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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Brookmyre
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ihn nichts an.«
    »Okay.«
    Zal ging zur Tür.
    »Hey, Junge!«, rief Harry ihm hinterher.
    »Ja?«
    »Ist Hannigan festgenommen?«
    »Ja.«
    »Scheiße. Naja, hab ich mir schon gedacht, aber …«
    »Was?«
    »Du weißt nicht zufällig, wo man in dieser Stadt ’nen anständigen Blowjob kriegen kann?«

Zugabe
    Angelique trat aus dem verrauchten, lauten Pub in die ruhige, regenfrische Nacht. Sie hatte nicht bleiben können. Alle hatten darauf bestanden und ihr einen Drink nach dem anderen ausgeben wollen, aber sie musste raus. Sie hatte gesagt, sie würde zur Toilette gehen, und war nicht mehr wiedergekommen.
    Sie war einfach nicht so in Feierlaune gewesen wie die anderen und fühlte sich eher wie bei einer Totenwache. Sie hatten Hannigan geschnappt. Hipp, hipp, hurra! Zwei Millionen in bar und eine gestohlene Statue, dazu noch eine identische Kopie voller Kokain und mit einem einzelnen, blutigen Einschussloch. Kein Alessandro, aber ganz perfekt lief es eben nie, und niemand beschwerte sich. An diesem Abend, der sich hauptsächlich durch Fehlentscheidungen und geballte Unfähigkeit ausgezeichnet hatte, hatte ihnen doch noch jemand diesen Riesenerfolg in den Schoß fallen lassen, der jetzt für immer fort war.
    Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es so enden würde, aber erst, als sie die zweite Statue in der sonst leeren Garage gesehen hatte, hatte sie verstanden, dass es schon geendet hatte. Alles war vorbei, alles, und ihre Kollegen wollten, dass sie mit ihnen feierte.
    Anders als nach Dubh Ardrain wurde sie von allen als Heldin gelobt, und von Shaw am lautstärksten. Das gab ihr aber nur umso mehr das Gefühl, dass sie rausmusste. Ihre Kollegen wollten ihr das Gefühl geben, dazuzugehören, aber nach all den Jahren der isolierten Rebellion bewiesen ihr genau diese Bemühungen, dass sie es eben nicht tat.

    Weihnachten ist eine Zeit der Wunder, sagt man. Sie war nicht gläubig, aber als in gelbem Licht das unerwartete Wort › TAXI ‹ aus dem Dunkel erschien, nahm sie es gerne an. Sie stieg ein und lehnte sich zurück, als der Wagen wieder losfuhr. Es kam ihr wie eine Flucht vor. Sie starrte in die regnerische Nacht. Die Gebäude, Parks, Statuen und Denkmäler der Stadt waren ihr so vertraut wie ihr Spiegelbild und genauso unerreichbar fern wie die reflektierte Welt.
    Sie musste eine Entscheidung treffen. Nein, das stimmte eigentlich nicht. Sie musste nur akzeptieren, dass die Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen worden war. Sie musste sie nur weiterleiten.
    Das Taxi lieferte sie bei ihrer Wohnung ab. Als sie die Treppe hinaufging, hörte sie die Musik von mindestens vier Partys in der Nachbarschaft.
    »Frohe Weihnachten.«
    Sie war gerade auf ihrer Etage angekommen und schaute auf. Da saß Zal, nass und die Arme um die Knie geschlungen, auf ihrer Fußmatte und zitterte leicht.
    »Ich dachte, du wärst weg.«
    »Sollte ich auch sein. Meinen Flug hab ich auf jeden Fall verpasst. Ich musste dich noch einmal sehen, und wenn auch nur, um mich zu verabschieden.«
    »Du weißt, dass ich dich jetzt festnehmen könnte?«
    »Lass meinetwegen heute Abend mein Gethsemane werden, Angelique. Schon für den Kuss wäre es mir das wert.«
    Sie küsste ihn nicht und nahm ihn auch nicht fest, sondern öffnete die Tür und ließ ihn herein. Sie setzten sich ins Wohnzimmer, wo Angelique ihnen beiden zum Aufwärmen einen Single Malt einschenkte.
    »Alessandro ist tot, oder?«, fragte sie.
    Zal nickte.
    »Du hast ihn umgebracht? Ging’s bei der ganzen Sache darum? Rache?«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht. Das war American Harry.«

    »Wer?«
    »Einer der wichtigsten Mitarbeiter der Estobals. Es war ein interner Putsch. Aber du hast recht. Mir ging’s nur um die Rache.«
    Während sie an ihrem Whisky nippten, erklärte Zal das Ganze von der ersten Idee bis zum Showdown.
    »Ich hatte auch andere Pläne, andere Ansätze«, fuhr er fort. »Aber bei diesem hier passte alles zusammen. Wir wollten das Ganze erst in Kanada durchziehen, aber als Tom letztes Jahr seine neue Stelle antrat, haben wir das als Wink des Schicksals verstanden. Ich würde endlich nach Glasgow kommen.«
    Thomas White würde nichts nachgewiesen werden können, warnte Zal, und da Nunez (neben den hübschen Waffenattrappen) bereits eine dritte Statue vorbereitet habe, würde das Museum keinen Ausstellungstag verpassen müssen. Die einzigen Verlierer waren die Gangster und die armen Trottel von F& CK , die White schon als geeignete Sündenböcke erkannt
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