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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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besteht nicht in äußeren Dingen, sondern in dem inneren Selbst. Dort, wo der Mensch ganz er selbst ist, ist er – so die stoische Philosophie – im inneren Heiligtum, oder – in der Sprache des Lukas: da ist er im Himmel, da ist der Himmel in ihm. Ein anderes Bild ist das der kostbaren Perle. Unser Selbst ist wie eine leuchtende Perle. Die Perle entsteht in den Wunden der Auster. So ist der Weg zu unserem wahren Selbst oft ein schmerzlicher Weg. Wunden brechen den Panzer um uns auf, damit wir zu unserem innersten Kern gelangen.
     
    Nach der biblischen Schöpfungslehre hat Gott die Welt durch sein Wort geschaffen. Das bedeutet, dass in allen Dingen dieser Welt, dass vor allem aber in der Natur ein Wort Gottes, eine göttliche Idee zum Ausdruck kommt. Zur Bildung auf dem Hintergrund der biblischen Schöpfungslehre gehört auch, dass wir uns die Bilder der Natur »einbilden«. Seit jeher haben die Menschen in den Naturdingen ein Symbol für ihr eigenes Wesen gesehen. Aniela Jaffé, eine Schülerin von C.   G.   Jung, beschreibt diese Weisheit der Menschen so: »Der ganze Kosmos ist ein potentielles Symbol. Wie die Symbolgeschichte zeigt, kann alles eine symbolische Bedeutung annehmen: das Reich der Natur mit Stein, Pflanze, Tier und Mensch, mit Licht und Gestirnen, Berg und Tal, sowie den vier Elementen.« (Jaffé 232) Indem der Mensch die Steine betrachtet, kommt er in Berührung mit dem Festen und Felsigen in ihm selbst, das ihm Halt gibt. Indem er etwa die Königskerze betrachtet, entdeckt er das Königliche in sich selbst. Und wenn er eine Rose meditiert, kommt er in Berührung mit der Liebe, die die Rose seit jeher symbolisiert.
     
    Wenn wir die Natur betrachten, entdecken wir in ihr Bilder für unser wahres Selbst. An der Natur können wir sehen, wer wir sind und wie unser Leben gelingt. Ein Beispiel: Im sogenannten Recollectio-Haus in Münsterschwarzach, wo Menschen in Lebenskrisen im spirituellen Ambiente einer geistlichen Gemeinschaft innehalten und über ihr Leben nachdenken wollen und neue Kraft schöpfen möchten für ihr berufliches und persönliches Leben, leiten wir in der kreativen Gruppe oft an, einen Lebensbaum zu malen. An der Art und Weise, wie jeder seinenLebensbaum malt, kann man sehr viel über seinen seelischen Zustand erkennen. Da malen die einen ihren Baum ohne Wurzel und drücken damit aus, dass sie keine Wurzeln haben, aus denen sie leben. Bei andern ist der Baum voller Narben oder aber Äste sind abgehackt. Da erkennen die Malenden die Verletzungen ihrer Lebensgeschichte oder aber sie spüren auch, dass manches nicht leben durfte. Es wurde von äußeren Ereignissen gleichsam abgeschnitten. Bei dem einen ist der Baum ganz kräftig. Aber er hat zu wenig Raum, um sich zu entfalten. Andere malen ihren Baum ganz klein. Sie trauen sich nichts zu. Der Baum zeigt, wie es um den einzelnen steht. Am Bild, das sie gemalt haben, entdecken die Malenden, wie es um ihre inneren Bilder steht und wie sie sich selbst fühlen.
     
    Auf der einen Seite sind die Bilder, die wir malen, Ausdruck der inneren Bilder, entweder der gesunden oder kranken. Auf der anderen Seite können wir die inneren Bilder auch verwandeln und heilen, wenn wir gute äußere Bilder betrachten und sie in uns einbilden. Um bei dem Baumbeispiel zu bleiben: Wenn ich gesunde und starke Bäume in der Natur meditiere, kann das eine Hilfe sein, mit der eigenen Kraft, mit den eigenen Wurzeln und mit seiner Krone, mit seiner Würde, in Berührung zu kommen. Indem ich mir gute Baumbilder einbilde, erkenne ich die guten Bilder in mir selbst, Bilder meiner Kraft, Bilder meiner Wurzeln, Bilder meiner Würde. Ich lerne in der Meditation eines starken und schönen Baumes, zu mir selbst zu stehen, mich einzuwurzeln in die Erde. Ich lerne, dass ich selbst Wind und Wetter, Sturm und Regenschauer standhalten kann, wenn ich gut verwurzelt bin. Und ich erkenne,dass manche Äste ruhig abfallen dürfen, damit die starken noch kräftiger werden.
     
    ÜBUNG:
Such dir einen Baum aus, der dich anspricht. Stell dich vor ihn hin und meditiere ihn. Lass das Bild des Baumes in dich eindringen. Stelle dich fest auf den Boden. Spüre, wie deine Wurzeln sich tief in die Erde eingraben und dir festen Halt geben. Schaue den Stamm an. Er hält Wind und Wetter stand. Er ist vielleicht nicht ganz glatt. Er weist einige Narben auf. Auch darin kannst du dich selbst erkennen. Trotzdem trägt der Stamm die Krone. Die Krone entfaltet sich zum Himmel hin. Du bist ein
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