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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Brookmyre
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mal aus seinen Fehlern.«
    »Was habt ihr gegen ihn in der Hand?«
    »Tja. Alles zu seiner Zeit. Aber zuallererst zeigen wir ihm, was mit dem Letzten passiert ist, der uns Ärger gemacht hat. Also mach hin und find das Arschloch. Und nimm ’nen Fotoapparat mit, so ’ne Polaroid.«
    »Was soll ich denn …? Ach, Scheiße.«

    »Genau. Und lass es schlimm aussehen. Das hat der Junge wörtlich gesagt.«
    »Klar wird’s schlimm, Miguel. Dafür sorgt Alessandro schon.«
    Hermosillos, dachte Harry, als er durch die nächtlichen Straßen der sogenannten Innenstadt fuhr. Mann, was für ein trostloses, hässliches Dreckloch. Schwerindustrie, harte Arbeit, niedriger Lohn und der Schweißgestank dumpfer Resignation. Für solche Orte war der Alkohol erfunden worden. Wenn man abends von der Arbeit kam, gab es nichts zu tun als saufen, vögeln oder prügeln, und das Erste ermutigte die Leute zu den anderen beiden. Scheiße, er hätte sich nicht gewundert, wenn der erste Heroindealer der Stadt mit offizieller Ehrenzeremonie begrüßt worden wäre.
    Verzweifelt war die Stadt aber nicht. Er kannte verzweifelte Städte, und dort spuckten die Fabrikschornsteine nur noch Vögel aus. In gewisser Weise war es hier aber schlimmer. Verzweifelte taten alles, um aus ihrer Situation herauszukommen. Hier fanden sich alle mit der Scheiße ab, in der sie steckten. Arbeit, saufen, vögeln, prügeln, schlafen und wieder von vorne. Als wüssten alle, dass es schlimmer sein könnte, hätten aber auch keinen Antrieb, sich nach etwas Besserem umzuschauen.
    Von hier kam Nunez. Mehr oder weniger. Geografisch zumindest. Wie die meisten dieser Künstlerschwuchteln, die immer so ein Tamtam um ihre »Wurzeln« machten, kam er aus besserem Hause. Denn selbst in einem grauen Schwerindustrie-Dreckloch wie Hermosillos gehören die Fabriken jemandem, und solches seelenknechtende Elend entsteht nicht, ohne dass jemand daran verdammt gutes Geld verdient. Nunez’ Vater gehörte das Stahlwerk, und hier war er aufgewachsen. Natürlich war die Familie nicht lange geblieben, als sie genug Geld hatte, um abzuhauen. Wer würde das schon tun? Heutzutage wohnten sie in Guadalajara, und Nunez senior flog nur ab und zu mal hierher, um in der Fabrik nach dem Rechten zu sehen, die nur noch eins von vielen Projekten im Norden des Landes war. Nunez junior hatte sein Atelier auf der Baja California, zwei Autostunden südlich von Tijuana.

    Harry hatte aber gewusst, dass Nunez nicht zu Hause bei Mama abtauchen würde. Zu offensichtlich, auch wenn er sich von Papas Geld sicher etwas Schutz versprochen hätte. Hermosillos war so gut wie zu Hause. Hier kannte Nunez sich aus, wahrscheinlich besser als sonstwo auf der Welt; außerdem war die Stadt abgelegen, anonym und unauffällig. Wer würde ihn schon in diesem deprimierenden Betonlabyrinth suchen, hatte er sich bestimmt gedacht. Und wie wollte ihn überhaupt jemand finden, wenn er nur die Klappe hielt?
    Tja, leider ist es so, dass die Leute Dinge sehen und hören, dass ihnen Dinge auffallen, ob man jetzt untergetaucht ist oder nicht. Und vielleicht kann man selbst die Klappe halten, aber man kann nicht alle anderen dazu bringen, schon gar nicht in einer Stadt, wo ein paar Dollar die Leute schnell gesprächig machen. Außerdem wurde es langsam Zeit. So sehr er sich über Alessandros Impulsivität ärgerte, wusste Harry doch, dass geduldig sein nicht unbedingt herumsitzen und in der Nase bohren hieß. Genauso wenig hieß jemandem Zeit lassen, bis er Ergebnisse vorweisen kann, sich von irgendeinem Arschloch an der Nase herumführen lassen. Und sein sogenannter Informant hatte schon eine Menge Zeit gehabt.
    Harry parkte am Straßenrand und ging in die Bar, die für hiesige Verhältnisse richtig vornehm war und einen auf Nightclub machte. Das hieß aber auch nur, dass es eine briefmarkengroße Tanzfläche mit Sofas zu drei Seiten gab, ein billiges Soundsystem, das nichts als Ricky Martin und Gloria Estefan spielte, und dass der Laden erst zumachte, wenn der letzte Säufer ins Koma gefallen war. Hauptsächlich war der Status des Lokals aber daran zu erkennen, dass die Männer hier nicht alle Schlangenlederstiefel, hautenge Jeans und Cowboyhüte trugen. Ach ja, und daran, dass es hier Frauen gab, die vielleicht keine Nutten waren.
    Martinez saß auf einem der Sofas und unterhielt sich mit zwei Mädchen, die wohl gerade trinken durften, aber noch so jung waren, dass sie sich von einem Loser wie ihm beeindrucken ließen. Der
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