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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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Mensch der Erde und zugleich ein Mensch des Himmels. Lerne wie der Baum zu dir zu stehen. Stell dir vor, wie der Atem beim Einatmen durch deine Fußsohlen in deinen Leib strömt bis über den Kopf in den Himmel und beim Ausatmen vom Himmel zur Erde. Der Atem durchdringt dich, verbindet in dir Himmel und Erde. Wenn du das Bild des Baumes in dich einbildest, dann lernst du, zu dir zu stehen, den Stürmen und Regenschauern deines Lebens standzuhalten und aufrecht deine Krone zu tragen, die Zeichen deiner menschlichen und göttlichen Würde ist.

Archetypen: Finde deine eigene Mitte
     
     
    Seit jeher wird die menschliche Seele von archetypischen Bildern geprägt. Solche archetypischen Bilder können sein: der Held, der Krieger, der Liebhaber, der Retter, der Erlöser, die Königin, die weise Frau, die Heilerin. Und es gibt die archetypischen Bilder, die sich mehr auf Gegenstände beziehen, die aber voll innerer Symbolik sind, wie: Kreis, Kugel, Quadrat, Dreieck, Kirche, Altar. Und es gibt die archetypischen Bilder wie Himmel und Hölle, Paradies und Fegfeuer. All das sind keine Begriffe, sondern Bilder einer Wirklichkeit, über die man nur in Bildern sprechen kann.
     
    Den Begriff des Archetyps hat in unserer Zeit vor allem der Schweizer Therapeut C.   G.   Jung geprägt. Dabei greift er auf den neuplatonischen Begriff »archetypon eidos = archetypisches Bild« zurück. Auch der heilige Augustinus kennt den Begriff der »ideae principales«, der ursprünglichen Bilder. Jung unterscheidet zwischen archetypischen Strukturen in der menschlichen Seele und den konkreten archetypischen Bildern, die diese Strukturen ansprechen. Die archetypischen Strukturen sind dem Menschen eingeprägt. Die archetypischen Bilder kommen von außen. Sie sind nicht vererbt. Sie sprechen nur die Strukturmuster der Seele an. Und sie zentrieren die Seele. Sie führen sie in ihre eigene Mitte, in ihr Zentrum, zum wahren Selbst des Menschen.
     
    Josef Goldbrunner, ein katholischer Theologe, der die jungschen Ideen für die Pastoraltheologie fruchtbar gemachthat, beschreibt die Wirkung der archetypischen Bilder so: Die archetypischen Bilder treten oft in der Analyse auf und zwar dann, wenn der Mensch in Berührung kommt mit den Tiefen seiner Seele. Die archetypischen Bilder bewegen etwas im Menschen. Sie bringen ihn in Berührung mit dem Potential, das in seiner Seele steckt. Sobald der Archetyp im Menschen wirkt, »wird der Patient frei für seine Lebensarbeit. Er fühlt wieder einen Sinn in allem, er wagt zu handeln und fürchtet nicht mehr, überall das Falsche zu erwischen. Er ist wieder instinktsicher!« (Goldbrunner 113   f.) In den archetypischen Bildern hat sich die Weisheit der Jahrtausende im menschlichen Gehirn niedergeschlagen. Die Archetypen sind daher für Goldbrunner »der psychische Aspekt der Hirnstruktur«. (114) Die archetypischen Bilder sind Träger der Wahrheit des Lebens. Wer gegen sie verstößt, wird neurotisch. Das Abgleiten von der Wahrheit der Seele, die sich in den archetypischen Bildern ausdrückt, »erzeugt neurotische Rastlosigkeit; Rastlosigkeit erzeugt Sinnlosigkeit, und Sinnlosigkeit des Lebens ist ein seelisches Leiden, das unsere Zeit noch nicht in seinem ganzen Umfang und in seiner ganzen Tragweite erfasst hat«. (Jung, Ges. Werke Bd.   8, 474) Wer die archetypischen Bilder dagegen auf sich wirken lässt, den bringen sie in Berührung mit seinem wahren Selbst und mit seiner inneren Quelle. Bei dem strömt das Leben. Es gelingt. Er lebt aus der Quelle der Weisheit, die sich im Laufe der Jahrtausende in seinem Unbewusstem gespeichert hat.
     
    Die archetypischen Bilder wirken weniger auf den Verstand als auf das Herz. Nach C.   G.   Jung heilt nicht dieTheorie, sondern das Bild, das das Herz berührt: »Der Kranke kann nur annehmen, was nicht nur seinen Kopf berührt, sondern auch sein Herz ergreift.« (Jung in Goldbrunner 120) Die archetypischen Bilder wirken auf den Menschen, wenn er durch seine innere Situation, entweder durch einen Leidensdruck oder durch ein tiefes Erleben dafür offen ist. Dann geschieht, was Goldbrunner so beschreibt: »Das Beste, was der analytische Prozess dem Menschen zu geben vermag, ist die eigene Entdeckung seines Wesens und dessen Elemente. Die gefundenen Lebenswahrheiten leuchten mit Evidenz unmittelbar ein und wirken dadurch auf die Persönlichkeit zentrierend wie eine Schwerkraft.« (Ebd. 121) Goldbrunner mahnt, nicht rein rational zu sprechen, sondern eine Sprache zu
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