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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung
Autoren: Hubert Haensel
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seine Deckung aufgeben, gefolgt von einem schräg von unten herauf geführten Hieb, und die Spitze des Schwertes drang dem einen Gegner in die Brust. Te Nauk sprang rasch zurück, dennoch streifte der Kampfhammer des anderen seine linke Schulter und verursachte einen stechenden Schmerz, der ihn benommen taumeln ließ. Nur undeutlich nahm Oggrym wahr, daß der Dämonenkrieger erneut ausholte. Im letzten Moment ließ er sich fallen, und der Kampfhammer schmetterte hinter ihm gegen einen Baum. Es gab ein kurzes, splitterndes Geräusch, dem ein überraschter Ausruf folgte. Aus wenig mehr als fünf Schritt Höhe brach die dicht belaubte Krone herab. Vergeblich versuchte der Angreifer auszuweichen. Die Äste behinderten ihn, und ehe er sich aus dem Gewirr befreit hatte, schlug te Nauk zu.
*
    Barborur hatte darauf verzichtet, den kürzesten Weg durchs Moor einzuschlagen und lieber einen Umweg von einem halben Tag in Kauf genommen. Der schwankende, trügerische Boden des Sumpfgeländes behagte ihm nicht.
    Hin und wieder sah er schwarzgekleidete Reiter wie Schemen zwischen den Bäumen auftauchen. Aber sie kamen nie so nahe, daß sie ihn ebenfalls entdeckt hätten. Irgend etwas war anders als sonst, eine seltsame Unruhe erfüllte den Wald. Der Taetz bekam nicht ein einziges der im Gehölz lebenden kleinen Geschöpfe zu Gesicht. Ob sie sich vor den Mangokriegern verborgen hatten? Im Grunde genommen war es ihm egal, solange niemand ihn daran hinderte, zur Himmelsfestung zu gehen.
    Er hatte das Moor fast umrundet, als er sich zum erstenmal eine kurze Rast gönnte. Und das nicht von ungefähr, denn gerade an diesem Ort ragten etliche hohle Bäume auf. Die rauhen Winterstürme hatten ihre Wipfel längst abgebrochen, und die Stämme selbst waren rissig und ohne Rinde. Viele kleine Tiere beanspruchten diesen Bereich als Lebensraum; dem aufmerksamen Beobachter konnten ihre Spuren nicht entgehen. Doch Barborur interessierte sich weder für die pelzigen Nager noch für Erdkröten und Dachse, er fuhr sich schon mit der Zunge über die lederhäutigen Lippen, als er die faustgroßen Fluglöcher in den Bäumen suchte. Es waren mehr geworden, seit er zum letzten Mal hier war. Das aufgeschreckte, bösartige Summen beachtete Barborur nicht. Mit beiden Vorderpfoten machte er sich daran, eine der mit Wachs nahezu gänzlich verschlossenen Öffnungen aufzubrechen. Der schwere, süße Duft von Honig stieg ihm in die Nase und beflügelte seinen Eifer. Wächterbienen stürzten sich auf ihn, aber er machte sich nicht einmal die Mühe, sie wegzuscheuchen. Er lachte nur, denn sie konnten ihm nichts anhaben. Sein dichter Pelz und die Lederhaut schützten ihn vor den Stichen der wütenden Insekten. Vorsichtig, um die Waben nicht zu früh loszureißen, tastete er in die Höhlung hinein. Die ersten Bienen ließen sich auf seiner Schulter und im Nacken nieder und bildeten innerhalb weniger Augenblicke ein dichtes Knäuel zuckender Leiber. Langsam und bedächtig zog Barborur zwei Honigwaben heraus. Seine Tatzen waren schwarz von Bienen; auch auf den zerbrechlichen gelben Kammern wimmelte es. Er schüttelte sich, ließ ein unwilliges Brummen vernehmen und schlug mit der flachen Hand auf die Tiere ein, die ihn in einer dichten Wolke umschwirrten und ihm beharrlich folgten, als er schwerfällig davontrottete. Nach einer Weile war der Taetz es leid und begann, den lockeren Waldboden aufzuwühlen, um sich gleich darauf ausgiebig in der so entstandenen Kuhle zu wälzen. Tatsächlich ließen die Bienen endlich von ihm ab. Sein völlig verdrecktes Fell würde er allerdings im nächsten Wasserlauf säubern müssen.
    Wohlige Laute ausstoßend, sank Barborur ins Moos und brach die erste Wabe auf. Genießerisch schlürfte er den Honig, zwischendurch immer wieder über seine klebrig werdenden Tatzen leckend.
    Plötzlich zuckte er zusammen, schüttelte sich unwillig und kratzte sich im Nacken.
    Wenig später fuhr er erneut auf. Diesmal erhob er sich halb auf die Hinterläufe und blickte sich um. Ein drohendes Knurren drang aus seinem Rachen. Aber da war niemand, der die Unverfrorenheit besessen hätte, ihn zu stören.
    Barborur wollte sich eben wieder niederlassen, als ein kleiner Zapfen heranflog und ihn am Kopf traf.
    Keine zehn Schritte entfernt raschelte es im Gehölz. Er trottete darauf zu. Das Rascheln wiederholte sich. Barborur machte einen mächtigen Satz nach vorne, seine Pranken fegten die Äste auseinander. Aber da war nichts. Angespannt lauschte er; es war fast
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