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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler
Autoren: Oliver P�tzsch
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traf sich weiterhin heimlich mit Magdalena.
    »Vielleicht sollten wir auch nach Regensburg gehen«, flüsterte Simon zwischen den Küssen. »Stadtluft macht frei. Wir könnten ein neues Leben beginnen …«
    »Ach, Simon.« Magdalena schob ihn weg. »Wie oft hast du mir so etwas schon versprochen! Aber was wird dann aus mir? Ich bin ehrlos, vergiss das nicht. Am End’ werd ich doch nur wieder den Mist wegräumen, egal wo.«
    »Keiner kennt dich dort!«
    Magdalena zuckte mit den Schultern. »Und was soll ich arbeiten? Die Städte sind voll mit hungrigen Tagelöhnern, und …«
    Simon hielt ihr den Finger vor die Lippen. »Sag jetzt nichts. Lass uns das alles kurz vergessen.« Mit geschlossenen Augen beugte er sich zu ihr hinunter und bedeckte ihren Körper mit Küssen.
    »Simon … nicht …«, flüsterte Magdalena, aber ihr Widerstand war bereits gebrochen.
    In diesem Augenblick ertönte ein Knacksen in der Weide über ihnen.
    Magdalena blickte nach oben. Dort zwischen den Ästen schien sich etwas zu bewegen. Plötzlich spürte sie einenwarmen Klecks in ihrem Gesicht, eine schleimige Flüssigkeit rann ihr langsam über die Stirn. Sie griff danach und spürte, dass es Spucke war.
    Ein Kichern ertönte, dann sah Magdalena, wie zwei etwa zwölfjährige Burschen geschwind am Stamm der Weide hinunterkletterten. Einer von ihnen war der jüngste Sohn des Ratsherren und Bäckermeisters Michael Berchtholdt, mit dem Magdalena schon des Öfteren aneinandergeraten war.
    »Der Medicus, der Medicus, gibt seiner Henkersdirn an Kuss!«, sang der zweite Bub im Weglaufen. Angeekelt wischte sich Magdalena den restlichen Speichel von der Stirn. Simon war in der Zwischenzeit aufgesprungen und drohte den feixenden Jungen mit der Faust.
    »Freche Drecksbälger!«, schrie er. »Dafür brech ich euch sämtliche Knochen!«
    »Das kann die Henkerstochter aber besser!«, krächzte der zweite Junge und verschwand im Gebüsch. »Treibt’s doch auf einer Streckbank, ihr Saupack!«
    Der kleine Berchtholdt war währenddessen merkwürdigerweise stehengeblieben. Leicht zitternd, mit trotzigem Gesichtsausdruck und zusammengebissenen Lippen blickte er Simon entgegen, der nun mit herausgerutschtem Hemd und aufgeknöpftem Rock wie ein Berserker auf ihn zurauschte.
    »Ich war das nicht!«, kiekste er, als Simon mit der Hand ausholte. »Das war der Benedikt! Ehrenwort! Eigentlich haben wir euch nur gesucht, nun, weil, äh …«
    Simons Hand verharrte über dem Kopf des Jungen. Erst jetzt bemerkte er, dass der junge Berchtholdt mit offenem Mund die halbnackte Henkerstochter anstarrte, die sich gerade, nur notdürftig hinter einem Felsen verborgen, das Mieder zuknöpfte. Der Medicus gab dem Buben einen Nasenstüber,der ihn rücklings in den Schlamm fallen ließ.
    »Hat dich der Pfarrer keinen Anstand gelehrt?«, knurrte Simon. »Wenn du weiter so starrst, wird dich Gott mit Blindheit strafen. Also, was gibt’s?«
    »Mein Vater schickt mich«, murmelte der Junge. »Ich soll die Kuisltochter zu ihm bringen.«
    »Der alte Berchtholdt?«, fragte Magdalena, die nun angezogen hinter dem Felsen hervortrat. »Was kann der von mir schon wollen? Oder hockt er vielleicht auch irgendwo auf einem Ast und glotzt sich die Augen raus?«
    Tatsächlich galt der Schongauer Bäckermeister im Ort als in die Jahre gekommener Schürzenjäger und geiler Bock. Auch bei Magdalena hatte er es in früheren Jahren versucht und eine saftige Abfuhr erhalten. Seitdem tratschte Berchtholdt herum, die Henkerstochter sei mit dem Teufel im Bunde und habe den jungen Medicus verzaubert. Vor drei Jahren war es dem abergläubischen Bäcker beinahe gelungen, die Hebamme Martha Stechlin wegen angeblicher Hexerei verbrennen zu lassen. Ein Vorhaben, das Magdalenas Vater damals gerade noch hatte verhindern können. Seit dieser Zeit hasste Berchtholdt die Kuisls abgrundtief und machte ihnen, wo immer es ging, das Leben schwer.
    »Es ist wegen seiner Magd, der Resl«, sagte der Junge, während er weiter auf Magdalenas tief ausgeschnittenes Dekolleté starrte. »Sie hat einen dicken Bauch und schreit wie ein abgestochenes Schwein.«
    »Trägt sie denn ein Kind im Leib?«, fragte Magdalena.
    Der Bub bohrte in der Nase und machte ein ratloses Gesicht. »Weiß nicht. Die Leut meinen, in die Resl ist der Teufel gefahren. Du sollst dir das anschauen, sagt mein Vater.«
    »Ach, dafür bin ich ihm gut genug.« Magdalena sah denBuben skeptisch an. »Zur Stechlin will er wohl nicht gehen?«
    »Lieber
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