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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
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Scarlett hinterher. »Uns auf diese Weise zu vergiften, nur damit du einen schwarzmagischen Zirkel bekommst?«
    Scarlett fuhr herum und stemmte die Hände in die Hüften. »Weißt du noch, was du mich im Missionshaus gefragt hast? ›Wer ist jetzt wohl Daddys Liebling?‹ Da hast du die Antwort.«
    Mit diesen Worten rannte Scarlett weiter in Richtung Ausgang und machte keine Anstalten mehr, langsamer zu werden oder auch nur zuzuhören.
    »Bring uns das Buch, meine Liebe«, rief Adam.
    »Ich wurde zu Unrecht angeklagt, aber das Buch wird uns befreien.« Das war Melanies neue, tiefe Stimme.
    Natürlich. Scarlett wollte das Buch der Schatten holen. Aber das würde Cassie auf keinen Fall zulassen. Die dunkle Macht rauschte noch immer durch ihre Adern– der Rest des bösen Zaubers. In ihrem Geiste griff sie danach und spürte die schwarze Energie in ihrem eigenen Blut und ihren eigenen Knochen. Dann hob sie die Hände und richtete ihre ganze Konzentration gegen Scarlett. »Noli fugere!«
    Sofort wurde Scarlett nach hinten geschleudert, als sei sie gegen eine Glasscheibe gerannt.
    Auf dem Boden liegend, wandte sie sich verblüfft zu Cassie um. »Du wagst es…«
    »Congelasco«, sagte Cassie und ließ Scarlett an Ort und Stelle erstarren.
    Dann hob Cassie ohne zu zögern die Hände gen Himmel. »Spelunca est ad carcerem!«
    Jetzt war niemand mehr außer Cassie in der Lage, die Höhle zu verlassen. Ein Aufschrei ging durch den Zirkel, während seine Mitglieder sich vergeblich bemühten, ihr zu folgen.
    »Sie verrät uns!«, schrie Diana.
    »Cassandra«, rief Adam mit erhabener Stimme. »Begehe keinen schrecklichen Fehler.«
    Aber keiner von ihnen konnte sie aufhalten, und so lief Cassie auf das Ufer zu, kletterte in eins der Boote und tauchte die Ruder ins Wasser. Sie ruderte mit aller Kraft, während sie immer wieder zum Höhleneingang zurückschaute. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und je weiter Cassie sich entfernte, desto mehr verschwamm die Silhouette der Höhle mit der Dunkelheit. Eine Dunkelheit, deren Schwärze Cassie einen Schauder über den Rücken jagte.

Kapitel Einunddreissig
    Schweißgebadet kam Cassie zu Hause an. Sie fröstelte vor Angst und keuchte vor Anstrengung. Sie war so schnell sie konnte gerudert, um von der Höhle des Grauens wegzukommen. Jetzt war sie in ihrem Zimmer vorerst in Sicherheit, aber sie war allein– so allein wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte ihre Freunde verloren und ihre einzige wahre Liebe. Nicht einmal ihre Mutter war zu Hause, aber selbst wenn sie es gewesen wäre– wie hätte Cassie ihr diese Verkettung schrecklicher Ereignisse erklären sollen? Zumal alles damit angefangen hatte, dass sie die Warnung ihrer Mutter missachtet hatte? Es war allein ihre Schuld. Und wenn überhaupt, dann konnte nur sie allein ihren Fehler wiedergutmachen. Jetzt gab es nur noch Cassie und das Buch.
    Sie wandte sich zum Schreibtisch um, wo es wie ein ganz normales Buch zwischen Bleistiften und losen Büroklammern lag. Aber es war kein ganz normales Buch– es war ein Wesen, so lebendig wie sie selbst. Sie nahm es in die Hand und setzte sich damit auf die Bettkante.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie es zum allerersten Mal in der Hand gehabt hatte. Seither war so viel passiert. Seither hatte Cassie so viele Fehler gemacht.
    Sie strich mit den Fingern über den alten Ledereinband des Buches. Ihre Mutter hatte gesagt, dass es in den falschen Händen extrem gefährlich sein könne. Aber damals hatte sie noch nicht gewusst, dass es selbst in den richtigen Händen extrem gefährlich war. Ihre Mutter hatte geglaubt, dass sie stark genug sei, um damit umzugehen, aber das war sie nicht gewesen. Cassie war nicht annähernd stark genug gewesen.
    Aber jetzt war sie es.
    Mit der Spitze ihres Zeigefingers fuhr sie über das eingeprägte Symbol auf dem Einband des Buches. Sie grub die Nägel in die Kerben, die bereits auf seiner Oberfläche waren. Das Buch fühlte sich immer noch unheilvoll in ihren Händen an, aber diesmal wusste sie genau, worauf sie sich einließ. Diesmal würde sie es richtig machen.
    Sie holte tief Luft und schlug das Buch auf, als wäre es das erste Mal. Sofort fiel ihr Blick auf die Worte auf der vergilbten Oberfläche des Büttenpapiers. Verschlungene Linien und archaische Symbole. Doch dann begannen die Zeilen, sich langsam zu verändern, sie verwitterten und verloren an Farbe, und plötzlich schienen die Schriftzeichen von der Seite emporzuschweben. Sie formten sich neu
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