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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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zu bieten. Das ließe sich allerdings nur mit deinem Prismaspiegel bewerkstelligen, Hildegard. Was ist, lässt du uns rauf in dein Heiligtum?“
„Vor den Zauberspiegel? Aber ja“, stimmt Hildegard strahlend zu, „du weißt doch, wie gerne ich mit dir vor diesem Spiegel sitze.“
Bärbel blickt fragend von einem zum anderen, weshalb Hildegard ihr ankündigt: „Es ist soweit, meine Liebe, dich in mein Geheimnis einzuweihen. Komm, du wirst Augen machen.“
    H ildegard und der Falke zünden in der Dachstube die zwei auf dem Boden stehenden dicken Kerzen an. Unterdessen verharrt Bärbel, verwundert um sich blickend, im Türrahmen. Eine teils wohnlich eingerichtete Mansarde, das Gebälk voller zum Trocknen aufgehängter Kräuterbüschel, die würzigen Duft verbreiten, und auf einem schweren Eichentisch fallen ihr ein Spiritusbrenner sowie äußerst merkwürdige Geräte auf. Sie begreift, hier stellt Hildegard ihre Arzneien her.
Jetzt zieht Hildegard sie in den Raum, verriegelt hinter ihr die Tür und erklärt ihr fast entschuldigend: „Meine Hexenkammer. Aus Vorsicht habe ich sie dir bisher verschwiegen, sie ist ein Erbstück meines Vaters, den auch der Falke gut gekannt hat. Fürchtest du dich?“
„Nein, ich bin nur erstaunt. Bist du denn oft hier oben?“
„Viel zu selten. Aber nun komm, wir wollen uns vor den Spiegel setzen.“
Gegenüber dem Fenster entdeckt Bärbel jetzt an der Wand ein mannshohes und ebenso breites Kristall - den Zauberspiegel. In dem Moment durchzuckt sie doch ein Schreck, weshalb ihr der Falke auf einem der drei Stühle, die er inzwischen davor aufgestellt hat, Platz anbietet und ihr zuredet: „Keine Angst, sieh ihn dir in Ruhe an. Aber erschrick nicht, das ist kein gewöhnlicher Spiegel.“
Trotz der Warnung zuckt Bärbel beim Hinsetzen ein zweites Mal zusammen, da sie erkennt, dass das Kristall nichts widerspiegelt, und jetzt blitzt und kracht es auch noch in ihm auf wie ein Gewitter.
„Ist gleich vorbei“, beruhigt sie der Falke, wobei er ihr von hinten seine Hände auf die Schultern legt, „es dauert nur etwas, bis ihr euch aneinander gewöhnt habt.“
Allmählich beruhigt sich Bärbel und mit ihr das Kristall. Darauf nehmen Hildegard und der Falke rechts und links von ihr Platz, und wenig später erkennt Bärbel, dass der Spiegel aus unzähligen Prismen besteht, in denen sich nun die Kerzenlichter brechen. Ein faszinierendes Farbenspiel, lebendig und dennoch ruhig. „Als ob der Spiegel lebt“, flüstert sie, worauf Hildegard ihr erklärt:
„Er reflektiert nicht nur die Lichter, sondern reagiert auch auf unsere Stimmungen, daher dieser Eindruck. Und wer wie der Falke mit diesem Kristall umzugehen versteht, kann weit Entferntes, Künftiges oder Vergangenes in ihm erscheinen lassen.“
Der Falke lässt noch einige Zeit verstreichen, erst als er erkennt, dass sich Bärbels Anspannung vollends gelöst hat, beginnt er:
„Die heutige Angeklagte war dazumal eine burgundische Königstochter. Chrodegilde war ihr Name, zunächst Chrodegilde Prinzessin von Westburgund. Nur werde ich nicht direkt mit ihr beginnen, da ihr sonst die Zusammenhänge, um die es uns geht, nicht begreifen könntet. Deshalb stelle ich euch vorab jene zwei Männer vor - zunächst noch Burschen - die Chrodegildes Leben entscheidend geprägt hatten. Es waren ein Svebe und ein Franke, die auch ihr beide gut gekannt hattet, sehr gut sogar.“
Bärbel bekommt große Augen, „wen meinst du, Falke?“, fragt sie ihn erwartungsvoll, doch der muss sie enttäuschen:
„Waldur und Chlodwig meine ich. Nun schau nicht so geknickt, dein Hilibrand wird auch auftauchen, er war Waldurs Vetter und war mit ihm aufgewachsen, sie waren wie Brüder. So, und damit ihr nicht durcheinander geratet, gebe ich euch zuvor eine Erklärung zum keltischen, oder wie sich die Römer mitunter verächtlich ausdrückten, zum germanischen Volk - das Wort Germane, müsst ihr dazu wissen, heißt Verkünder, die Römer aber übersetzten es höhnisch mit Brüller, Krawallmacher.
Nun, das keltische Volk setzte sich aus verschiedenen Volksstämmen zusammen, den Sveben, Franken, Burgundern und so weiter, und jeder Volksstamm wiederum unterteilte sich in mehrere Sippenstämme. Waldur beispielsweise, ein Svebe, gehörte dem alemannischen Sippenstamm an und war somit ein alemannischer Svebe, und Chlodwig war ein salischer Franke. Soviel dazu. Doch zur Einstimmung betrachten wir uns nun kurz die historische Alemannenstadt Frowang, das heutige Frankfurt. Denn
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