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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
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Ihre uralten Reliquien lagen neben ihnen auf dem Boden.
    Adam umklammerte Cassies Hand fester und Cassie wiederum verstärkte ihren Druck auf Dianas Hand. Ihr leiser Atem und das kaum wahrnehmbare Geräusch ihrer Schritte waren ihr plötzlich überdeutlich bewusst. Und dann spürte sie, wie der Zauber, den sie gleich wirken würden, ihr Herz und ihre Lungen erfüllte. Wie er durch ihre Adern rauschte.
    Das ist es, dachte sie, und konnte sich kaum mehr beherrschen, die Worte nicht auf der Stelle hervorzustoßen. Die Worte, die jeden ihrer Wünsche, jede Hoffnung, jede Furcht und jedes Verlangen ausdrückten.
    Die Jäger verharrten ahnungslos vor dem Altar. Das Timing war perfekt. Die Worte, oder eigentlich Laute, die Cassie sich eingeprägt hatte, formten sich wie von selbst auf ihren Lippen– und auf den der anderen Zirkelmitglieder. Jeder von ihnen wirkte wie in Trance, verschmolzen mit dem Hexenjägerfluch.
    So schritten die zwölf weiter. Jetzt murmelten sie den Fluch, sie sangen ihn einstimmig und bewegten sich dunkel und allmächtig auf die Jäger zu.

Kapitel Neunundzwanzig
    Diese Magie war anders als alles, was Cassie je zuvor gewirkt hatte. Die Energie der Worte wogte zwar ebenso durch sie hindurch wie auf dem Schuldach, aber diesmal um ein Vielfaches machtvoller. Diese Magie war erfüllt von der Stärke des gesamten Zirkels. Die Höhle begann zu zittern und zu beben. Steine fielen zu Boden. Die Elemente schienen sich dem Willen des Zirkels zu unterwerfen.
    Erst da erwachten die Jäger aus ihrer Trance. Cassie sah das Entsetzen auf ihren Gesichtern und die Überraschung darüber, in ihrem sicher geglaubten Versteck angegriffen zu werden.
    Panisch packten die Jäger ihre Reliquien und begannen, dieselben Worte zu rezitieren wie auf dem Dach und im Wald. Die Reliquien ließen die Markierung eines jeden Zirkelmitglieds erglühen. Doch das war auch schon alles, was die Steinreliquien dem Fluch des Zirkels, der alle Abwehrmechanismen blockierte, entgegenzusetzen hatten. Mr Boylan schüttelte die Reliquie in seiner Hand wie eine Fernbedienung mit defekter Batterie, erzürnt darüber, dass sie nicht funktionierte.
    Verzweifelt hob er schließlich einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach Cassie. Die anderen Jäger folgten seinem Beispiel und schnappten sich, was immer ihnen in die Finger kam. Aber der Zirkel blieb unbeschadet. Wie von einem beschützenden Kraftfeld umgeben, wurden alle Gegenstände, die in ihre Richtung geflogen kamen, rechtzeitig abgewehrt. Die Macht des Zirkels war undurchdringlich.
    Cassie fühlte sich ruhiger und ihrer Magie sicherer als je zuvor. Und noch nie zuvor hatten alle Mitglieder des Zirkels so vereint an einem Strang gezogen. Vielleicht hatte Cassie sie alle unterschätzt, nicht zuletzt auch sich selbst.
    Die Jäger wurden immer schwächer. Scarlett hatte gesagt, dass es schnell und schmerzlos gehen würde und vorüber wäre, bevor die Jäger wüssten, wie ihnen geschehe. Der Fluch traf sie jetzt mit voller Wucht. Mr Boylan taumelte auf wackeligen Beinen hin und her, nicht länger imstande, auch nur die Arme zur Verteidigung zu heben. Die Haut auf seinem Gesicht und seinem Hals wurde aschfahl und verwelkte. Er schien vor Cassies Augen um Jahrzehnte zu altern.
    Der älteste Jäger, Jedediah, fiel auf die Knie und hielt sich den Kopf. Er raufte sich sein weißes Haar und öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Laut heraus. Sein Anblick erinnerte Cassie an ein berühmtes Gemälde– an dieses geisterhafte Gesicht, das vor Entsetzen den Mund aufriss. Wie auf dem Gemälde blieb der Schrei des alten Mannes stumm.
    Louvera, seine Tochter, hielt ihre steinerne Reliquie wie einen Schild und schwenkte sie hin und her, um sich zu schützen. Aber ihre Hände zitterten so heftig, dass sie den Stein kaum halten konnten. Er fiel ihr aus der Hand und schlug mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden auf. Louvera kroch auf allen vieren, um die Reliquie wieder aufzuheben.
    Der Zauber wirkte ununterbrochen, und Cassie bemerkte, dass die Markierung auf ihrer Brust langsam zu verblassen begann. Mit jeder Sekunde leuchtete das Symbol schwächer, als entlade es sich. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis die Reliquien ihre gesamte Macht verloren haben würden und die Markierungen für immer verschwanden. Nicht mehr lange und der Zirkel war wieder frei und in Sicherheit und die Jäger würden nie wieder eine Bedrohung darstellen.
    Voller Ruhe und Optimismus schweiften Cassies Gedanken an
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