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Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin
Autoren: Christina Dodd
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erschießt, werde ich den Rembrandt zerstechen.«
    Er konnte es nicht glauben. Ganz gleich, wie viele Minuten ihm noch vergönnt waren, nie würde er den Anblick vergessen, der sich ihm in seinem schwindenden Bewusstsein bot.
    Meadow hielt das Gemälde hoch und hatte den großen Silberschlüssel oben an der Leinwand angesetzt.
    »Was?« Judith wirbelte herum und starrte Meadow an.
    »Du kannst versuchen, mich zu erschießen. Vielleicht hast du Erfolg. Vielleicht triffst du aber den Rembrandt und beschädigst ihn.« Meadows blaue Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen. »Aber wenn du Devlin erschießt, dann wirst du ein Gemälde in Händen halten, das so verstümmelt ist, dass man dir in alle Ewigkeit vorhalten wird, du habest ein Meisterwerk zerstört.«
    Nie hatte er Meadow so ruhig sprechen hören.
    Und nie hatte er jemanden gesehen, der so viel Kälte ausstrahlte wie Judith.
    Langsam zielte sie mit der Pistole auf Meadows Kopf.
    Die Drohung in Meadows Augen ging gleichsam auf ihn über. Rasch griff er nach dem Lampenfuß, machte sich sein Geschick als Footballspieler zunutze und zielte auf Judiths Kopf. Mit einem knackenden Laut traf das Wurfgeschoss ihren Schädel. Judith fiel rücklings von der Truhe und war nicht mehr zu sehen.
    Devlin kauerte schwer atmend am Boden; der Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und in dem weiß glühenden Schmerz begann sich alles um ihn herum zu drehen.
    Er war am Ende.
    Jetzt musste er Meadow den Rest überlassen.
    Er trieb auf einer See aus Schmerz dahin.
    Und als der Schmerz unerträglich wurde, riss Devlin erschrocken die Augen auf.
    Meadow saß neben ihm und machte sich an dem verletzten Bein zu schaffen.
    Ihm war alles egal, wenn doch nur diese Schmerzen aufhörten.
    Wie aus dem Nichts tauchte Dr. Apps mit einem Typen in weißem Kittel auf, der zwei große Taschen trug. Sie sagte nicht einmal »Hallo«, sondern begann sofort damit, ihm das Hosenbein abzureißen.
    »Du musst durchhalten, Devlin.« Meadow küsste seine Hand. »Halte durch.«
    Zwei Security Guards gingen vorüber, Handschellen in der Hand.
    Der Schmerz in seinem Bein ließ etwas nach.
    Verschwommen sah er, dass die Leute vom Sicherheitsdienst zurückkamen, eine strauchelnde Judith zwischen sich. Auf ihrer Stirn befand sich ein rundes, blutiges Mal, das die Form des Lampenfußes wiedergab.
    »Klasse Wurf, Devlin.« Meadows Stimme klang mal lauter, mal leiser, als würde jemand einen Lautstärkeregler betätigen.
    Devlin versuchte zu sprechen, konnte aber nur ein Wort mit den Lippen formen. Vier?
    »Die Rettungssanitäter sagen, dass er es überlebt.«
    Devlin schaute zu Meadow auf. Er hatte viel Blut verloren. Seine Finger waren taub. Die Kugel hatte seine Wade zerfetzt. Die Welt um ihn herum verengte sich zu einem schmalen Lichtstreif, den Meadow ausfüllte. Er lag im Sterben, aber er wollte nicht gehen. Er wollte hier bei ihr bleiben. »Weißt du noch?«, wisperte er mit rauer Stimme. »Auf Mallorca? Weißt du, wie du in deinem Strandkleid am Wasser entlanggingst, mich sahst und geküsst hast?«
    »Weil ich mich auf den ersten Blick in dich verliebt habe.« Sie lächelte ihn an, aber ein Zittern lag um ihre Mundwinkel, als habe sie Angst. »Dann nahm ich dich bei der Hand und führte dich in eine entlegene Bucht, in der wir uns liebten.«
    Er konnte nichts mehr sehen, aber er hörte noch ihre Stimme. Und in seinen Gedanken sah er Mallorca, spürte Meadows Hand in seiner und erinnerte sich, wie er sich in sie verliebt hatte.
    Die Geschichte, die er sich ausgedacht hatte, war keine Lüge.
    Die Dinge waren nur noch nicht geschehen ...

40
    Als er den Schrei hörte, warf Devlin ruckartig den Kopf herum.
    Er schaute in die Richtung, in die seine Mutter aufgeregt zeigte. Dann rannte er an Eddy und Firebird vorbei zum Strand.
    »Sie versucht, uns zu entwischen.«
    »Ich wusste, dass sie versuchen würde, noch während der Hochzeit abzuhauen.«
    Von Panik getrieben, stürzte er sich ins Mittelmeer und ruinierte nicht nur seine Wildlederschuhe, sondern auch seinen Armanianzug bis zu den Knien. Er kam gerade noch rechtzeitig, um seine neun Monate alte Tochter zu packen, als sie ins Wasser plumpste. Er hielt sie im Arm und kehrte wieder auf den Strand zurück.
    Die Kleine weinte und trat mit ihren Beinchen um sich, da sie nicht mehr in den Wellen spielen durfte. Von der mit Blumen bestreuten Laube hörte er Meadow lachen — sie lachte, weil sie Willow »das Schwimmen« beigebracht hatte und stolz auf ihre
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