Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
einen freundlicheren Ort, und sie malte sich aus, wie ihre Zukunft und die ihrer Freunde ohne die Last dieser uralten Rivalität aussähe. Sie waren jetzt so nah dran, ihre Welt in einen Ort zu verwandeln, an dem sich Diana und Max lieben konnten, ohne sich in geheimen Zimmern zu verstecken; an dem Jäger und Hexen nebeneinander leben und gleichermaßen frei sein würden.
    Da fiel der auf dem Boden kniende Jedediah flach auf den Rücken. Seine eisblauen Augen starrten ohne zu blinzeln ins Leere, ohne einen Funken Leben darin. Derselbe kalte Blick wie bei Cassies Großmutter, bei Melanies Großtante Constance und bei Suzan. Cassie kannte den Blick nur allzu gut, und sie verstand sofort, dass dem alten Mann nicht nur seine Kräfte genommen worden waren– sondern auch sein Leben.
    Louvera versuchte verzweifelt, zu ihm hinüberzukriechen, aber sie schaffte es nicht. Einen Moment später erschlaffte auch sie, während dieselbe leblose Kälte in ihre Augen trat.
    »Nein!« Max kam aus der Nähe des Höhleneingangs herbeigeeilt. »Ihr bringt sie um!«, schrie er.
    Aber Cassie konnte nicht aufhören. Keiner von ihnen konnte aufhören. Der Zauber war entfesselt worden und hatte sich verselbstständigt. Es waren ihre Lippen, über die die Worte kamen, und doch waren sie lediglich Zuschauer, die die Wirkung der Worte beobachteten.
    »Aufhören! Ihr müsst aufhören!« Max schrie direkt in Dianas Gesicht, aber sie reagierte nicht. Es war, als könnten ihre Augen ihn nicht einmal sehen.
    Als wären sie nur die leere Hülle ihrer selbst, brachten die Zirkelmitglieder auch die beiden anderen Jäger zu Fall. Max stand wie erstarrt da und musste machtlos mit ansehen, wie die Jäger wie Dominosteine umfielen. Ohne seine Reliquie konnte ihm der Fluch nichts anhaben, aber er konnte auch nichts dagegen tun.
    Plötzlich rührte er sich und lief zu seinem Vater. Er schlang die Arme um ihn und versuchte, ihn hochzuhieven. »Ich bring dich hier raus«, rief er.
    Doch sein Vater war zu schwach, um sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
    Max brach in Tränen aus. »Vater, es tut mir so leid.«
    Mr Boylan reagierte nicht mehr. Ausdruckslos starrte er zu seinem Sohn empor.
    »Ich liebe dich«, rief Max. »Kannst du mich hören? Bitte, verzeih mir. Ich liebe dich.«
    Doch da erschlaffte auch sein Körper und lag leblos in Max’ Armen.
    In diesem Augenblick verebbte der Zauber. Die Zirkelmitglieder sahen einander benommen an, wie aus einem Traum erwacht. Ein Hauch von Erleichterung lag in der Luft. Sie hatten gesiegt. Doch dann schauderten sie plötzlich. Hatten sie etwa auch… getötet?
    Cassie sah Adam an. Er wirkte so bleich, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.
    Diana schien ebenfalls völlig neben sich zu stehen, fassungslos darüber, was gerade passiert war.
    Cassie ergriff an ihrer Stelle das Wort. »Max«, begann sie und spürte, wie sie selbst zitterte. »Wir hatten keine Ahnung, dass dies geschehen würde. Der Zauber war nur dazu gedacht, die Reliquien außer Kraft setzen. Wenn wir geahnt hätten, dass die Jäger ihr Leben verlieren würden, hätten wir ihn niemals gewirkt.«
    »Ihr habt gerade meinen Vater getötet«, rief Max. » Er ist tot! Kapierst du das überhaupt?« Er ließ den Blick verächtlich über den Rest des Zirkels schweifen. »Ich habe euch vertraut. Und ihr habt mich verraten.« Er ließ den Leichnam seines Vaters sachte zu Boden gleiten, erhob sich und trat zurück, während ihm die Tränen übers Gesicht strömten.
    Dann sah er Diana voller Zorn und Trauer an. »Bleib, wo du bist. Ich will dich nicht mehr sehen«, sagte er, und es klang wie eine Drohung. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Höhle.
    Diana wirkte jetzt noch benommener als direkt nach dem Ende des Zaubers und Cassie fühlte mit ihr. Sie alle hatten eine unvorstellbare Schuld auf sich geladen, aber für Diana war es am schlimmsten.
    Langsam ging Cassie auf sie zu. Sie legte ihrer besten Freundin eine Hand auf die Schulter und hoffte, ihr wenigstens ein bisschen Trost spenden zu können. Aber Dianas scharfer Blick ließ Cassie erschrocken zusammenfahren. Ihre Augen waren schwarz wie Murmeln.
    »Soll er doch fliehen«, sagte sie. »Aber er wird noch vor seinen Feinden zur Strecke gebracht werden.« Ihre Stimme war rau und ihr Tonfall kalt, ganz anders als normalerweise.
    Cassie war vor Entsetzen wie erstarrt. »Diana?«, fragte sie zaghaft. »Bist du…« Weiter kam sie nicht.
    »Lasst uns unseren Sieg feiern«, rief Diana mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher