum. Hessler wandte sich an Außenminister David Turkanis.
    »Während ich dankbar Ihren Dank und Ihre Glückwünsche entgegennehme, vergesse ich nicht, dass das von uns Erreichte nur die Bedeutung der Arbeit erhöht, die noch vor uns liegt. Mein Sohn, ich und die Mitarbeiter von Hessler Industries sind dankbar, dass endlich der Tag gekommen ist, an dem kein Israeli jemals Schaden durch einen feindlichen Raketenangriff befürchten muss. Welche Rolle ich auch dabei gespielt habe …«
    Paul Hessler ließ seine Stimme verklingen. Er blickte in die Runde, nahm den ehrfürchtigen Ausdruck der Gesichter wahr und legte wieder den Arm um die Schulter seines Sohnes.
    »Welche Rolle ich auch dabei gespielt habe«, fuhr er dann fort, »es war das Mindeste, was ich für mein Land tun konnte.«

4.
    Als Danielle wieder in ihrem Büro war und auf die Akte des Falles Michael Saltzman starrte, klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch aus Metall mit dünnem Holzfurnier, das der Vorbesitzer schlimm zerkratzt hatte. Ein kleines Fenster hinter dem Schreibtisch bot einen Blick auf den Parkplatz und ließ gerade genügend Sonnenlicht hindurch, um den oberen Teil des Aktenschrankes zu erhellen, der in der Ecke stand. Danielles Stuhl hinter dem Schreibtisch sowie ein zweiter Stuhl mit durchgescheuertem Vinylbezug bildeten den Rest der kärglichen Möblierung des Büros.
    Danielle nahm den Hörer ans Ohr und räusperte sich. »Barnea.«
    »Der Rav nitzav möchte Sie sehen, Pakad«, erklang die vertraute Stimme des Assistenten ihres Vorgesetzten.
    »Ich komme gleich.«
    »Sofort, bitte. Und bringen Sie die Akte über den Fall Saltzman mit.«
    Danielle schob ihren Stuhl vom Schreibtisch fort und stand auf. Sie wusste, was sie in Moshe Baruchs Büro im vierten Stock erwartete. Dass ihr Fälle zugeteilt wurden wie der Selbstmordfall Michael Saltzman sollte eine zusätzliche Bestrafung für sie sein, weil sie alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um zu verhindern, dass Baruch zum Chef der Israelischen Nationalpolizei ernannt wurde. Baruch, die ehemalige Nummer zwei des Shin Bet, des internen Sicherheitsdienstes des Landes, hatte nach dem Schlaganfall und anschließendem Tod von Danielles Mentor Hershel Giott das Amt kommissarisch übernommen. Sie hatte nie damit gerechnet, dass Baruch das Amt auf Dauer anstrebte, und sie war überzeugt, dass er es nur angenommen hatte, um sie zu schikanieren.
    Schließlich waren sie schon zu der Zeit nicht miteinander ausgekommen, als Baruch beim Shin Bet Danielles direkter Vorgesetzter gewesen war. Als sie vor zwei Jahren, nach einer Fehlgeburt, um eine Rückversetzung zur Nationalpolizei ersucht hatte, hatte Baruch – nachdem ihm das Amt des Polizeichefs sicher gewesen war – Danielle als Erstes von den beiden Stellvertreterposten ausgeschlossen, von denen einer ihr versprochen worden war. Sie blieb Chief Inspector und war gezwungen, einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher