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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere
Autoren: Jack Higgins
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und rollte auf den Rücken.
     Dillon ließ sie los und eilte hinüber zu Hannah, die rücklings auf dem Sofa lag. Sie hielt eine Hand auf die Schulter gepreßt. Blut sickerte zwischen den Fingern hervor. Er holte sein Taschentuch heraus und schob es ihr in die Hand. »Legen Sie das auf die Wunde. Sie kommen schnell wieder auf die Beine, das verspreche ich Ihnen.«
     Ferguson telefonierte bereits. »Ja, Professor Henry Bellamy für Brigadier Charles Ferguson. Ein Notfall.« Er wartete. In der Hand hielt er die blutige Degenklinge, der Stock lag zu seinen Füßen. »Henry? Hier ist Charles. Eine Schußwunde in der linken Schulter, Chief Inspector Bernstein. Ich sorge dafür, daß Dillon sie sofort in die Klinik bringt. Bis später.«
     Er legte den Hörer auf. »In Ordnung, Dillon, nehmen Sie den Daimler und fahren Sie schnellstens zur Klinik. Bellamy ist auch schon unterwegs und dürfte mit Ihnen zusammen eintref­ fen.«
     Dillon stützte Hannah beim Aufstehen und schaute zu Asta hinüber. »Was ist mit ihr?«
     »Sie ist tot, aber ich vergewissere mich noch mal. Beeilen Sie sich lieber.«
     Er folgte ihnen durch den Flur, öffnete die Tür und brachte sie zum Daimler, dann kehrte er zurück. Er hatte die Degen­ klinge auf den Schreibtisch gelegt, nahm sie jetzt wieder hoch, holte sein Taschentuch aus der Brusttasche und wischte die Klinge sorgfältig ab. Er schob sie in den Malakkastock, stand für ein paar Sekunden da und schaute auf die junge Frau hinunter. Dann nahm er den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer.
     Eine ruhige, reservierte Stimme meldete sich. »Ja?«
     »Ferguson. Ich habe eine Besorgung für Sie. Absolute Priori­
    tät. Stable Mews, nicht weit vom Cavendish Square.«
     »In Dillons Haus?«
     »Genau. Ich erwarte Sie.«
     »Zwanzig Minuten, Brigadier.«
     Ferguson legte den Telefonhörer auf, stieg über Astas Leiche, ging zu Dillons Barschrank und schenkte sich einen Scotch ein.

    Dillon saß im Flur vor dem Operationssaal, als Ferguson eine Stunde später auftauchte. »Wie stehen die Dinge?« erkundigte der Brigadier sich, während er sich hinsetzte.
     »Das werden wir bald erfahren. Bellamy meinte, es sei eine einfache Sache, er brauche nur die Kugel herauszuholen. Er rechnet nicht mit Komplikationen.« Dillon zündete sich eine Zigarette an. »Sie haben aber verdammt schnell reagiert, Brigadier. Ich dachte wirklich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.«
     »Nun, soweit war es wohl noch nicht.«
     »Was haben Sie unternommen?«
     »Ich habe den Entsorgungsservice benachrichtigt und auf sein Eintreffen gewartet. Sie wird zu einem speziellen Krematorium in Nord-London gebracht, das sich für uns als recht nützlich erwiesen hat. Morgen früh sind nur noch sechs Pfund graue Asche übrig. Soweit es mich betrifft, können sie damit tun, was sie wollen. Wir werden dem Chief Inspector nichts erzählen,
    bis sie wieder auf den Beinen ist.«
     »Ich weiß«, sagte Dillon. »Das würde ihr frommes Gewissen zu sehr belasten.«
     Die Tür des Operationssaals öffnete sich, und Bellamy er­ schien. Er hatte den Mundschutz nach unten gezogen. Dillon und der Brigadier sprangen auf. »Wie geht es ihr?« wollte Ferguson wissen.
     »Bestens. Eine hübsche saubere Wunde. Eine Woche muß sie im Krankenhaus bleiben, das reicht. Sie dürfte in Null Komma nichts wieder fit sein. Da ist sie.«
     Eine Krankenschwester schob Hannah Bernstein auf einer Liege heran. Das Gesicht war schmal und bleich unter der weißen Kopfhaube. Die Krankenschwester blieb stehen, und Hannahs Augenlider flatterten, ehe sie sich öffneten.
     »Dillon, sind Sie das?«
     »Wer sonst, meine Liebe?«
     »Ich bin froh, daß Ihnen nichts passiert ist. Sie sind ein schrecklicher Kerl, aber ich mag Sie. Nur fragen Sie mich nicht, warum.«
     Ihre Augen fielen wieder zu. »Bringen Sie sie weg, Schwe­ ster«, sagte Bellamy und wandte sich zu Ferguson um. »Ich verschwinde jetzt, Charles. Wir sehen uns morgen.« Er entfernte sich.
     Ferguson legte eine Hand auf Dillons Schulter. »Ich denke, wir sollten ebenfalls gehen, mein Junge. Es war ein verdammt harter Tag. Ich glaube, jetzt haben wir uns einen Drink ver­ dient.«

    »Und wo sollen wir hinfahren?« fragte Ferguson, während der Daimler sich in den Verkehr einfädelte.
     Dillon schob die Trennscheibe auf. »Zum Embankment an der Lambeth Bridge, das reicht.«
     »Gibt es dafür einen besonderen Grund?« erkundigte Fergu­
    son sich.
     »Am Abend des Balls
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