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Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Autoren: Gena Showalter
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kreisen begannen, bevor er sich in Luft auflöste, als hätte es ihn nie gegeben. Paradoxerweise war er stets in ein Wölkchen süßen Rosendufts gehüllt.
    Welche magischen Fähigkeiten Reyes besaß, wusste sie nicht.
    Alles, was sie wusste, war, dass er sie einmal gerettet hatte. Dass er ihr zuliebe mit seinem Kriegerkollegen gekämpft hatte. Warum? Darüber hatte sie sich seitdem den Kopf zerbrochen. Warum hatte er seinen Freund verwundet und nicht sie? Warum hatte er sie so angesehen, als wäre sie sein einziger Lebensinhalt? Und warum hatte er sie am Ende wieder freigelassen?
    Spielt das eine Rolle? Er ist einer von ihnen. Er ist ein Monster. Vergiss das nicht.
    Erneut riss die schrille Klingel sie aus ihren Gedanken. „Mädels!“, brüllte Enrique.
    Gilly stöhnte.
    Danika massierte sich den Nacken. Ende der Verschnaufpause. Sie richtete sich auf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie einer ihrer Gäste mit dem Arm winkte, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Zu Gilly gewandt sagte sie: „Ich bin morgen früh um halb fünf bei dir, okay?“
    „Lass uns lieber fünf sagen. Da bin ich zwar auch noch müde, aber startklar.“ Gilly drehte sich um und griff nach den Getränkebechern.
    Danika ging wieder nach vorn. Es folgten zehn Minuten, in denen sie die Servietten und Strohhalme ordnete und den Bird Brothers Kaffee holte und einschenkte. Zumindest hielt sie das davon ab, an Reyes zu denken.
    Zweimal ließ Bird Brother eins seine Gabel fallen, und sie musste ihm eine neue bringen. Einmal bat Bird Brother zwei, Kaffee nachgeschenkt zu bekommen. Dann brauchte er eine neue Serviette. Als sie endlich versuchte, sich von ihrem Tisch zurückzuziehen, griff Nummer zwei sie beim Handgelenk und hielt sie fest. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Doch sie ließ sich nichts anmerken – jeder verdammte Cent zählt –, fragte nur höflich, ob er noch etwas bräuchte, und löste sich aus seinem Griff.
    „Wir würden gerne mit Ihnen sprechen“, sagte er und streckte schon wieder seinen Arm nach ihr aus.
    Sie trat ein paar Schritte zurück. Wenn er sie noch einmal berührte, würde sie ihn anschnauzen. Ganz sicher würde sie sich von einem Fremden nicht mehr angrapschen lassen. Um nichts in der Welt. „Worüber?“
    Eine Mutter und ihr Kind brachten die Türglocke zum Läuten, als sie das Restaurant betraten.
    „Worüber?“, wiederholte sie.
    „Über einen Job. Geld.“
    Danika riss die Augen auf. Großer Gott! Hielten sie sie etwa für eine Nutte? Das also hatten sie mit „Eine wie die“ gemeint. Komisch, dass sie sie mit Ekel und Verachtung ansahen und offenbar trotzdem ihre Dienste in Anspruch nehmen wollten. „Nein, danke. Mir geht’s gut hier in diesem Job.“ Okay, nicht wirklich gut, aber das musste sie denen ja nicht auf die Nase binden.
    „Danika“, rief Enrique. „Hier warten Gäste.“
    Die beiden Männer schauten zum Eingang hinüber und runzelten die Stirn. „Später“, sagte Bird Brother zwei.
    Schönen Dank auch. Im Ernst. Sie – eine Nutte? Danika, die näher beim Eingang stand als Gilly, ergriff zwei Speisekarten und führte die neuen Gäste an einen Tisch. Sie sahen etwas ungepflegt und hager aus, und ihre Kleidung war fleckig und verknittert. Keine guten Trinkgeldgeber. Trotzdem schenkte sie ihnen ein herzliches Lächeln, in das sich sogar eine Spur Neid mischte.
    Sie vermisste ihre Mutter so.
    „Was kann ich Ihnen zu trinken holen?“
    „Wasser“, sagten sie beide wie aus einem Mund.
    In die blauen Augen des Jungen trat ein wehmütiger Ausdruck, als er auf einem der Nachbartische eine übrig gebliebene Limonade entdeckte. Kühle Tropfen perlten an dem Plastikbecher hinunter. Danika legte den Kopf schief, ihr Künstlerauge hatte ein herzzerreißendes Motiv für ein Porträt erkannt. Die Sehnsüchte der Menschen waren so einfach, wenn sie nicht mehr als das Nötigste zum Auskommen hatten.
    Aber du wolltest doch nicht mehr malen, weißt du nicht mehr?
    Das Malen war ihr in ihrer jetzigen Welt, wo der Tod hinter jeder Ecke lauerte, wie ein unzulässiger Luxus vorgekommen. Außerdem musste sie etwas fühlen, um malen zu können. Natürlich nicht nur Freude. Nein, die Malerei verlangte ein ganzes Spektrum von Emotionen, Wut, Traurigkeit, Wonne, Hass, Liebe, Kummer. Ohne diese Gefühle war das Malen, das wusste sie, ein bloßes Farbenmischen und -auftragen. Aber wenn sie diese Gefühle zuließ, würde sie den Halt verlieren, den sie zum Leben brauchte.
    Sie schluckte die Traurigkeit
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