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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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Bilder manipulieren daher den Menschen. Sie sind keine Hilfe mehr, sich seiner eigenen inneren Bilder bewusst zu werden. Seine Seele wird vielmehr durcheinander gewühlt, ohne dass er diese durchwühlte Welt seiner Seele anschauen und bearbeiten kann. Je mehr Bilder in ihn einströmen, desto mehr halten sie ihn davon ab, in den ruhigen Grund seiner Seele zu gelangen. Er bleibt in den stürmischen Wellen des Meeres stehen und wird von ihnen hin- und hergerissen.
     
    Die äußeren Bilder bringen uns in Berührung mit den inneren Bildern. C.   G.   Jung ist davon überzeugt, dass jeder in sich solche inneren Bilder trägt. Es sind Bilder, die sich nicht nur durch die Erlebnisse unserer Lebensgeschichte in uns eingeprägt haben. In ihnen haben sich auch die Erfahrungen von Jahrhunderten menschlicher Geschichte verdichtet. Ein wichtiger Weg der Therapie besteht für den analytischen Therapeuten Jung darin, mit diesen inneren Bildern in Berührung zu kommen. Allerdings sind das nicht immer nur heilende Bilder, sondern auch Bilder desUnheils, nicht nur Bilder des Gelingens, sondern auch Bilder des Misslingens. Von diesen inneren Bildern hängt es gleichwohl ab, wie wir unser Leben erfahren und ob es uns gelingen oder misslingen wird.

Das Doppelgesicht der Bilder
     
     
    In Gesprächen mit anderen Menschen erlebe ich immer wieder, wie es letztlich Bilder sind, die ihre Stimmung und ihr Lebensgefühl prägen. Dem einen geht es schlecht, weil er negative Bilder in sich trägt, die er nicht erkennt oder nicht loswird. Der andere jammert, obwohl seine Situation objektiv gesehen gar nicht so beklagenswert ist. Die Ursache seines Jammerns: Die überhöhten Bilder, die er sich von sich und von seinem Leben gemacht hat, sind nicht verwirklicht worden. Sein Leben ist anders als die Bilder, die er in sich trägt oder die er sich von andern aufdrücken ließ. Es entspricht nicht den Idealbildern, die die Medien von einem gelingenden Leben zeichnen und ihm vorhalten. In der Begleitung vieler Menschen ist mir klar geworden: Von den Bildern, die ich in mir trage, hängt es ab, wie es mir geht, ob ich Lust habe, zu leben, etwas anzupacken, mich zu engagieren oder aber ob ich nur herumhänge, lustlos, antriebslos und kraftlos.
     
    Die christliche Tradition hat die Menschen stets mit heilenden Bildern, aber auch mit krankmachenden Bildernumgeben, etwa mit dem Bild des kontrollierenden Gottes. Doch wenn wir in den alten Kirchen auf die Bilder und Statuen schauen, sehen wir heilende Bilder. Wenn wir sie anschauen, wirken sie beruhigend, befreiend und heilend auf uns. Und die Bibel ist voll von heilenden Bildern. Die griechische Mystik war immer eine Mystik des Schauens. Die Christen in der frühen Kirche schauten auf die Bilder, die ihnen die Bibel anbot, und auf die Bilder, die sie in der Natur erblickten, und auf die Bilder, die christliche Kunst ihnen darbot. Es ist eine wichtige Aufgabe und mir ein Anliegen, diesen Weg wieder aufzuzeigen und die heilenden Bilder der christlichen Tradition wieder neu in den Blick zu nehmen. Wir haben hier einen Schatz, an dem wir oft achtlos vorübergehen.
     
    So möchte ich mich in diesem Buch mit der heilsamen Kraft, aber auch mit der krankmachenden Wirkung von inneren Bildern befassen. Die Erfahrungen, die ich selbst mit meinen inneren Bildern und mit den Bildern meiner Gesprächspartner gemacht habe, drängen mich, diese Zusammenhänge bewusst zu machen und über ihre Wirkung zu schreiben. Das, was ich selber gespürt habe, hat mich aber auch angetrieben, in der Philosophie, in der Psychologie und in der Theologie nach Erkenntnissen über die Macht der Bilder zu forschen. Wenn ich über ihre heilende und krankmachende Macht spreche, habe ich immer die Menschen vor Augen, die mir von ihren Problemen erzählen. Im Gespräch, das ich in der Begleitung von Menschen führe, versuche ich, den Bildern zu trauen, die in mir aufsteigen. Es sind oft Gegenbilder gegen die Vorstellungen, die mir die Hilfe suchenden Menschen von sich anbieten.Ich vertraue darauf, dass die Menschen wirkliche Hilfe erfahren, wenn sie ihre Sichtweisen von sich aufgeben und zu einer neuen Sichtweise finden. Die Bilder, die ich ihnen anbiete, wollen sie in Berührung bringen mit ihren guten inneren Bildern. Ich will niemandem etwas überstülpen. Aber ich vertraue meiner Intuition, dass ich gemeinsam mit dem Gesprächspartner Bilder finde, die ihm gut tun und sein Leben verwandeln und heilen.

2.
»Bildung« – das einmalige Bild
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