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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Geschmeide überladene Frau zu ihrem dünnen Gemahl – und gerade laut genug, dass auch andere es hören mussten.
    Sonja betrachtete sie über den Fasanenschenkel, an dem sie gerade kaute. »Ja, es ist köstlich und besonders gut, weil es im Freien gegrillt wurde und nicht auf einem stickigen Herd gebraten. Wenn Ihr Eures nicht aufessen könnt, bin ich gern bereit, es für Euch zu tun.«
    Schockiert wandte die feine Dame sich ab und blickte betont in eine andere Richtung. Sonja unterdrückte ein Grinsen. Sir Desmos’ dünner Schnurrbart zitterte leicht.
    Sonja streckte die Hand halb nach dem Fasan der Dame aus, hob fragend die Brauen und wartete. Über diesen Mangel an Tischsitte bei der ungerührten Kriegerin noch schockierter, erblasste die Dame noch mehr und blickte fast um Beistand flehend die fette Witwe zu ihrer Linken an. Sir Desmos hob eine, nicht weniger als sein Bärtchen zitternde Hand an seine Lippen. Sonja zuckte die Schulter, nahm sich das Fasanenstück und legte es auf ihren eigenen Teller.
    Die Männer am unteren Teil der Tafel brachen in schallendes Gelächter aus.
    Sonja spielte ihre Rolle weiter und wandte sich unschuldigen Blickes an einen älteren Mann mit teigigem Gesicht am Tisch ihr gegenüber: »Findet Ihr nicht auch, dass eine solche Reise den Appetit gewaltig erhöht?«
    Er hatte noch keinen Bissen angerührt, und die Farbe seines Halses, die sich allmählich bis zu den Wangen ausbreitete, verriet, dass diese Reise die genau umgekehrte Wirkung auf ihn hatte.
    »Wie sieht es bei Euch aus, Desmos, ist Euer Appetit hier nicht ebenfalls größer?«
    »Oh, ganz gewiss, Sonja.«
    Sie sah, wie er sich bemühte, nicht laut herauszuplatzen vor Lachen. »Ja, es geht eben nichts über die Fahrt auf einem Fluss oder dem Meer, mit den herrlichen Wellen, die das Schiff schaukeln, und der guten frischen Luft. Ich habe dann immer einen solchen Hunger, dass ich alles in meiner Reichweite essen möchte und mir noch ganze Haufen von Nachspeise dazu wünsche, und guten Wein und viel Bier, um alles hinunterzuspülen, und …«
    Der bedauernswerte ältere Mann ihr gegenüber würgte, schlug die Hände vor den Mund und warf seinen Stuhl herum, in seiner plötzlichen Eile, zur Reling zu gelangen.
    Die feine Dame, deren Fasan sich Sonja angeeignet hatte, verlor die Fassung. Sie leerte ihren Wein in einem Zug und ließ sich brummelnd über die Art von Leuten aus, die gewisse Aquilonier heutzutage an Bord ihrer Schiffe nahmen.
    Lord Sir Desmos gluckste, dann errötete er leicht und blickte hastig zum vorüberziehenden Ufer. Die Männer am unteren Tischende konnten sich nun gar nicht mehr beherrschen. Sie wieherten vor Lachen, bis ihnen die Tränen kamen.
    Mit völlig harmlosem Gesicht, ohne auch nur ein heimliches Lächeln, kaute Sonja ruhig ihr Frühstück und spülte es mit Wein hinunter.
     
    »Erzählt mir von Euch«, bat Sir Desmos. »Erzählt mir, wer Ihr seid.«
    Die Sonne stand hoch, aber Wolken zogen auf, und die schwache Brise brachte kühle Luft mit sich. Sonja lehnte an der Steuerbordreling und schaute aufs Wasser, das in gleichmäßigen Wellen gegen die Schiffshülle schlug.
    »Ihr wisst, wer ich, bin.«
    »Ich kenne Euren Namen, aber ich möchte etwas über Euer Leben wissen – wer Ihr seid, was Ihr seid.«
    »Warum?« Sonja drehte sich nicht zu ihm. um, aber sie spürte seine Augen auf sich.
    »Weil Ihr mich interessiert. Ihr beeindruckt mich. Ich mag Euch.«
    Sonja lächelte schief. »Ihr kennt mich nicht gut genug, mich zu mögen oder nicht zu mögen, Desmos. Vielleicht mögt Ihr gewisse Eigenschaften an mir.«
    »Gut, dann gewisse Eigenschaften, wenn Ihr wollt, wie Eure Schlagfertigkeit, Euren scharfen Verstand, den Ihr soeben bewiesen habt.«
    »Vielleicht reizt Euch an mir gerade, dass Ihr nicht viel über mich wisst.«
    Desmos lachte. »Möglich. Aber ich glaube nicht, dass ich Euch nicht mehr mag, wenn ich Euch besser kennen lerne.«
    Sonja blickte ihn an, schwieg jedoch.
    »Warum tragt Ihr solche Rüstung?«
    »Warum tragen Krieger denn Rüstung?«
    »Nun, Eure ist nicht gerade von der Art, wie Krieger sie üblicherweise wählen. Ihr sagtet, Ihr kommt von Hyrkanien. Seid Ihr dort geboren?«
    »Ja.«
    »Wie habt Ihr es geschafft, eine solche Fertigkeit mit dem Schwert zu erlangen?«
    Sonja drehte sich an der Reling ein wenig um. »Woher wollt Ihr wissen, dass ich mit dem Schwert umgehen kann?«
    »Das müsst Ihr wohl, sonst würdet Ihr es nicht tragen. Denn warum solltet Ihr damit angeben und
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