Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
Vorführung einsehen und das Lokal verlassen will. Doch der mit solchen Situationen erfahrene Falke weiß Rat, mit einem witzigen Spruch veranlasst er sie, sich von ihren Sitzen zu erheben und begleitet sie sodann tänzelnd mit einem beschwingten Abschiedslied bis hinaus vor die Gasthaustür.
Leicht erschöpft, doch zufrieden kehrt er zurück und lässt sich auf die Eckbank neben seine nunmehr schweigsam daliegenden Musikinstrumente nieder - der Trommel, der Trompete, der Laute und der Doppelflöte, mit der er zwischen einem seiner Lieder naturechte Vogelgesänge hervorgezaubert hat. Sich hinten anlehnend streckt seine langen Beine etwas von sich und schaut zu, wie Hildegard und Bärbel die vielen leergetrunkenen Bierkrüge von den Tischen einsammeln.
Wenig später sieht der gemütlich mit Holzwänden und Deckenbalken ausstaffierte Hollerhof wieder einladend aus. Auf allen acht Tischen sind über Eck hellgrüne Leinendecken ausgebreitet, und darauf brennen still die Kerzen und Öllampen. Die Frauen setzen sich zum Falken an den großen Stammtisch, wobei Bärbel scheu den vom Falken entferntesten Hocker wählt. Darauf blickt der Falke in ihre Richtung, nur seitlich an ihr vorbei, um langsam ihr Vertrauen zu gewinnen, und nach einiger Zeit richtet er freundlich das Wort an sie: „Barbara, mich beschäftigt eine Frage.“ Während er fortfährt, blickt er ihr in die Augen: „Warum lässt du dich Bärbel rufen und meidest deinen schönen vollen Namen? Magst du ihn nicht?“
Bei ihrer Antwort streicht sie unwillkürlich über ihr streng zurück gekämmtes Haar: „Ei, weil er doch so heidnisch klingt.“
„Heidnisch!“, wiederholt er lachend, worauf sie ebenso gekränkt wie verärgert ihren Kopf von ihm abwendet.
Das hat er nun wirklich nicht erreichen wollen, weshalb er um den Tisch herum zu ihr tritt, sich vor sie auf einen Hocker setzt und sie versöhnlich anspricht: „Aber, aber, war doch nicht bös gemeint. Und jetzt lass dir sagen - Barbara ist einer der prächtigsten Frauennamen, denn er leitet sich von Bar ab, einer uralten Rune, die das weibliche Prinzip im Kosmos symbolisiert. Du solltest deinen Namen also mit Stolz tragen, hörst du? Früher jedenfalls, in deinem früheren Leben, meine ich, da hättest du es getan.“
Bärbel will gereizt widersprechen, doch ehe sie dazu kommt, ist der Falke hochgespritzt, dreht eine Pirouette und verneigt sich dann so gravitätisch vor ihr, als habe er eine artistische Hochleistung dargeboten.
Darüber muss Hildegard lachen, die nachtragende Bärbel aber hat er nicht erheitern können, sie murrt ihn sogar an: „Quatschkopf! Was heißt hier früher, wir kennen uns erst seit heute!“
Der Närrische, in die Hocke gehend, deutet darauf triumphierend mit dem Daumen nach ihr: „Nun seht euch an, wie ihre blauen Äuglein blitzen. Bist neugierig geworden, wie? J a h a a a , ich sehe es dir an der Nasenspitze an, die biegt sich immer weiter nach oben. Soll ich dir auf die Sprünge helfen?“
Ohne ihre Zustimmung abzuwarten hüpft er hoch, tippelt dann wie eine Marionette hin und her und trägt mit piepsiger Mädchenstimme vor: „Es war einmal ein Mägdelein, das hatt’ ein stupsig Näselein und kupferrotes Haar. Wie ein Lausbub schaut es drein.“
Unvermutet hält er ein, bleibt stumm und unbeweglich stehen. Wird nachdenklich. Schließlich nimmt er sich Kappe und Zipfelkragen ab und legt beides langsam neben auf einen Tisch. Die Frauen sehen ihm wortlos zu, während Bärbel sein volles, goldbraunes Haar bewundert, das so überraschend unter der Narrenkappe zum Vorschein gekommen ist.
Indessen holt der nun bedeutend attraktivere, groß gewachsene Falke seine Laute von der Eckbank und setzt sich mit ihr auf einem Hocker des Nebentisches zurecht. Von einem Moment zum anderen hat er sein Gesicht verwandelt, ist der Narr zum Hofsänger geworden. Sein Blick scheint in die Ferne gerichtet und seine feinnervigen Finger ruhen auf den Saiten des Musikinstruments. Bis er zu spielen beginnt, und nach einigen Takten fließt weich sein Tenor unter die Lautenklänge. Geheimnisvoll schön schwebt der Gesang durch den Raum - weich, warm und wehmütig, die still erstaunten Frauen in einen unbekannten Bann ziehend.
Bärbel verliert sich mehr und mehr in die Welt, die er besingt, besonders, als er einen Vers über die Lippen bringt, der sie ins Herz trifft: „Gudruns Weh, Gudruns Mut, wie sie Hilibrand sah, beronnen von Blut . . “
Darauf gerät das Gesicht eines weißblonden Ritters vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher