Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
jetzt der Falke, worauf der Spiegel wieder verblasst.
Eine Weile wartet er noch, dann wendet er sich an Bärbel: „Du hast gewiss Fragen dazu.“
Die legt kurz den Kopf in den Nacken, und während sie ihn wieder vorbeugt, bringt sie heraus: „Mein Gott, da glaubt man, früher wäre alles so primitiv gewesen, und dann dieser Anblick. Besonders der von Frowang.“
Der Falke lächelt: „Ich weiß, eben deshalb wollte ich euch mit dieser Stadt auf die ebenso kulturreiche wie unkomplizierte Keltenwelt einstimmen. Und? Inwieweit ist mir das gelungen?“
„Ein wenig fehlt da wohl noch bei mir“, gibt Bärbel zu, worauf er verständnisvoll nickt. Dennoch merkt er beiden Frauen an, dass Erinnerungen in ihnen wach werden, was ihm Bärbel auch gleich drauf durch die Lebhaftigkeit ihrer Aussage bestätigt: „Also mich beschäftigen jetzt etliche Fragen, Falke. Beispielsweise begreife ich nicht, was der kleine Rothaarige in Frowang gesucht hat, war er denn nicht ein Franke?“
„Du meinst Chlodwig. Ja, er war Franke, ein fränkischer Königssohn. Er war mit seiner Familie nur zu Besuch in Frowang. Chlodwigs Eltern, der Vater war der Merowinger Childerich, regierten zwar einen kleinen Sippenstamm in den heutigen Niederlanden, da sie jedoch mit dem alemannischen Fürstenpaar befreundet waren, kamen sie mit ihren Kindern öfters nach Frowang gefahren. Die damaligen Menschen sind viel und gerne gereist, oft sogar weit in fremde Lande, wohl noch ein Überbleibsel des Völkerwanderungstriebes. Eine weitere Folge der Völkerwanderung war die dichte Besiedlung Europas, des damaligen Keltenreiches. Seinerzeit lebten in diesem Reich mehr als doppelt so viele Menschen wie heute, die meisten auf dem Land. Bedenkt, dass die unzähligen Seuchenwellen und Kriege der letzten Jahrhunderte und nicht zu vergessen die Inquisition, die auf schleichende Weise weitaus früher eingesetzt hat, als uns schlechthin bekannt ist, Abermillionen Menschenleben verschlungen haben.“
Abermillionen Menschenleben, vergegenwärtigen sich die Frauen, was sie einige Momente lang beschäftigt.
Dann aber nutzt Hildegard die entstandene Gesprächspause, um endlich anzubringen, was ihr vorhin bei der Vorführung widerfahren ist: „Ich habe die Burschen auf dem Altkönig wieder erkannt, Falke, ganz plötzlich. Ich habe mich schlagartig erinnert, wie sie manchmal zwischen den Kunstwerkstätten meines Vaters herumgestrichen sind, allerdings muss das wenige Jahre später gewesen sein. Jedenfalls habe ich dann immer versucht, diesem flotten Waldur mit so Mädchenkunststücken zu imponieren, mit akrobatischem Seilhüpfen oder elegantem Radschlagen. Aber er hat kaum mal zu mir hergesehen. Dafür Clodwig umso öfter, und das war mir eher lästig.“
„Kann ich verstehen, das kann ich verstehen“, antwortet ihr der Falke unter Lachen. „Au, Chlodwig, der Floh! Der trug seinen Spitznamen wahrlich nicht umsonst, denn er blieb zeitlebens klein, spindelig und springlebendig, und aus seinem Gesicht stach, frech wie ein Flohstachel, eine lange Spitznase nach vorn. Doch er hatte auch seine Chancen bei den Jungfern, erstaunlich gute sogar. Nicht nur, weil er so originell war wie kein zweiter, er beeindruckte die Menschen auch mit seiner interessanten metallischen Stimme und noch mehr mit seiner unübertroffenen Zungenfertigkeit. Aber das werdet ihr noch erleben.“
„Wie war das denn mit Chrodegilde?“, folgt sofort Bärbels Frage, „wann und wie hat sie Waldur und Chlodwig kennen gelernt? Und wer von ihnen hat ihr besser gefallen?“
Darauf begegnen sich für einen Moment lächelnd Hildegards und des Falken Blicke, sie amüsieren sich über Bärbels Ungeduld. Doch dann geht der Falke in liebenswürdigem Ton auf ihre Frage ein: „Abwarten, Barbara, noch waren die Drei doch zu jung für die Minne. Ahnst eine Romanze, wie?“
„Was sonst? Chrodegilde war bestimmt bildhübsch, die Germaninnen, oder Keltinnen, wie du sagst, sollen ja von den Ausländern bewundert worden sein, schon wegen ihrer hellen und oft auch ganz ungewöhnlichen Haarfarben.“
„Stimmt“, bestätigt er ihr, „doch mindestens so sehr für ihr Können. Wobei ich besonders an die weisen Frauen oder, wie man sie auch nannte, die weißen Hexen denke. Viele römische Herrscher setzten alles dran, eine Wölwa, eine keltische Seherin, an ihren Hof zu bekommen, um sich von ihr weissagen zu lassen. Andererseits wiederum waren die Kelten, Frauen wie Männer, bis zur Selbstgefährdung gutgläubig, im doppelten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher