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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
Autoren: Sandra Worth
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Schenkel gegen mein Bein, woraufhin ich tief errötete.
    »Oui, mon enfant« , pflichtete die Nonne ihm bei. »Du bist viel zu hager. Mange, ma petite! « Dann tippte sie mir aufs Knie und sagte: »Du erregst einiges Interesse bei den Leuten. Ermuntere sie nicht, Isabelle!«
    Ich sah in die Richtung, in die sie wies. Einige junge Männer, die um einen Tisch herum saßen, beäugten mich tatsächlich, und kaum blickte ich zu ihnen, hob ein Bursche mit Lockenschopf den Kelch und prostete mir zu. Da er keinerlei Ähnlichkeit mit dem Edelmann auf dem Podest hatte, schaute ich wieder nach unten. »Nein, Sœur Madeleine.« Meine Stimme hatte eine leicht melancholische Note.
    Brav ignorierte ich die jungen Herren und knabberte an meinem Brot, während der rotgesichtige Ritter neben mir laut rülpste und sich mit einem dreckigen Fingernagel zwischen den Zähnen schabte. Mir kam der Gedanke, dass er wahrscheinlich verheiratet war, und ich schwor, niemals einem von der Königin bestimmten Gemahl zuzustimmen, sofern ich nicht ein wenig Zuneigung zu dem Betreffenden aufbringen konnte, ganz gleich, wie sehr sie mich bedrängte. Da würde ich ein Kloster vorziehen. Wehmütig linste ich zu dem Ritter oben an der Haupttafel. Wie prachtvoll er war! Er lachte über einen Scherz, den jemand gemacht hatte, und unsinnigerweise überkam mich abermals das schmerzliche Sehnen, das ich beim Betrachten des Sonnenuntergangs gefühlt hatte.
    Da ich mich sonst an niemanden wenden konnte, entschied ich, das Beste aus dem Abend zu machen. »Wisst Ihr, wer die Leute an der hohen Tafel sind?«, fragte ich den grobschlächtigen alten Ritter und wappnete mich, mit der Antwort auch gleich freie Sicht auf zerkautes Essen zu bekommen.
    »Und ob ich das weiß!«, antwortete er schmatzend. »Die Dame neben Lord Cromwell ist seine Nichte, Lady Maude, und sie ist mit dem dunkelhaarigen Ritter rechts von ihr verheiratet. Sein Name ist Sir Thomas Neville. Und seht Ihr da drüben? Das ist sein jüngerer Bruder, Sir John Neville, der links neben Lord Cromwell.«
    Bei dem Namen Neville blickte ich ängstlich zur Nonne hinüber. Zum Glück war es in der Halle recht belebt, und die Schwester war so sehr mit ihrem Kapaun und dem Wein beschäftigt, dass sie gar nichts hörte. Obgleich sie viel trank, war ihr Kelch immerfort gefüllt. Plötzlich fiel mir auf, dass ein Diener ganz in ihrer Nähe stand und ihr eifrig nachschenkte, als wäre sie adlig. Was mich keineswegs stutzig machte; vielmehr war ich froh, die Erklärungen des Ritters ohne ihre Maßregelungen aufnehmen zu dürfen, auch wenn sich meine Stimmung rapide verfinsterte.
    Ich konnte zwar mit einem Onkel aufwarten, der zum Earl geadelt worden war, doch die Nevilles waren von Geburt adlig und hatten viele Lords, Earls und Duchesses in ihren Reihen. Ihr Aufstieg zur Macht hatte im zwölften Jahrhundert mittels Heirat begonnen, als Robert Fitzmaldred die Erbin von Henry de Neville aus Neuville im Calvados geheiratet hatte und ihre gemeinsamen Kinder den Namen der Mutter angenommen hatten.
    Fehden in den Nachfolgegenerationen spalteten die Familie in zwei zutiefst verfeindete Zweige, von denen der eine die Weiße Rose von York, der andere die Rote Rose von Lancaster unterstützte. Die Erfolge der Yorkisten-Nevilles trugen ihnen überdies die Feindschaft eines anderen mächtigen Clans ein – der Percys. In Northumberland waren die Percys über lange Zeit Herrscher von eigenen Gnaden gewesen, weshalb sie den durch die Nevilles herbeigeführten Schwund an Macht und Wohlstand mit reichlich Unmut aufnahmen. In ihren Augen waren die Nevilles nichts als Emporkömmlinge. Bei all dem Groll, den sie auf sich zogen, blieb den Yorkisten-Nevilles das Schicksal hold, und sie konnten weiterhin per Heirat große Eroberungen machen. Richard Neville, der älteste von vier Söhnen des Earl of Salisbury, war im Alter von acht Jahren mit Nan Beauchamp vermählt worden, was ihm unlängst den Titel des Earl of Warwick eingetragen hatte, des obersten Earls im Lande.
    »Ihr kennt Euch gut aus«, sagte ich zu dem Ritter, der mich ein kleines bisschen weniger abstieß. Seine ungehobelten Manieren und die wiederholten Seitenblicke zu meinem Busen störten mich nicht mehr ganz so sehr, da er sich als hilfreich erwies. »Könnt Ihr mir mehr erzählen?« Ich neigte mich näher zu ihm, auf dass seine Worte nicht im lauten Gelächter weiter seitlich am Tisch untergingen, wo andere den neuesten Klatsch austauschten.
    »Der junge Mann neben Lady
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