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Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Autoren: Gena Showalter
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bitte einfach, wenn Sie noch irgendetwas möchten.“ Danika rang sich ein Lächeln ab, auch wenn sie damit wahrscheinlich aussah wie ein grimmiger Wolf. „Lassen Sie es sich schmecken.“
    Sie hatte sich schon umgedreht, als Bird Brother zwei fragte: „Wann haben Sie Pause?“
    Huch, was war das jetzt? Wieso interessierte der sich für ihre Pausen? Sie bezweifelte, dass er irgendetwas Romantisches mit ihr vorhatte, denn noch immer musterte er sie mit angewidertem Blick. „Äh, ich mache keine Pause.“
    Er steckte sich eine Pommes in den Mund, kaute und leckte sich dann die fettigen Lippen ab. „Wie wär’s, wenn Sie heute mal eine machen würden?“
    „Tut mir leid, das kann ich nicht.“ Los komm, weiterlächeln. „Ich hab viel zu tun.“ Sie hätte hinzufügen sollen: vielleicht ein anderes Mal. Immer hübsch freundlich bleiben und ans Trinkgeld denken. Aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Bloß weg, weg, weg.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um. Die beiden verschwanden aus ihrem Blickfeld. Abrupt knipste sie ihr Lächeln aus. In wenigen raschen Schritten hatte sie Gilly, die einzige andere Kellnerin erreicht, die mit ihr Schicht hatte. Gilly stand am Tresen und füllte drei Plastikbecher mit verschiedenen Limonaden. Eigentlich hätte sich Danika kurz mit dem Chef, den sie eben noch als Vorwand vorgeschoben hatte, absprechen müssen, aber sie konnte nicht mehr, sie brauchte eine kleine Pause, um wieder Haltung zu gewinnen.
    „Großer Gott, Hilfe“, murmelte sie. Sie legte ihre Hände flach auf den Tresen und beugte sich vor. Zum Glück schützte eine halbhohe Trennwand sie vor den Blicken der Gäste.
    „Der wird kein Einsehen haben.“ Gilly, eine sechzehnjährige Ausreißerin, die sich als Achtzehnjährige ausgab, warf Danika einen müden, komplizenhaften Blick zu. Sie arbeiteten beide vierzehn Stunden am Tag. „Der hat uns längst abgeschrieben, fürchte ich.“
    Ein solcher Pessimismus klang irgendwie falsch und fehl am Platz bei einem so jungen Menschen wie Gilly. „Das will ich einfach nicht glauben.“ Das Lügen war schon so etwas wie ihre zweite Natur geworden. Auch Danika war sich längst nicht mehr sicher, ob Gott sich noch um die Menschen scherte. „Möglich, dass sich schon in wenigen Tagen etwas Wunderbares ereignet.“ Ja. Genau.
    „Na, mein kleines Wunder ist, dass die Bird Brothers diesmal wieder in deinem Abschnitt sitzen.“
    „Soll das ein Witz sein? Die lächeln dich an, als wärst du die gute Fee, und starren mich an, als wäre ich die böse Hexe. Keine Ahnung, was ich denen getan habe und warum sie immer wiederkommen.“ Bei ihrem zweiten Besuch hatte sie tatsächlich geglaubt, die beiden würden sie geradewegs wieder in den Albtraum zurückschicken, dem sie gerade entkommen war. Aber da sie keine monströsen Züge an ihnen entdecken konnte, hatte sie sich schließlich entspannt.
    Gilly lachte: „Willst du, dass ich sie für dich rauswerfe?“
    „Na, das wär’s jetzt noch, Gilly. Das ist eine Straftat, und ich glaube, Handschellen stehen dir nicht so gut.“
    Gillys Lächeln verschwand. „Ich weiß“, murmelte sie.
    Einerseits hätte Danika Gilly am liebsten geraten, nach Hause zurückzukehren. Als behütete Tochter, die sie selbst einmal gewesen war, konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass das Zusammenleben mit der eigenen Mutter so schlimm sein sollte. Andererseits hielt sie es inzwischen durchaus für möglich, dass Mütter ihren Töchtern das Leben zur Hölle machten. Dafür hatte sie in der kurzen Zeit hier zu viel Schreckliches gesehen: Frauen mit leerem Blick, die nachts auf der Straße ihren Körper verkauften. Schlägereien. Exzessiven Drogenkonsum. Was auch immer Gillys Mutter getan hatte, um ihre minderjährige Tochter auf die Straße zu treiben – es musste etwas Schlimmes gewesen sein.
    Früher einmal hatte Danika sich die Welt als einen wunderschönen und sicheren Ort zum Leben vorgestellt – einen Ort voller Möglichkeiten. Jetzt war sie ernüchtert.
    „Gehst du morgen zum Training?“, fragte sie, um das Gespräch in eine unverfängliche Richtung zu lenken. Seit sie hier arbeitete, seit einer Woche, war sie jeden Tag mit Gilly zusammen zu einem Selbstverteidigungskurs gegangen. Sie lernten dort zu treten, zu schlagen und, ja, gegebenenfalls auch mit Präzision zu töten. Neben ihrer Familie war der Selbstverteidigungskurs zu Danikas zweitem Lebensinhalt geworden. Denn sie wollte sich nie mehr in ihrem Leben hilflos fühlen.
    Gilly seufzte
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