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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Brookmyre
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dass die Welt ihm einen Scheiß beibringen konnte. Das ist in dem Alter eben so, bloß legt sich diese Einstellung bei den Schlaueren irgendwann. Die Schlauen überleben. Natürliche Auslese nennt man das. Der Alte hatte seine Grenzen gekannt, was auch lebensnotwendig war. Ein großer Denker war er nämlich nicht. Gerissen und abgebrüht, klar, nur nicht besonders schlau, aber das wusste er, also konnte er seine Stärken ausspielen und seine Schwächen kaschieren. Alessandro hielt sich dummerweise für ein Genie, und das war seine größte Schwäche. Scheiße, er war so stolz darauf gewesen, wie er das mit Nunez eingefädelt hatte. Und was war daraus geworden?
    »Hab doch gewusst, dass diese kleinen Kunstschwuchteln uns Stress machen«, sagte Harry nach einer langen Pause, mit der wohl beide ausgedrückt hatten, dass sie wussten, was Miguels letzte Bemerkung bedeutete. »Die sind hinterhältig und wirklich nicht dumm.«
    »So schlau sind die nun auch wieder nicht.«
    »Pass bloß auf. Die wissen, was sie tun. Oder ich versteh sie einfach nicht. Ich kapier einfach nicht, wie die denken, und das macht sie unberechenbar. Keiner von uns hat Nunez’ kleinen Trick vorhergesehen.«
    »Nein. Sonst müssten wir jetzt gerade nicht miteinander reden.«
    »Eben. Wir dürfen die Typen nicht unterschätzen, und jedem muss verdammt noch mal sonnenklar sein, dass wir denen nicht trauen können. Je schneller die Sache vorbei ist und wir die Kohle abschreiben, desto besser.«

    »Hmm.«
    »Was, hmm?«
    »Das wird dir gar nicht gefallen.«
    »Immer raus mit den schlechten Neuigkeiten. Ich hab gerade einen geblasen bekommen. Entspannter werd ich nicht mehr.«
    »Ich sollte es dir eigentlich erst sagen, wenn du in Vancouver bist. Aber wenn du nicht fährst …«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Neue Lage: Alessandro hat einen Plan, wie wir aus der Sache rauskommen. Nunez ist dran, dabei bleibt’s, aber damit ist die Sache nicht vorbei. Fünf Millionen schreibt man eben nicht einfach mal so ab.«
    »Alessandro hat ’nen neuen Plan. Warum wird mir bloß gerade so schlecht?«
    »Keine Angst, du musst die Suppe nicht auslöffeln. Das Ganze läuft in England – kannst du dir das vorstellen? In ’nem Kaff namens Glasgow.«
    »Wer soll denn da drüben für uns ’n Ding drehen?«
    »Innez.«
    »Felipe Innez? Der ist doch noch nie aus East LA rausgekommen. Der würde doch in Las Vegas schon ’nen Kulturschock kriegen.«
    »Nicht Felipe.«
    »Wer denn dann …« Aber dann wurde ihm plötzlich klar, was ihm nicht gefallen würde.
    Zal Innez.
    »Ach, Scheiße. Nein. Nein.«
    »Doch.«
    »Der sitzt doch im Knast.«
    »Wird in knapp drei Monaten freigelassen.«
    »Ziemlich lange, bis wir wieder eingreifen können.«
    »Die Ware läuft uns schon nicht weg. Die bleibt sicher hinter Schloss und Riegel. Alessandro ist vielleicht manchmal ein bisschen ungeduldig, aber er weiß, dass man bei so was Großem langfristig planen muss.«

    »Der ist doch bescheuert.«
    »Wer? Innez oder der Junge?«
    »Der Junge. Wenn der noch mal mit Innez und seiner Freakshow zu tun haben will, ist er einfach nur bekloppt. Innez ist wahnsinnig. Das verrückteste Arschloch, mit dem wir uns dummerweise jemals eingelassen haben. Außerdem ist er schlau, hinterhältig, gerissen, völlig unberechenbar und absolut der Letzte, den man in diese beschissene Geschichte reinziehen würde, wenn man bis drei zählen kann. Der legt alles und jeden rein. Das liegt in seiner Natur, Mann, dafür lebt er.«
    »Schade eigentlich. Mit der richtigen Erziehung hätte Innez seine Talente in eine strukturierte, erfolgreiche Gangsterkarriere einbringen können. Wahrscheinlich meint Alessandro deshalb, dass er der Einzige ist, der das Ding drehen kann.«
    »Nee. Alessandro spielt sich nur so auf, weil er Komplexe kriegt, wenn er an Innez denkt. Innez ist zehnmal so schlau wie er, und der Junge kapiert das nicht mal und kann ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Innez wird uns verarschen, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Keine Ahnung, Harry. Ich glaub, du überschätzt den Kerl ein bisschen. Der wurde doch jetzt drei Jahre lang im Block D in den Arsch gefickt. Ich würde sagen, im Knast hat er ein bisschen was über Respekt gelernt.«
    »Klar wird er drinnen das eine oder andere gelernt haben. Das heißt, wenn er rauskommt, ist er alles, was er vorher war, nur zehnmal so hart.«
    »Wir haben den im Griff, Harry. Der macht, was wir sagen, das kannst du mir glauben. Auch der Junge lernt
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