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Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin
Autoren: Christina Dodd
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die über unsere erhitzten Wangen strich ...«
    Sie unterbrach ihn, ehe er sie erneut in Versuchung führen konnte. »Netter Versuch, aber wir werden in Washington heiraten, bei meinen Eltern. Das würde Großmutter gefallen.« Sie warf wieder einen Blick auf das Porträt und sah, dass sich in einer Ecke der Leinwand ein Stück Farbe gelöst hatte. Mit gerunzelter Stirn beugte sie sich vor. »Offenbar hat Großmutter nicht gewusst, was sie tat. Das ist nicht die richtige Farbe. Schau.« Sie berührte das Stück abgeblätterte Farbe — das sofort zu Staub zerfiel.
    Vor Schreck verschlug es ihr den Atem. »Oh nein!« Um die schadhafte Stelle herum löste sich die Farbschicht. Darunter erstrahlte die Leinwand in einem goldenen Licht.
    Ungläubig blickte sie auf das Bild und hatte plötzlich einen absurden Gedanken. Vor Aufregung schlug ihr das Herz bis zum Halse. War es möglich ...? War ihre Großmutter so gerissen gewesen? Mit dem Mittelfinger tippte sie an die Stelle, an der sich die Farbe löste. Immer mehr Farbe löste sich ab.
    »Was machst du denn da?« Er umfasste ihr Handgelenk. »Vorsicht. Das ist doch das Gemälde, das du gesucht hast!«
    »Ich denke, da hast du recht. Es könnte sein.« In der anderen Ecke, genau oberhalb der Stirn ihrer Großmutter, lösten sich weitere Farbsegmente. Meadow ging so nah an das Bild, dass ihre Nase fast die Leinwand berührte. »Da drunter ist ein Ölgemälde.«
    »Ein Ölgemälde? Warum sollte sie mit Ölfarben über ein Ölgemälde malen? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Doch, und zwar dann, wenn sie versucht hat, etwas sehr Wertvolles zu verbergen ... vor aller Augen.« Sanft schob Meadow seine Hand fort. Als sie die Farbsplitter antippte, kam nach und nach eine häusliche Szene zum Vorschein — eine holländische Mutter mit einem Kind auf dem Arm, ein Vater, der seinen Söhnen etwas am Kamin vorlas; Dampf stieg von einem Kessel über dem Feuer auf.
    »Aber ... Isabelles Selbstporträt.« Er klang entsetzt.
    »Sie hat sich noch oft selbst porträtiert, und ich sage dir, die Bilder waren besser. Mit diesem Porträt hat sie sich nicht lange aufgehalten. Dies ist nicht für die Nachwelt bestimmt.« Meadow streckte ihm die Hand entgegen. »Gib mir dein Taschentuch.«
    Er zog es aus der Tasche und reichte es ihr.
    Mit dem weichen Tuch rieb sie unaufhörlich über die Leinwand, bis die ganze obere Schicht in Krümeln auf dem Boden lag.
    Jetzt erstrahlte das alte Gemälde in vollem Glanz. Die Ölfarben sahen so frisch und leuchtend aus wie an jenem Tag, als sie von Meisterhand aufgetragen wurden.
    »Der Rembrandt«, flüsterte sie ehrfurchtsvoll.
    »Rembrandt? Das kann doch kein ...« Er hielt inne. Blickte ungläubig auf das Bild. Kam wie Meadow so dicht an das Gemälde heran, dass seine Nasenspitze beinahe die Leinwand berührte.
    Sie musste grinsen, als sie das Erstaunen sah, das sich in seinen Zügen ausbreitete. Er schaute sie an. »Das ist ein Rembrandt!«
    »Der als verloren gilt. Seit Jahren kursieren Gerüchte, es gäbe ihn irgendwo. Meine Großmutter entdeckte das Gemälde in einem der Gästezimmer hier in Waldemar House. Sie erzählte Bradley von ihrem Fund, aber er lachte nur. Auch Bjorn schenkte ihr keinen Glauben, als sie ihm von dem Bild berichtete. Isabelle stand erst am Anfang ihrer Karriere, und das war in den konservativen Fünfzigern. Niemand glaubte, dass eine Frau den verschollenen Rembrandt finden würde.«
    »Aber sie hätte doch einen Sachverständigen überzeugen können!«
    »Als sie das Gemälde entdeckte, war sie hochschwanger.«
    »Frauen stellen sich nicht in den Mittelpunkt, wenn sie ein Kind erwarten.« Er begriff.
    Natürlich begriff er das, schließlich war er in den Traditionen der Südstaaten aufgewachsen.
    »Nachdem Isabelle ihr Kind zur Welt gebracht hatte, nahm ihre Traurigkeit zu. Damals herrschte ihre Schwiegermutter über Haus und Angestellte. Und Bradley wollte nicht, dass seine Frau malte. Er stellte eine strenge Gouvernante ein, die Isabelle kaum in die Nähe von Sharon ließ.« Von plötzlicher Unruhe erfasst, rieb Meadow mit den Handflächen über ihre Hose.
    »Meiner Mutter würde es nicht im Traum einfallen, sich in die Kindererziehung einzumischen. Wenn wir Glück haben, lässt sie sich dazu herab, mit dem Kind zu sprechen, wenn es achtzehn ist.« Er legte einen Arm um Meadow. »Und wenn ich es nicht gerade trage, wirst du das Baby auf dem Arm halten.«
    Meadow lachte und entspannte sich. Sie schmiegte sich an Devlin und
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