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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin
Autoren: Pia Rosenberger
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Belange Bescheid wusste als sie selbst. Ihre Freundin aber wurde unter ihrem schwarzen Scheitel dunkelrot.
    »Nun.« Verlegen wischte sich Renata die Hand an ihrer Schürze ab und steckte sich eine verirrte Haarsträhne unter die Haube. »Kommt einfach rein und esst ein Brot mit frischer Wurst mit mir.«
    Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Im Nu hatte Renata die ganze Unordnung vom Tisch geräumt, Platz auf ihrer Bank geschaffen und einen Laib Brot mit Griebenwurst aufgetragen. Während sie einen Sud aus Melissenblättern aufbrühte, kümmerte sich Lena um die Brotscheiben.
    »Für Franz auch?«, fragte sie, hielt sich den Laib vor den Bauch und säbelte mit dem Messer eine dicke Scheibe ab.
    »Natürlich, mindestens drei!« rief Renata vom Herd her. »Er wächst gerade!«
    Als der Sud fertig war, setzte sie sich zu ihnen und goss die dampfende Flüssigkeit in drei Tonbecher. »So ein Umzug macht durstig«, sagte sie, seufzte und verbrannte sich an dem heißen Getränk fast den Mund.
    Krachend biss Lionel in eine Brotscheibe. »Köstlich, Renata.«
    »Davon kann ich mindestens fünf Scheiben essen«, sagte Lena mit vollem Mund.
    Renata lachte. »Tu dir keinen Zwang an. Ich habe reichlich von allem.« Sie beugte sich vor und schaute Lena prüfend ins Gesicht. »Deine Male sind sehr gut verheilt. Soweit ich sehe, werden keine Narben zurückbleiben. Aber nimm die Creme ruhig so lange, bis sie aufgebraucht ist!« Warum musste sie ausgerechnet jetzt die schlimme Zeit mit Roteneck erwähnen? Lena brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Lionel nahm ihre Hand und drückte sie sanft. »Und nun erzählt, Renata. Welches Leben habt Ihr gewählt?«
    Sie schaute Lena in die Augen. »In der Zeit, als du gefangen warst, hat sich auch für mich einiges neu entschieden.«
    » Ihr habt Euch neu entschieden!«, verbesserte Lionel. Renata nickte zögernd. »Ihr wisst ja beide, dass der Hardenberger seit dem Sommer wie ein hungriger Kater um mein Haus herumgestrichen ist. Und, nun ja, er interessierte sich tatsächlich nicht nur für den ermordeten Dominikaner. Ihm ist die Frau vor zwei Jahren gestorben, und seine Mutter zieht ihm seine vier Kinder groß. Und als ich im Herbst den Valentin in meinem Keller in der Stadt versteckt habe, da hat er mir einen Antrag gemacht. So nebenbei. Als er eigentlich die Falltür suchte. Er hält mich wohl für eine gute Mutter und auch sonst für ganz brauchbar. Weil ich Scharlach kurieren kann und ein anständiges Essen koche.« Renata lächelte schief.
    »Das tust du, aber muss es wirklich ausgerechnet der Hardenberger sein?«, fragte Lena. Sie vergaß zu kauen und verschluckte sich. Lionel klopfte ihr gelassen den Rücken.
    »Das dachte ich auch! Aber er hat meinen Vater überzeugt, der es plötzlich erstrebenswert fand, seine Tochter auf einer Burg regieren zu sehen.«
    »Und jetzt wirst du tatsächlich Burgherrin?« Lena wurde vor Aufregung ganz heiß.
    »Nicht ganz.« Renata trank einen Schluck von ihrem heißen, erfrischenden Sud und rührte dann stirnrunzelnd einen Löffel Honig hinein. »Als Anton Appenteker davon erfuhr, war er todunglücklich. Ich habe ihn gefragt, warum. Und da hat er mir gestanden, dass er mich nicht ziehen lassen will.«
    Lionel lehnte sich zurück und zwinkerte Lena zu, die sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Zwei Bewerber, die nach so langer Witwenzeit bei Renata Schlange standen! Wie schnell sich die Dinge wenden konnten.
    »Und wen nimmst du jetzt?«, fragte sie neugierig.
    Renata legte den Kopf erst nach rechts und dann nach links, und das kleine Lächeln wurde breiter. »Der Hardenberger, er ist so raubeinig und wird so schnell wütend. Und was würde aus Franz inmitten seiner adligen Kinderschar? Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich für Anton entschieden. Er ist zwar gut zehn Jahre jünger als ich, aber ich mag ihn gern, und er wird dem Franz ein guter Ziehvater sein. Und außerdem will ich die Apotheke nicht aufgeben.«
    »Das sind ja Neuigkeiten!« Lena beugte sich über den Tisch und legte die Arme um ihre Freundin, während Lionel geistesgegenwärtig zugriff und den dampfenden Krug vorm Umfallen bewahrte. »Herzlichen Glückwunsch!«
    Lachend setzten sie sich, und Renata sah in diesem Moment fast so jung aus wie ihr Bräutigam. In diesem Moment sprang die Tür auf. Franz galoppierte in den Raum und stolperte fast über Lionels lange Beine. Seine Mutter packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran.
    »Jetzt sagst du erst einmal
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