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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
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Während er sie näher und näher an die Höhlen heranruderte, spürte Cassie plötzlich Panik in sich aufsteigen. Sie wünschte, sie hätten einen PlanB parat. Was, wenn Max sie tatsächlich den Jägern als Beute auslieferte? Als sie den Beschluss gefasst hatten, noch heute aufzubrechen, hatte Cassie keine unnötigen Zweifel anmelden wollen, die alles nur verzögerten. Aber jetzt auf dem Wasser, wo sie sich ganz und gar auf Max’ verlassen mussten, wünschte Cassie, der Zirkel hätte wenigstens einen Fluchtplan entwickelt.
    Cassie drehte sich zu Faye um, die im Boot hinter ihrem saß. An ihrem Blick erkannte sie sofort, dass Faye auf alles gefasst war. Wachsam hockte sie am Bug des Bootes. Cassie nickte ihr zu. Ausnahmsweise war sie dankbar für Fayes argwöhnischen, durchtriebenen Charakter. Sollte sich ihr Unterfangen als Falle entpuppen, war Faye mit Sicherheit bestens gerüstet, um Max auszuschalten– und Cassie würde sich ihr anschließen.
    Je näher ihre Boote den Höhlen kamen, desto größer und bedrohlicher wirkten die Felsen, hinter denen der Höhleneingang lag. Es war Cassie, als schipperten sie geradewegs auf das Maul eines steinernen Drachen zu.
    »Wir sind da«, verkündete Max ernst, als sie den Strand erreicht hatten. »Steht ganz langsam auf, es sei denn, ihr wollt baden gehen.«
    Dann lächelte er, und Cassie bemerkte zum ersten Mal, wie viel Wärme er ausstrahlte. Sie erwiderte sein Lächeln, so herzlich sie konnte. In gewisser Weise befand sich Max in einem ähnlichen Dilemma wie Cassie: gefangen zwischen zwei Gegensätzen, zwischen Dunkel und Licht, der Natur des Vaters und dem eigenen freien Willen. Die Entscheidung, ihnen zu helfen, war ihm sicher nicht leichtgefallen.
    »Danke«, sagte Cassie und hoffte, ihm etwas von seiner Wärme zurückgeben zu können. Zugleich jedoch konnte sie nicht anders, als ein stummes Stoßgebet gen Himmel zu senden, dass sie keinen Fehler begangen hatten, sich auf ihn zu verlassen. Um seinetwillen und um ihretwillen.
    Vorsichtig kletterte Cassie aus ihrem Ruderboot und streckte die Hand nach Adam aus, um sicher ans Ufer zu gelangen. Sie drückte seine Hand ganz fest; sie brauchte seine Nähe jetzt mehr denn je. Plötzlich durchzuckte Cassie der Gedanke, dass sie sterben konnten, wenn dieser Angriff schiefging. Vielleicht waren diese Momente die letzten ihres Lebens. Und dann kam ihr ein noch weitaus beängstigenderer Gedanke. Was, wenn sie überlebte, aber Adam nicht? Ein Leben ohne ihn war für sie unvorstellbar.
    Cassie versuchte, sich jedes Detail von Adam einzuprägen, so, wie er jetzt vor ihr stand. Seine faszinierenden blaugrauen Augen, seine rotbraunen Locken und vor allem seine Stärke, die er selbst in den schlimmsten Zeiten– oder vielleicht sogar besonders in den schlimmsten Zeiten– ausstrahlte.
    »Ich will deine Hand gar nicht mehr loslassen«, flüsterte Cassie.
    »Das ist gut, denn das würde ich auch nicht zulassen.« Adam führte ihre Finger an seine Lippen. »Niemals.«
    Und dann fassten alle Zirkelmitglieder einander an den Händen, um ihre Macht zu verbinden. In einer geschlossenen Reihe gingen sie auf den Höhleneingang zu, bereit, den dunklen Zauber auszusprechen, den sie sich eingeprägt hatten.
    Cassies Magen krampfte sich vor Angst zusammen, und sie kämpfte gegen den Drang, zu den Booten zurückzulaufen und nach Hause zu rudern. Sie drehte sich zu Max um, der hinter ihnen ging und die Schlacht aus sicherer Entfernung beobachten würde. Der Ausdruck auf seinem Gesicht spiegelte eine Mischung aus Liebe und Stolz wider, während er sich ausschließlich auf Diana konzentrierte. Und mit einem Mal löste sich alle Angst, die Cassie bis jetzt gehabt hatte, in Luft auf. Max würde sie in keine Falle führen. Das Band, das ihn mit Diana einte, einte ihn mit dem gesamten Zirkel– er war dieser Aufgabe ebenso verpflichtet, wie sie es waren.
    Das Fackellicht war das Erste, was Cassie auffiel, als sie den Eingang erreichten. Es flackerte gelb und orangefarben vor der Wand und erhellte ihren Weg in die Tiefen der dunklen Höhlen.
    Noch bevor Cassie sie sehen konnte, hörte sie das leise Gemurmel der Jäger. Und dann erblickte sie sie: Mr Boylan, Jedediah Felton und Louvera Felton, zusammen mit zwei weiteren Jägern, die Cassie nicht kannte. Sie meditierten kniend auf dem Boden der Höhle, die Max beschrieben hatte, und schienen eine Art Ritual zu vollführen. Mit geschlossenen Augen senkten sie die Köpfe vor einem aufwendig errichteten Altar.
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