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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Brookmyre
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vorbei.«
    Martinez gab sich widerwillig und stand lustlos auf. Ja klar, als ob ihm nicht gerade einer abging, wenn er an das ganze Geld dachte. Harry marschierte zügig zur Tür und auch Martinez beeilte sich, als hätte er Angst, zurückgelassen zu werden. Als sie am Auto waren, verflog sein Eifer aber wieder.
    »Nie im Leben steig ich da ein, Mann. Woher weiß ich, dass du mir nicht einfach ’ne Kugel in den Kopf jagst, statt mich zu bezahlen?«
    Harry seufzte. »Ja, genau. Als ob du ’ne Kugel wert bist. Was soll ich denn mit dir anfangen, wenn du tot bist? Wenn ich dir ’ne Pistole an den Kopf setze, damit du redest, weißt du doch, dass ich nicht abdrücken kann, weil ich dann die ganze Scheiße mit irgend ’nem anderen Wichser noch mal durchgehen muss. Jetzt reiß dich endlich zusammen und steig ein.«
    Harry setzte sich ans Steuer und sie fuhren zum Bahnhof. Er ließ Martinez im Auto sitzen, als er das Geld besorgte. Im Blickfeld seines Beifahrers bückte er sich und steckte sich die Scheine in die linke Socke. Er hatte den Motor laufen lassen und wollte nicht, dass Martinez mit dem Wagen durchbrannte, weil er meinte, dass irgendetwas faul war.
    Als er wieder einstieg, sah Martinez ihn erwartungsvoll an, als würde er ihm das Geld sofort geben.
    »Okay, dann mal los«, sagte Harry und gab Gas. Er wendete auf dem Bahnhofsvorplatz und bog dann an der Ampel rechts ab.

    »Zur Bar geht’s da lang, Mann.«
    »Klar, ich steck dir in aller Öffentlichkeit ein Bündel Scheine zu. Du bist nicht der einzige Spitzel in diesem Kaff, Luis.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Sag ich dir, wenn wir da sind. Bis dahin hältst du die Klappe, oder willst du mir jetzt schon verraten, wo Nunez ist?«
    »Erst, wenn ich das Geld hab, Mann.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht.«
    Harry fuhr still weiter, bis sie die Innenstadt verlassen hatten und sich im Industriegürtel jenseits der Straßenlaternen und Bürgersteige befanden.
    »Hier sieht’s gut aus«, sagte Harry und hielt auf dem leeren Parkplatz vor einer Lagerhalle. Er schaltete das Innenraumlicht ein, bückte sich und zog das Geld aus seiner linken Socke.
    Gleichzeitig zog er ein flaches Messer aus der rechten und versteckte es in der Hand.
    Er legte das Geldbündel aufs Armaturenbrett und lehnte sich zurück. »Nimm.« Als Martinez sich vorlehnte und zugreifen wollte, rammte Harry ihm die Klinge in den Oberschenkel und presste ihm die linke Hand über den Mund. Martinez wand sich panisch, als Harry ihm die Klinge quer übers Bein zog.
    »Jetzt hör mir mal zu, du kleiner Wichsfleck. Ich hab dir gerade die Oberschenkelarterie durchgeschnitten. So haben sich die alten Römer umgebracht, wusstest du das? Dauert so ungefähr ’ne halbe Stunde. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder sagst du mir, wo Nunez ist, und ich fahr dich ins Krankenhaus, oder wir bleiben hier und ich guck dir beim Sterben zu. Was ist dir lieber?«
    Harry nahm ihm die Hand vom Mund, ließ das Messer aber stecken. Er drehte die Klinge, und Martinez jaulte spitz auf, doch hier konnte ihn niemand hören.
    »Die Zeit läuft, Luis.«
    Martinez spuckte alles aus, so schnell ihn seine hyperventilierende Lunge ließ. Danach steckte Harry die Geldscheine wieder ein, zog das Messer heraus und öffnete die Beifahrertür.
    »Raus.«

    »Du hast gesagt, du fährst mich zum Krankenhaus, Mann.«
    »Ruf dir ’nen Krankenwagen, Arschloch«, sagte Harry und trat ihn nach draußen. Er schlug die Tür wieder zu, wendete in einem Zug und hielt neben Martinez, der mittlerweile aufgestanden war und auf die Straße zuhumpelte. Harry ließ das Seitenfenster hinunter.
    »Ich hoffe, du packst es, Luis. Wirklich. Wenn du überlebst, hast du hoffentlich gelernt, mit wem du dich lieber nicht anlegen solltest. Adios.«
    Das »Haus« stand eine gute Viertelstunde außerhalb der Stadt in günstiger Fluchtlage nahe der Hauptstraße Richtung Süden. Nunez hatte wohl eher auf Unscheinbarkeit als auf Sicherheit gesetzt, denn es handelte sich um eine anonyme, heruntergekommene Fertigbaracke, die sicher nicht standhalten würde, wenn der Große Böse Wolf hustete und pustete. Harry war auf der schmalen Straße daran vorbeigefahren und hatte außer Sichtweite geparkt. Dann war er zu Fuß wieder so nah herangekommen, dass er das Haus gut im Blick hatte. Kein Licht an, kein Wunder. Man konnte sich kaum vorstellen, dass hier außer Ratten und Kakerlaken jemand lebte. Bloß auf der von der Straße abgewandten Seite verbarg sich etwas unter
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