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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition)
Autoren: Astrid Fritz
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genüsslich die Scheide auseinander drückte, um irgendeinen vermeintlichen Schadenszauber zu entdecken. Anschließend wurde ihr der sackleinene Marterkittel übergezogen. Der Junge führte sie zum Seilaufzug und fesselte ihr die Hände auf dem Rücken, während sein Vater die Sperre an der Seilwinde löste.
    «Ein Miserere lang aufziehen, dann fallen lassen», kam die knappe Anweisung von Frauenfelder. Schmatzend kostete er von dem rubinrot funkelnden Wein.
    Das lose Ende des Seils wurde hinter ihrem Rücken an den gefesselten Händen befestigt, dann hoben sich ihre Hände durch den Zug des Seils, langsam, ganz langsam in die Höhe. Zunächst spürte Catharina überhaupt nichts, doch als sich ihre Füße vom Boden lösten und ihr ganzes Gewicht an den nach hinten verdrehten Schultergelenken zerrte, glaubte sie, Himmel und Erde gingen unter. Eine riesige Klammer schien ihren Brustkasten zusammenzupressen, sie wollte schreien, bekam aber keine Luft, und ihrem geöffnetem Mund entrang sich nur stoßweise ein Röcheln. In dem Moment, als sie dachte, jetzt sei alles vorbei, jetzt dürfe sie endlich sterben, wurde sie aus großer Höhe auf den Steinboden geschleudert, wo sie halb besinnungslos liegen blieb.
    «Noch einmal aufziehen, diesmal langsamer, und hängen lassen.»
    Catharina hörte ihr eigenes Stöhnen und Wimmern nicht, noch das Reißen ihrer Sehnen und Bänder, noch das leise Knacken, als ihre Arme aus den Schultergelenken auskugelten. Ihr war schwarz vor Augen, und ihr ganzer Körper loderte vor Schmerzen.
    Frauenfelder drückte dem Henker eine Lederpeitsche in die Hand. Dann prasselten seine Fragen auf Catharina nieder, jede einzelne von einem scharfen Peitschenhieb unterstrichen:
    «Habt Ihr Euch mit dem Teufel fleischlich vereinigt? In welcher Gestalt kam er? Wann zum ersten Mal? Was habt Ihr dem Teufel versprochen, was hat er Euch gegeben? Wie oft seid Ihr zum Sabbat ausgefahren? Wer waren Eure Gespielinnen? Wie oft habt Ihr Wetter gemacht? Wem habt Ihr mit Eurem Hexenzauber geschadet? Wart Ihr nachts auf dem Kirchhof, um Kinder auszugraben? Wie viel Menschen, Vieh und Kinder habt Ihr umgebracht? Wer hat Euch dabei geholfen? Sprich lauter, du Hexenweib, ich versteh dich nicht!»
    «Ich – gestehe – alles.»
    Der Henker ließ auf Frauenfelders Zeichen hin das Rad los. Mit einem dumpfen Schlag fiel Catharina auf den Boden zurück und blieb mit verrenkten Gliedern und blutgetränktem Rücken liegen.
    «Bringt ihr was zu trinken!»
    Keuchend schnappte sie nach Luft, als der Henker sie vorsichtig aufrichtete. Sie spuckte einen Schwall Blut aus, denn der zweimalige Sturz hatte ihr einige Zähne ausgeschlagen und außerdem eine klaffende Wunde auf der Stirn zugefügt.
    «Versucht, in kleinen Schlucken zu trinken», sagte der Scharfrichter und hielt ihr den Becher an die Lippen.
    Und dann brachte Catharina ihr Geständnis vor.
    Wimmerlins Feder flog nur so über das Papier, vor Anstrengung biss er sich die Unterlippe wund, während Catharina, hin und wieder von Frauenfelders eindringlichen Fragen in die richtige Richtung geführt, stockend und mit heiserer Stimme ihre Vergehen aufzählte.
    Ja, sie habe sich dem Teufel verschrieben, als Mädchen schon. Er sei ihr in der Gestalt eines jungen Mannes in der Lehmgrube draußen vor der Stadt erschienen, habe sie begehrt, und sie habe sich ihm fleischlich hingegeben. Ja, er sei kalter Natur gewesen, und sie habe ihm zu Willen Gott verleugnet, es aber gleich herzlich bereut. In späteren Jahren sei er ihr in anderer Gestalt erschienen, immer aber schwarzhaarig und dunkel. Ihr Buhle habe sie in Schadenzauber unterrichtet, und sie habe den Zauber verschiedene Male gegen Männer verwandt – gegen welche Männer, könne sie nicht mehr sagen. Mitunter habe ihr der Teufel auch gegen ihren Mann beigestanden, den Schlossermeister Bantzer, denn der habe sie die letzten Jahre ihrer Ehe übel gehalten, vor allem, wenn er betrunken war und sie sich vor seinen Schlägen die halbe Nacht auf dem Dachboden verstecken musste. Nein, den Kindern der Heißlerin habe sie kein Leid getan, wohl aber habe sie einmal ihr eigenes Neugeborenes ihrem Buhlen zuliebe umgebracht. Viele Male sei sie mit einem gesalbten Stecken nachts auf den Bromberg und in das Mösle ausgefahren, da standen Tische, gedeckt mit guten Speisen, Gebratenem und Wein, den ihr ihr Buhle aus einem silbernen Becher zu trinken gegeben habe. Dann hätten Lautenschläger zum Tanz aufgespielt. Wer die Gespielinnen gewesen
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