Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
einem Herzanfall ins Krankenhaus eingeliefert.« Und Devlin hatte fälschlicherweise Nummer Vier verdächtigt.
    »Also werde ich das Geld und das Gemälde bekommen.« Judith lächelte wie eine verzerrte Mona Lisa.
    Wieder warf er einen Blick auf die Möbelstücke, sah die Fenster in den Gauben, das Nachttischchen mit der gesprungenen Marmorplatte, den hohen Kleiderschrank, der wackelig auf drei Beinen stand. Der Schrank würde sich vielleicht als Waffe eignen ...
    »Bleib ruhig, Devlin!«, sagte Meadow, als sie sah, wohin sein Blick wanderte. Zu Judith gewandt, sagte sie: »Mein Vater kann mit Ton und Glas arbeiten, aber er lebt über seine Verhältnisse, wenn keiner aufpasst, und das weißt du!« Mit einer wütenden Geste strich sie sich das Haar aus der Stirn. »Wie konntest du meine Eltern nur allein lassen!«
    »Ich musste hier sein, wenn du das Haus mit dem Gemälde verlässt, weil ich es haben will.« Judith sprach leise und ausdruckslos. Mit ihren dunklen, stechenden Augen taxierte sie Meadow.
    »Du wolltest mir das Gemälde stehlen? Das Gemälde, das meiner Mutter das Leben retten könnte? Warum? Warum nur?« Meadow stammelte beinahe. »Du hast doch Geld. Warum also?«
    »Es ist ein Rembrandt «, sagte Judith mit Nachdruck. »Hast du überhaupt eine Ahnung, was für ein Ansehen man genießt, wenn man einen verschollenen Rembrandt findet? Mein Gott, ich kann vielleicht nicht mit Ton oder Glas umgehen wie dein Vater und auch nicht so gut malen wie deine Mutter und Großmutter. Aber ich werde als die Frau in die Geschichte eingehen, die den Rembrandt wiederfand.« Sie warf einen Blick auf das Gemälde, und in ihren Augen lag ein gieriges Leuchten. »Mr. Fitzwilliam, geben Sie mir den Rembrandt« — der Pistolenlauf war weiterhin auf Meadow gerichtet — »oder ich erschieße sie.«
    Sie musste ihn beobachtet oder auf die Gerüchte gehört haben, denn wie hätte sie sonst wissen sollen, dass Meadow das Kostbarste in seinem Leben war?
    Er würde ihr den Rembrandt überlassen. Das Gemälde bedeutete ihm nichts — abgesehen davon, dass es ihm gehörte, und was ihm gehörte, blieb auch in seinem Besitz —, aber er wusste genau, dass sie nur dann mit dem Gemälde entkommen konnte, wenn sie ihn, Meadow und ihr Kind tötete. Und das würde er nicht zulassen. »Geh hinter den großen Schrank«, sagte er zu Meadow.
    Es überraschte ihn nicht, dass sie ihn mit trotzig vorgeschobenem Kinn ansah. »Was soll das? Soll ich zusehen, wie sie dich erschießt?«
    »Ich kann weglaufen und mich irgendwo ducken.« Er versuchte, sie mit seinem Blick zu beruhigen. »Aber du ... du trägst mein Kind.« Er wartete, bis sie nickte; es war ein zögerliches Nicken, doch sie schien begriffen zu haben. »Dann duck dich hinter der alten Kommode.«
    »Die Kommode wird mich nicht schützen.« Sie nahm das große Gemälde und stellte sich dahinter.
    »Was machst du da?« Judiths eben noch ruhige Hand begann zu zittern. »Meadow, was zum Teufel machst du da?«
    Genial. Sein kleiner Liebling war genial. Judith würde nicht auf das Gemälde schießen, und Meadow hatte für eine Ablenkung gesorgt ... die er ausnutzen musste.
    Er warf sich zu Boden und rollte sich hinter eine schwere Truhe.
    Ein Kugelhagel zerfetzte die Dielenbretter hinter ihm. Holzsplitter flogen durch die Luft.
    Aber noch hatte sie ihn nicht getroffen.
    Den dreibeinigen Kleiderschrank fest im Blick, eilte er in geduckter Haltung von der Truhe zu einer alten Vitrine.
    Die Schüsse verhallten. Offenbar war Judith sich nicht mehr sicher, wo er war.
    »Judith, so gehen wir doch nicht miteinander um.« Meadow trat mit dem Gemälde ein paar Schritte zur Seite.
    Verflucht. Warum konnte sie nicht ein Mal das tun, was er sagte? Warum blieb sie nicht dort stehen?
    Ihre Worte waren wie kleine Giftpfeile. »Ich kann nicht glauben, dass du für einen Gegenstand tötest. Etwas zu besitzen, das ist nicht Kunst. Du musst mit der Seele bei den Kunstwerken sein ...«
    Wenn sie jetzt sagte, Was du anderen Böses tust, schlägt irgendwann auf dich zurück , würde er sie umbringen.
    »... und du weißt ja, was du anderen Böses tust, schlägt irgendwann auf dich zurück.«
    »Halt den Mund!« Vielleicht hatte Judith niemals in ihrem Leben etwas ernster gemeint als diese Worte.
    Er hörte, dass sie sich von der Tür löste und weiter in den Raum trat ... und nach ihm Ausschau hielt.
    Sie schoss wieder auf ihn, als er zum Ausgang stürmte. In Richtung des dreibeinigen Kleiderschranks.
    Kugeln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher