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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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einfällt,wenn man im Nachhinein merkt, dass er gerade das eigene Verhalten unbewusst gelenkt hat.« (Kohl 31   f.)
     
    In der Therapie geht es darum, die verinnerlichten Bilder zu erkennen und zu bearbeiten. Diese Bilder haben sich in unserer Kindheit in unsere Seele eingeprägt. Oft sind diese Bilder durch Worte entstanden, die wir gehört haben. Eine Aufgabe der Therapie besteht darin, die Worte, die wir ständig gehört haben, zu entlarven, und andere Worte dagegen zu setzen. Jeder von uns hat in seinem Leben Segensworte und Fluchworte gehört. Fluchworte waren etwa: »Du bist eine Last für uns. Du wirst schon sehen, wohin du mit deiner Faulheit kommst. Mit dir kann es niemand aushalten. Du bist unmöglich. Du tickst nicht richtig. Du bist böse. Du bist vom Teufel besessen.« Solche Worte haben sich in uns als innere Bilder eingeprägt. Oft können wir zwischen Worten und Bildern nicht mehr unterscheiden. Weil ich ständig solche Worte gehört habe, hat sich in mir das Bild eines unmöglichen Menschen gebildet, oder das Bild einer funktionierenden Frau, eines bösen Mädchens, eines Mannes, der nicht richtig ist, der alles verkehrt macht. Die Psychologie spricht hier auch von Lebensskript. Solche Skriptsätze werden oft zu inneren Bildern. Die Bilder und die Worte gehören zusammen.
     
    Die erste Aufgabe in der therapeutischen oder seelsorglichen Begleitung besteht darin, sich dieser inneren Bilder bewusst zu werden. Ich schaue die Bilder an, die sich in mich eingeprägt haben. Ich wiederhole mir die Worte, die ich als Kind ständig gehört habe. Ich fühle den inneren Schmerz, den mir diese Worte bereitet haben. Ich spüremich in das kleine Kind hinein, das ständig mit solchen Worten bedacht worden ist. Wie habe ich mich da gefühlt? Was hat das mit mir gemacht? Mir erzählte eine Frau, wie sehr sie das Wort der Mutter ihr Leben lang verunsichert hat: »Du bist nicht richtig. Irgendetwas machst du falsch, weil bei dir so vieles schief läuft.« Dieses Wort ist zu einem inneren Bild geworden. Es bestätigte sich immer wieder, indem auch später manches nicht so lief, wie sie es sich erhofft hatte. Indem ich mir dieses Wort bewusst anschaue, kann ich mich selbst verstehen, warum ich oft so oder so reagiere. Und nur wenn ich mich verstehen kann, kann ich zu mir stehen.
     
    Die zweite Aufgabe wäre, in meiner Kindheit auch nach Segensworten zu forschen, die sich dann als heilsame Bilder in mich eingeprägt haben. Oft haben die Eltern uns gelobt: »Du bist ein braves Kind. Das hast du gut gemacht. Du kannst das. Du bist ein Segen für die Familie. Es ist gut, dass es dich gibt.« Oft waren es auch die Großeltern, die viel freigiebiger waren mit Lob und guten Worten. Sie haben uns vermittelt, dass wir so sein dürfen, wie wir sind. Sie haben unsere Fähigkeiten verstärkt und uns einen Schutzraum vermittelt, in dem wir uns geborgen und angenommen fühlten. Manchmal waren es nicht laut gesprochene Worte, sondern mehr die Atmosphäre, die uns solche positiven Worte und Bilder eingeprägt haben. Da haben sich dann Bilder in uns eingeprägt wie: »Das Leben ist schön. Ich lebe gerne. Ich bin angenommen. Ich werde geliebt. Ich darf so sein, wie ich bin. Ich bin einzigartig. Die Leute freuen sich über mich. Ich kann etwas bewirken. Ich kann Leuten Freude machen, sie aufheitern. Ichbin ein Segen für andere.« Gott sei Dank darf ich in Begleitungsgesprächen manchmal auch so positive Beispiele hören. Da erzählt ein Mann von seinem Vater, der ihm immer gesagt hat: »Du schaffst das.« Aber dieses Wort war keine Überforderung. Es war gepaart mit dem andern Wort: »Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.« Der Vater ließ dem Sohn die Zeit zu lernen. Aber die Hoffnung, dass er sein Leben in die Hand nimmt und dass es gelingt, hat sich in diesen Mann tief eingeprägt.
     
    ÜBUNG:
Setze dich still hin und schließe die Augen: Welche Bilder von dir selbst tauchen in dir auf? Lass die Bilder einfach in dir hochkommen und schaue sie an. Was haben sie mit dir gemacht? Haben sie dir gut getan? Hatten sie eine positive Funktion für dich? Haben sie dich angetrieben, etwas aus dir zu machen? Stimmen sie heute noch für dich? Oder lähmen sie dich, überfordern sie dich? Lass sowohl positive wie negative Bilder in dir aufsteigen. Schaue die negativen Bilder so lange an, bis sie sich wandeln in ein Bild, mit dem du jetzt zufrieden bist. Bilde die positiven Bilder in dich ein, damit sie dich immer mehr prägen. Dann
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