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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem man in Petropawlowsk berichtete, diese Verwüstungen angerichtet hätte?
    – Das ist nicht nur möglich, sondern mehr als wahrscheinlich, erklärte der Lieutenant Allotte, wenn es unser Kapitän und der Doctor auch nicht zugeben wollen.
    – Ich bitte Sie, Lieutenant! erwiderte der Arzt, so lange ich es nicht gesehen, nicht mit meinen eigenen Augen gesehen habe, glaub’ ich nimmermehr daran!
    – Jedenfalls, richtete Bourcart das Wort wieder an den Kapitän King, schreiben Sie den Verlust des »Repton« doch nicht dem Angriffe eines Kraken, eines Calmars oder einer Seeschlange zu?
    – Nein, antwortete der Kapitän King, nein, ich wenigstens nicht. Und doch soll unser Schiff, nach der Behauptung mehrerer meiner Leute, von riesigen Armen, von furchtbaren Scheren gepackt und dadurch zum Kentern und zum Versinken gebracht worden sein. Die Leute sprachen davon, als wir in den Booten nach dem »Saint Enoch« suchten.
    – Oh, fiel Bourcart ein, die Reden Ihrer Matrosen werden wohl auch bei mir an Bord ein Echo finden. Die Mehrzahl unserer Mannschaft hat sich zu dem Glauben bekehren lassen, daß solche Ungeheuer existierten. Der Böttcher hat niemals aufgehört, ihnen allerlei Geschichten darüber vorzupredigen. Seiner Ansicht nach ist die Zerstörung des »Repton« einem ganz außergewöhnlichen Thiere zuzuschreiben, einem Geschöpfe, das halb Octopus, halb Schlange wäre. Bis zum Beweise des Gegentheils beharre ich freilich dabei, daß unsere Fahrzeuge auf neuentstandene Riffe aufgefahren sind, die auf den Seekarten des Stillen Oceans noch nicht eingezeichnet sind.
    – Daran ist meiner Ansicht nach gar nicht zu zweifeln, setzte der Doctor Filhiol hinzu, mag Jean-Marie Cabidoulin darüber fabulieren, was und wieviel er will!«
    Es war inzwischen neun Uhr abends geworden. Die Hoffnung, daß der »Saint Enoch« in der Nacht loskommen könnte, ließ sich kaum noch aufrecht erhalten. Die Fluth blieb ja, wie schon erwähnt, hinter der vorhergehenden Tide zurück. Um indeß nichts zu vernachlässigen, ließ der Kapitän Bourcart die Boote aussetzen und mit den stärksten Spieren versorgen. Es war ja nutzlos, an eine weitere Erleichterung des Schiffes zu denken, ohne von den Masten die Stengen und die Bramstengen niederzuholen. Das wäre eine schwere Arbeit gewesen, und angenommen, daß der »Saint Enoch« dadurch flott würde, was mußte aus ihm werden, wenn ihn das bevorstehende schlechte Wetter fast entmastet überraschte? Am nächsten Tage jedoch, wenn der Nebel verschwand, wenn die Sonne eine genaue Ortsbestimmung ermöglichte und man die allgemeine Sachlage übersehen konnte, sollte eine weitere Entscheidung getroffen werden.
    Uebrigens dachten Bourcart und seine Officiere gar nicht daran, sich Ruhe zu gönnen. Auch die Mannschaften lagen ausgestreckt auf dem Deck, ins Volkslogis hinunter hatte sich keiner begeben. Die Unruhe hielt die Leute wach.
    Nur einige der Leichtmatrosen hatten vergeblich gegen den Schlaf angekämpft. Auch Donnerschläge hätten sie nicht erweckt, so wenig wie die meisten Matrosen des »Repton«, die vor völliger Erschöpfung eingeschlafen waren. Der Meister Ollive ging mit großen Schritten auf dem Hinterdeck hin und her, während sich eine Gruppe von fünf bis sechs Matrosen um den Böttcher gesammelt hatte, und was dieser erzählte, das kann man sich ja leicht genug vorstellen.
    Die in der Cajüte gepflogene Unterhaltung lief auf das gewöhnliche Ergebniß hinaus, wonach die einen das Vorkommen eines solchen Ungeheuers, wie es gesehen worden sein sollte, hartnäckig behaupteten und die anderen es ebenso bestimmt ableugneten. Der Doctor Filhiol und der Lieutenant Allotte kamen bei dem Gespräch schon ein wenig in die Hitze.
    Da fand der Streit unerwarteterweise ein schnelles Ende.
    »Achtung!… Achtung! rief Heurtaux, der blitzschnell aufgesprungen war.
    – Das Schiff hat sich gehoben, setzte der Lieutenant Coquebert hinzu.
    – Es wird flott werden… es schwimmt schon!« versicherte Romain Allotte, dessen Klappsessel, auf dem Fußboden hingleitend, unter ihm fast verschwand.
    Der Rumpf des »Saint Enoch« war durch mehrere Stöße erschüttert worden. Es schien so, als ob der auf der Oberfläche des Risses hinstreichende Kiel sich gehoben hätte. – Das Schiff schwankte wiederholt nach Back-und nach Steuerbord und nahm nicht mehr die stark geneigte Lage ein, wie vorher.
    In einem Augenblicke waren Bourcart und die Uebrigen aus der Cajüte hinausgestürmt.
    Inmitten der schwarzen

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