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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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dadurch vielleicht jemanden herausfordern, wenn Ihr Euch nicht damit zu schützen wüsstet?«
    Sie lächelte leicht, bemerkte das spitzbübische Blitzen von Desmos’ Augen und wandte sich wieder dem fernen Ufer zu.
    »Ihr beeindruckt mich, Rote Sonja.«
    »Ihr wiederholt Euch, Desmos.«
    »Wart Ihr je verheiratet?«
    »Findet Ihr diese Frage nicht ein wenig zu persönlich?«
    »Ich möchte es eben gern wissen. Ich war schon dreimal verheiratet.«
    »Ich nie.«
    Desmos schien sich ein wenig zu entspannen.
    »Deshalb fühlt Ihr Euch offenbar gleich besser?«
    »Ich wäre entsetzlich eifersüchtig gewesen.«
    Eine weitere höfische Schmeichelei – aber diesmal fühlte Sonja sich nicht wohl dabei. »Solltet Ihr vielleicht beabsichtigen, mich zu fragen, ob ich Eure Frau werden will, Desmos, dann ist die Antwort nein.«
    Das versetzte ihm sichtlich einen Schlag. Er erbleichte und einen Moment verriet seine Miene eine Mischung aus Ärger und Enttäuschung. Er bemühte sich jedoch, seine Fassung schnell wieder zu finden und sich gleichmütig zu geben. »Ihr meint, Ihr könnt Euch auch mit viel Phantasie nicht vorstellen, je meine Frau zu sein?«
    »Nicht Eure, noch sonst jemandes.«
    »Das meint Ihr doch nicht ernst!«
    Sonja blickte ihn fest an. »Ich finde Eure Gesellschaft sehr angenehm, Desmos. Verderbt mir die Freude daran nicht.«
    »Das habe ich keineswegs vor.«
    »Ihr tut es jedoch, selbst wenn Ihr es nicht wollt.«
    »Dann verzeiht mir.«
    »Es sei Euch verziehen.« Sonja grinste, was Desmos sehr erleichterte. Er tätschelte ihre Hand, um ihr gutes Verhältnis zueinander wiederherzustellen.
    Sie entzog ihm die Hand. »Ihr tut es schon wieder.«
    Desmos seufzte. Er sah, wie die Dame, deren Fasan Sonja gegessen hatte, mit einer Dienerin in ihre Richtung spazierte. Als sie Desmos und Sonja an der Reling entdeckte, drehte sie sich hastig um und ging den Weg zurück, den sie gekommen war; dadurch überraschte sie die Sklavin, die sich bemüht hatte, mit ihr Schritt zu halten, um ihr mit dem Fächer Kühlung zu verschaffen.
    Desmos gluckste und stupste Sonja an, die, als sie sich umdrehte, gerade noch sah, wie die Dame hastig verschwand.
    »Dumme Gans«, murmelte Sonja gereizt. .
    »Das ist Lady Arure. Sie ist …«
    »… nicht die Anstrengung wert, die es kostet, auch nur ihren Namen zu nennen«, sagte Sonja fest. Sie wandte sich wieder dem Wasser zu. Die stumpfen Farben am Ufer des Shirki sahen kühl und wild und einladend aus, waren Teil der echten Welt. Sonja blickte weiter voraus, über den Bug hinaus, zum südlichen Horizont und sah einen Flecken dunkleren Grünbrauns.
    »Eine Insel?« wunderte sie sich laut.
    Desmos schwieg. Sonja drehte sich zu ihm um und sah, dass sein Gesicht sich verfinstert hatte. – »Was ist das für eine Insel?« fragte sie.
    Desmos’ Stimme klang gedämpft, als er antwortete. »Es ist die Insel.«
    »Was für eine Insel?«
    »Ihr voller Name ist Os Harku, aber sie wird gewöhnlich nur ›die Insel‹ genannt.«
    »Ich habe noch nie von ihr gehört.«
    »Es ist eine Strafkolonie.«
    Bei Desmos’ seltsamem Ton blickte sie ihm in die Augen. Was sah sie dort? Schmerz? Schuldbewusstsein?
    »Eine Strafkolonie?«
    »Ja. Einige von Aquiloniens schlimmsten Verbrechern sind dorthin verbannt: Gewalttäter, Kriegsgefangene, Hochverräter.«
    Sonja runzelte die Stirn.
    »In meiner Stellung als Leiter des Obersten Gerichts«, fuhr Desmos fort, »habe ich etwa ein Viertel der Leute dort auf die Insel geschickt.«
    »Und das beunruhigt Euch?«
    »Manchmal.«
    Sonja beobachtete ihn.
    »In dieser Stellung bin ich fast ständigem Druck ausgesetzt, Sonja«, fuhr Lord Sir Desmos fast eintönig fort. »Vielleicht beeindruckt und erfreut Ihr mich deshalb so sehr, und ich fühle mich möglicherweise aus diesem Grund so sehr von Euch angezogen. Ich kann, beispielsweise, offen zu Euch sprechen – wie ich es jetzt tue – und Ihr argwöhnt keinen Verrat oder irgendwelche verborgenen Motive dahinter. Das Gericht kann ein solcher Schauplatz von Verlogenheit sein. Ich habe das Gesetz immer geachtet. Ohne Gesetz keine Gesellschaft. Gerechtigkeit ist, was den Menschen zu mehr als einem Tier macht. Das war stets meine Überzeugung. Und durch meinen Eifer – den manche vielleicht sogar Skrupellosigkeit nennen –, das Gesetz zu vertreten, erlangte ich meine jetzige hohe Stellung.«
    Desmos machte eine Pause.
    »Aber …?« fragte Sonja.
    »Aber«, er seufzte und blickte auf die Wellen. »Aber als mein eigener
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