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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
Autoren: Jules Verne
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Ueberreste gesehen hatte; es hatte auch die Walfische aufgeschlitzt, die da und dort todt auf dem Meere trieben. Dasselbe hatte sich auch auf den »Repton« gestürzt und ihn hinabgezogen, und hatte auch den »Saint Enoch« gepackt, den es in seinen furchtbaren Banden festhielt.
    Bourcart, der Cabidoulin’s Worte gehört hatte, fragte sich, ob dessen Erklärungen nicht eine Panik hervorrufen würden. Der Obersteuermann und die Officiere verließen mit ihm den erhöhten Theil des Hinterdecks.
    Es war die höchste Zeit… vielleicht gar schon zu spät!
    Der Schreck drohte den Mannschaften ihre Kaltblütigkeit zu rauben. Der Gedanke, sich in der Gewalt eines unbekannten, furchtbaren Thiers zu befinden, machte sie aufsässig gegen die Einreden und die Befehle ihres Kapitäns. Sie hörten dann wohl auf nichts mehr und suchten sich schon in die Boote zu retten. Einzelne ihrer Vormänner, die den Kopf verloren hatten, gingen darin mit ihrem Beispiele voran.
    »Halt!… Halt!… rief der Kapitän Bourcart. Dem ersten, der das Schiff zu verlassen versucht, zerschmettere ich den Kopf!«
    Durch das Fenster seiner Cabine ergriff er einen darin auf dem Tische liegenden Revolver.
    Heurtaux und die Lieutenants Coquebert und Allotte schlossen sich ihrem Vorgesetzten an. Meister Ollive mengte sich unter die Matrosen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Kapitän King… auf den hörten seine Leute überhaupt nicht mehr.
    Wie sollte man aber die Leute im Zaume halten, die sich vor dem Gedanken entsetzten, durch ein Ungeheuer in die Abgründe des Oceans versenkt zu werden!
    Jetzt erfolgten auch neue Stöße, die das Schiff so erschütterten, daß es von einer Seite zur anderen schwankte. Die Masten ächzten und knarrten in ihrer Spur. Einige Pardunen rissen entzwei. Die Ruderpinne wurde so heftig hin und her geworfen, daß eines der Raabänder zersprang, und das Rad drehte sich mit solcher Gewalt, daß es zwei kräftige Männer nicht hätten festhalten können.
    »In die Boote!… In die Boote!«
    So ertönte der allgemeine Ruf, und doch hätten in den Booten gar nicht alle Platz finden können.
    Bourcart sah ein, daß er nicht mehr Herr an Bord sein werde, wenn er gegen den Urheber der Unordnung nicht mit aller Strenge einschritt. Er trat also auf den am Großmast stehenden Böttcher zu.
    »Sie sind es, Cabidoulin, donnerte er ihn an, den ich für alles Kommende verantwortlich mache!
    – Mich… Kapitän?
    – Jawohl. Sie allein!«
    Dann wendete er sich an den Meister Ollive.
    »Legt ihn in Eisen, und hinunter mit ihm in den Frachtraum!«
    Da und dort wurde ein leiser Widerspruch laut. Der Böttcher aber antwortete mit ruhiger Stimme:
    »Mich… in Eisen legen… Kapitän? Etwa weil ich die Wahrheit gesprochen habe?
    – Die Wahrheit? rief Bourcart.
    – Ja, die Wahrheit!« wiederholte Jean-Marie Cabidoulin.
    Und wie um seine Worte zu bestätigen, hob sich das Schiff in einer starken Schlingerbewegung eben seiner ganzen Länge nach. Gleichzeitig wurde einige Kabellängen weit im Süden ein entsetzliches Fauchen hörbar, dann thürmte sich eine furchtbare Woge an dem »Saint Enoch« auf, und mit unberechenbarer Geschwindigkeit wurde er über die Meeresfläche hingerissen.
Vierzehntes Capitel.
Gen Norden.
    Wohin trieb nun, den Bug einmal nach Nordosten, das anderemal nach Nordwesten gewendet, der »Saint Enoch« unter der Wirkung eines Motors von unglaublicher Kraft, der an seine Seiten geheftet war?
    Bei der tiefen Dunkelheit ließ sich gar nichts erkennen. Der Kapitän Bourcart und seine Officiere bemühten sich vergebens, sich wenigstens über die Richtung klar zu werden. Die Mannschaft war wie vom Schrecken gelähmt. Kein einziges Boot mehr hing an den Dävits, da deren Seile in dem Augenblick gerissen waren, wo sich das Schiff in Bewegung setzte.
    Der »Saint Enoch« flog inzwischen mit so rasender Schnelligkeit dahin, daß die Leute durch den Druck der Luft fast niedergeworfen worden wären. Sie mußten sich deshalb längs der Schanzkleidung ausstrecken, am Fuße der Masten anklammern oder sich an Blöcken halten, und auf dem erhöhten Hinterdeck konnte niemand bleiben, ohne die Gefahr, über Bord geschleudert zu werden. Die meisten Matrosen flüchteten sich aber ins Volkslogis oder suchten unter dem Vorderkastell Schutz zu finden. Bourcart, der Kapitän King, der Doctor Filhiol, der Obersteuermann und die beiden Lieutenants zogen sich in die Cajüte zurück. Auf dem Deck zu verweilen, war mit zu großer Gefahr verbunden, da
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