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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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gleichsam gewitzt wie Chlodwig, wovon ich euch nun eine Kostprobe serviere. Hier seht ihr das merowingsche Schlossgelände von außen mit seiner vom nächtlichen Regen noch nassen Schutzhecke ringsum, und in der duckte gerade der drollige Chlodwig. Auf dem feuchten Erdboden kniend streckte er seinen fuchsroten Kopf aus dem Blattwerk, um zum Schlosstor zu äugen. Wie immer standen ihm seine gelatinegestärkten Haare in langen Stacheln vom Kopf hoch, eine selbst erfundene Frisur, die er genau passend für sich fand und von der er hoffte, sie lasse ihn etwas größer erscheinen. Jetzt entdeckte er Waldur. Darauf trat er leise, leise vor auf den Kiesweg und strich sich den Schlamm von den Hosenbeinen seines neuen, beigen Burschenanzugs, was natürlich nur oberflächlich gelingen konnte.
Waldur, ebenfalls in neuem Burschenanzug - blusiges Kittelhemd mit schickem Ledergürtel und über der hautengen Hose seine ersten Reitstiefel - tapste indessen mit seinem ulkigen Staksgang unruhig zwischen den beiden Granitpfeilern des Eingangstors hin und her, wobei er geflissentlich die in der Morgensonne blitzenden Pfützen umrundete. Bereits seit einer halben Stunde wartete er auf König Childerich, der ihm und Chlodwig tags zuvor aufgetragen hatte, ihn hier fein herausgeputzt und marschbereit in der Frühe zu erwarten. Zu dritt wollen sie dann die Stadt hinaus zum Turnierplatz reiten, wo heute, den siebenundzwanzig neuen Junkerschülern zu Ehren, Jugendkämpfe vorgeführt werden sollen. Waldur verstand gar nicht, wie der König die Stadionbesucher nur so lange auf sich warten lassen konnte, denn er wusste noch nicht um die Manie der adeligen Kelten, mit ihrem hin und wieder verspätetem Erscheinen ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren. Gerade spähte Waldur wieder zum Wohngebäude des Schlosses, als ein Kieselstein an seinem Ohr vorbeisauste. Der kam von Chlodwig, wusste er, drehte sich um und sah ihn vor der Hecke stehen. Wei, hat der sich verdreckt, erschrak er, was Chlodwig selbst nicht zu kümmern schien, denn er winkte ihn aufgeregt mit seinen spindeligen Ärmchen zu sich, wobei er mehrmals in die Hecke deutete. Waldur ließ sich nicht verlocken, so gerne er auch gewusst hätte, was es dort zu sehen gab, er blieb, wie von seiner Majestät geheißen, folgsam am Schlosstor stehen.
Darauf rief Chlodwig ihm mit verhaltener Stimme zu: „Komm her, vite, vite!“
Als Antwort schüttelte Waldur stumm seinen hellblonden Wuschelkopf, worauf Chlodwig verärgert seine Arme fallen ließ. Eine Weile wartete Chlodwig noch, dann kam er motzig über den Kiesweg angeschlappst. Am Schlosstor angelangt, baute er sich vor seinem um anderthalb Kopf größeren Freund auf, wobei er ihm mit vor der Brust verschränkten Armen ostentativ den Rücken zukehrte. Waldur ging nicht auf Chlodwigs Motzen ein, er drehte ihn einfach zu sich um und sprach ihn an: „Jetzt sei doch nicht beleidigt, Floh. Was hast du mir denn zeigen wollen?“
Floh brachte keinen Ton heraus, sah wortlos an seinem Freund vorbei, worauf der ihn anfuhr: „Du da, ich rede mit dir!“, und da Chlodwig wusste, dass in solchen Momenten mit Waldur nicht zu spaßen war, beeilte er sich, ihm zu berichten:
„Da hinten im Busch versteckt sich ein alemannischer Kamerad von uns. Gerd heißt er, so viel ich weiß.“
„Warum denn, was macht er denn da?“
„Ganz erbärmlich heulen, hört man doch bis hier.“
„Ich höre nichts“, meinte Waldur, spitzte dann aber die Ohren, . ., „oder doch? Aber was hat er, freut er sich denn nicht auf das Turnier?“
„Non“, gab Chlodwig lakonisch zurück, „freuen tut sich der nicht, so wie er heult und schluchzt. - Vermutlich Heimweh. Sieht sogar aus, als will er türmen, er hat nämlich Reisekleider an und ein gepacktes Bündel vor sich liegen.“
„Was? Und das sagst du erst jetzt?“
Waldur wollte zu Gerd eilen, doch Chlodwig hielt ihn zurück und brachte mit deutlicher Genugtuung hervor: „Zu spät, Blutsbruder, leider, soeben erscheint mon p�re.“
Darauf sah auch Waldur König Childerich, der kam, drei gesattelte Pferde an den Zügeln führend, über den Burghof geschritten. Prächtig sah er heute aus in grüner Festrobe, über die sich üppig lang sein blonder Königsbart ausbreitete, der beidseitig in sein ebenso üppiges Haupthaar überging. Der majestätische Merowinger. Bei den Burschen angelangt, grüßte er freundlich und reichte jedem seinen Zügel. Waldur stockte der Atem, jetzt müsse er Chlodwigs verschmutzte Hose entdecken und

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