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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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kleiner. Der Nebel wurde dünner, und die Römer jubelten, als sie die Krieger sahen. Sie waren noch ungefähr ein Dutzend Speerwurflängen entfernt, und die Trinovanter, die sie aufhielten, waren kaum mehr als ein paar hundert.
    Breaca betrat den Platz vor dem Feuer und fühlte die Wand von Hitze hinter sich. Ardacos hob seinen gestohlenen Schild wie einen Spiegel hoch, und sie sah ihr Bild in dem glänzend polierten Schildbuckel, eine rothaarige Gestalt vor einem roten Feuer, umkränzt von rotem Nebel. Ihr war eiskalt, und sie fühlte sich zerrissen, zerrissen durch Machas scharfe Zunge. Sie hob ihren Schild und legte die ganze Autorität der ranghöchsten Kriegerin in ihre Stimme.
    »Macha hat Recht«, sagte sie klar und deutlich. »Wir müssen auf die Götter hören. Wir werden gehen, so wie sie es verlangt hat. Alle, die den Schlangenspeer tragen, werden die Pferde und die Kinder mitnehmen. Diejenigen, die das Zeichen des Sonnenhunds tragen, werden hier bleiben und kämpfen. Caradoc wird jene anführen, die von hier fortgehen.«
    Der Scheiterhaufen zischte, als ob er neues Holz verschlänge. Der Nebel wirbelte und verbarg die Kampflinien erneut. Die Götter hätten nicht deutlicher sprechen können. Ein langer, klagender Seufzer ging die Reihen der wartenden Verteidiger entlang, wie die ersten Vorboten der Trauer. Breaca fühlte, wie ihr Widerstand nachließ.
    Sie war allein, und sie fror schrecklich. Caradoc packte ihr Handgelenk, so wie er es in der Nacht getan hatte, beugte sich aus dem Sattel herunter und drückte seine Lippen auf ihren Kopf. Breaca wollte sprechen, aber die Worte wollten nicht kommen. Er nickte, grimmig und schweigend, und zog sein Pferd nach Norden herum. Jeder Krieger, der Breacas Zeichen trug, wandte sich um, um ihm zu folgen. Innerhalb von hundert Herzschlägen hatte der Exodus begonnen. Verwirrte Kinder mit weit aufgerissenen Augen wurden gepackt und in Sättel gehoben, ihre Stimmen so dünn wie Riedgras, als sie fragten, ob sie zu den Kämpfen mitgenommen würden. Überzählige Pferde wurden losgebunden und nahmen Träumer oder Kinder auf ihren Rücken, jeweils zu zweit oder zu dritt. In der Linie der Träumer nahmen Männer und Frauen voneinander Abschied. Von den Eceni blieben nur Macha und Gunovic. Luain mac Calma hatte sich rasch von beiden verabschiedet und ritt nun an der Spitze der Kolonne, zusammen mit Caradoc. Alles, was zwischen ihnen gesagt werden musste, hatten sie bereits in der Nacht gesagt, wohl wissend, was kommen würde. Alle, die zählten, hatten anscheinend schon davon gewusst, alle außer Breaca. Diese Erkenntnis war wie ein Messer, das nach ihrem wunden Herzen zielte. Sie trieb das Bären-Pferd vorwärts zu Macha. »Wie lange hast du schon davon gewusst?«, fragte sie.
    Macha war nicht mehr zornig. In ihren Augen lag jetzt ein Ausdrucks des Friedens, wie sie ihn seit Eburovics Tod nicht mehr gehabt hatten. Ihr Gesicht glich dem Báns, ihrer Miene fehlte nur sein ständiges Staunen über die Welt. Lächelnd erwiderte sie: »Schon seit einer Weile, wenn auch nur vage. Richtig klar geworden ist es mir erst letzte Nacht.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Hättest du denn auf mich gehört? Ich weiß, wie ungeheuer schwer es für einen Krieger ist, das Schlachtfeld zu verlassen. Es musste schon von den Göttern kommen, damit du es wirklich glauben würdest.« Das Bären-Pferd stupste Machas Hals an. Sie streichelte geistesabwesend sein samtiges Maul und griff mit beiden Händen nach dem Torques der Eceni, als ob das Pferd sie wieder an das Vorhandensein des goldenen Reifs erinnert hätte. Sie zog ihn ab und hielt ihn Breaca hin, während sie sagte: »Der hier gehört dir, so wie er vor dir deiner Mutter gehört hat. Trage ihn mit Stolz, und wenn der Tag kommt, an dem dein Dienst für Mona beendet ist und du wieder zu den Eceni zurückkehren kannst, regiere sie gut und mit Liebe, so wie deine Mutter es getan hat.«
    Früher einmal hatte Breaca geglaubt, der Torques sei ein lebendiges Wesen, eine Schlange aus Gold, die sich in den Händen der älteren Großmutter geringelt hatte. Jetzt wand sich der Nebel um den Reif, ein Polster aus weißem Dunst, und der Torques lag wie eine geflochtene Erntekrone in der Mitte. Sie beugte sich vor und ließ ihn sich von Macha um den Hals legen. Das Gefühl, dass ihre Mutter bei ihr war, für einen flüchtigen Moment, war überwältigend. Macha sah es und lächelte. »Du wirst deine Sache ebenso gut machen wie sie, wenn
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