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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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die Aufmerksamkeit eines Menschen in eine bestimmte Richtung lenken, Einfluss auf seine Entscheidungen haben und insgesamt sein Denken und Handeln prägen.« (Vössing 17)
     
    Eine Frau hat in sich das Bild, dass alle Arbeit für sie zu viel ist, dass sie der Arbeit an der neuen Stelle nicht gewachsen ist. Sie geht schon mit diesem inneren Bild in die Arbeit und erfährt immer wieder, dass sie dann an der neuen Arbeitsstelle scheitert. Es wird ihr immer schnell zu viel. Sie hat das Gefühl, sie schaffe die Arbeit nicht mehr. Doch wenn ich von außen die Situation betrachte, so ist die Arbeit nicht in sich zu viel. Objektiv gesehen könnte die Frau die Arbeit gut leisten. Doch ihre inneren Bilder – »Zuviel« – »Ich kann nicht mehr« – »Alle beobachten mich und beurteilen mich« – rauben ihr die Energie. Die Bilder, die sie in sich trägt, bestätigen ihre Erfahrungen, die sie immer wieder macht. Doch von außen gesehen könnte man sagen: Die Bilder bewirken die Erfahrungen des Scheiterns. Man spricht in diesem Zusammenhang von sich selbst erfüllenden Prophetien. Wer mit so einem inneren Bild in die Arbeit geht, dass alles zu viel ist und dass er das unmöglich schafft, der wird sich in Situationen hinein manövrieren, in denen es für ihn tatsächlich zu viel wird. Die innere Vorstellung lähmt ihn und raubt ihm Energie.
     
    Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die sehr lange vor dem Fernseher sitzen oder im Internet surfen, in ihrer Arbeit und in der Bewältigung ihres Lebens passiver sind als andere. Die Tatsache, dass sie sich ständig von äußeren Bildern berieseln lassen, schneidet sie von den inneren Bildernab, schneidet sie von der inneren Quelle ab. Jeder von uns hat in sich eine Quelle göttlicher Kraft – das Christentum nennt sie Quelle des Heiligen Geistes   –, aus der wir schöpfen, ohne erschöpft zu werden. Der übertriebene Medienkonsum verstopft diese Quelle. Es legen sich so viele Bilder darüber, dass mein inneres Bild darunter verblasst. Die inneren Bilder können sich nicht mehr positiv auf mein Verhalten und meine Arbeit auswirken. Daher fühle ich mich schlapp und überfordert. Das Bild des Berieseltwerdens nimmt man oft unbewusst in die Arbeit mit. Dann aber wird die aktive Herausforderung für den, der das Bild des passiv Hinnehmenden in sich trägt, eine Überforderung.

3.
Bilder, die am Leben hindern
     
     

Selbstentwertung und Selbstüberschätzung
     
     
    Die archetypischen Bilder berühren uns vor allem in Lebenssituationen, in denen es um eine Änderung oder Verwandlung geht, vor allem in den Übergängen unseres Lebens. Im Alltag tragen wir jedoch viele andere Bilder in uns, Bilder, die sich in uns durch die Erziehung eingebildet haben, Bilder, die wir uns selbst eingebildet haben. Die Bilder sind oft durch Worte der Eltern in uns eingeprägt worden. Worte wie »Du schaffst das nie, mit dir kann es keiner aushalten, du bist nicht schön genug für eine attraktive Frau, du bist kein richtiger Mann« wirken sich in Bildern der Selbstentwertung aus. Die Bilder werden verinnerlicht und ich sage mir dann vor: »Ich bin unmöglich. Ich schaffe das nie. Ich bin kein richtiger Mann.«
     
    Aber nicht nur die selbstentwertenden Bilder schaden uns, sondern auch die Bilder der Selbstüberschätzung. Es gibt Eltern, die alles, was die Kinder sagen oder tun, immer mit Superlativen kommentieren: »Du hast das toll gesagt. Du bist ein weises Kind. Du bist der Beste, die Beste.« Und alles, was die Kinder tun, wird bewundert, es zeuge von einem hochbegabten, sensiblen, weisen Kind, ja von einem Wunderkind. Solche Größenbilder tun dem Kind nicht gut. Entweder überschätzt es sich selbst und lebt in einer Scheinwelt. Oder aber seine Durchschnittlichkeit holt es ein und gibt ihm ein Gefühl von Unzulänglichkeit. Ich genüge nicht. Ich entspreche nicht den Bildern und Erwartungen, die meine Eltern in mich gesetzt haben.
     
    In der Begleitung bin ich immer hellhörig, wenn Menschen mir von ihren inneren Bildern erzählen. Manchmal sprechen sie nicht ausdrücklich von ihren Bildern, die sie prägen. Aber ich merke, dass die Bilder, die sie unbewusst in sich tragen, die Ursache sind für ihre jetzige Situation, für ihre Schwierigkeiten, für ihr Gefühl von Überfordertsein, für ihre Unzufriedenheit mit sich und mit dem Leben. Oft versuche ich beim Zuhören, mir die Bilder vorzustellen, die diese Menschen in sich tragen, die Bilder, die sie sich von ihrer Wirkung nach außen, die
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