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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin
Autoren: Aufbau
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Zusje?«, fragte Hermann schließlich. »Bist du mit deinem Leben hier zufrieden?«
    Margaretha dachte über die Antwort nach. »Ja«, sagte sie schließlich. »Ich bin zufrieden. Uns geht es gut. Bald schon können wir den Flachs ernten und verarbeiten, dann könnt ihr wieder Tuch weben. Die Früchte auf den Feldern gedeihen, die Gärten sind voller Obst und Gemüse. Der nächste Winter wird leichter zu überstehen sein.«
    »Das stimmt. Wir haben Glück gehabt. Aber damit hast du nicht meine Frage beantwortet.«
    »Zufrieden bin ich schon. Ich habe eine Aufgabe, die mich erfüllt.«
    »Aber du hoffst auf mehr?« Er nickte, stieß die Luft aus. »Weitere Siedler sollen in den nächsten Wochen ankommen. Auch in Krefeld sind unsere Berichte wohlgefällig aufgenommen worden. Einige Familien überlegen, uns zu folgen.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«, fragte sie, obwohl sie genau wusste, worauf er anspielte.
    Hermann schwieg.
    »Ich weiß, dass du Pastorius sehr schätzt«, sagte er dann leise. »Doch ich fürchte, du gibst dich falschen Hoffnungen hin.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun ja, ich habe gehört, dass Pastorius in seine Heimat geschrieben hat, einer Familie, der er sehr zugetan ist.«
    »Und?«
    »Man munkelt, er habe um die Hand der Tochter angehalten.«
    Margaretha blieb stehen, schnappte nach Luft. »Das glaube ich nicht!« Sie schüttelte vehement den Kopf. »Seit wann gibst du etwas auf Tratsch und Klatsch?«
    »Ich gebe nichts auf Gerüchte, Zusje. Aber du bist mir wichtig, und ich möchte nicht, dass du falsche Hoffnungen hegst.«
    »Wenn es so wäre, dann hätte er es mir gesagt.«
    Wieder schwieg Hermann. Sie gingen den Pfad entlang, durch die Felder und schließlich in den Wald.
    »Unsere Gemeinde kann sich glücklich schätzen, dich zu haben«, nahm er das Gespräch wieder auf. »Du hast heilende Hände, einen guten Blick, was Verletzungen angeht, und bist eine wunderbare Hebamme. Dein Wissen über Pflanzen und Kräuter ist hervorragend.«
    »Alles, was ich weiß, hat Moedertje mir beigebracht.« Nur wie das mit der Liebe ist, das hat sie mir nicht vermitteln können, dachte Margaretha traurig. Gretje hatte sie vor Pastorius gewarnt, genauso wie die Brüder. Sollten sie wirklich recht haben? Sollte sie sich so sehr in Pastorius getäuscht haben? Ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken.
    »Moedertje hat dir viel beigebracht, das ist richtig. Doch du hast einen anderen Blick als sie. Du probierst Dinge aus, gehst anders mit Kranken um.« Er lachte leise. »Als sich Jan Leicken den Fuß verletzt hatte, hast du ihm einen Breiumschlag gemacht und mit strenger Miene gemeint, er solle nicht so jammern. Doch als Tönis sich den Magen verdorben hatte, bist du sehr umsichtig mit ihm verfahren.«
    »Jan hat sich aus Dummheit verletzt. Bei Tönis war ich mir nicht sicher, ob er nicht etwas Giftiges zu sich genommen hatte. Seine Lage war viel ernster.«
    »Du gehst auf jeden ein, und das macht dich aus.«
    Sie sprachen über die Familie, über die anderen Siedler, über die Vorräte, die sie für den Winter anlegen wollten. Auf Pastorius kamen sie nicht mehr zu sprechen, aber der Gedanke an ihn ließ Margaretha nicht los.
    Schließlich erreichten sie die Stadt. Sie gingen zu Pastorius’ Haus. Er öffnete ihnen die Tür, lächelte Margaretha zu. Sie beobachtete ihn genau, konnte aber keinen Unterschied in seinem Verhalten feststellen. Vielleicht war er etwas zurückhaltender als sonst, aber möglicherweise lag das auch an Hermanns Anwesenheit.
    »Habt Ihr nicht gehört? Es ist eine Seuche ausgebrochen«, sagte er und führte sie ins Haus.
    »Doch, deshalb bin ich hier. Ich wollte meine Hilfe anbieten.«
    »Wirklich? Es ist das Gelbfieber. Den meisten Erkrankten geht es nach einer Woche besser, aber bei einigen kommt es danach noch mal wieder. Schon letztes Jahr tauchte das Fieber hier auf. Meine Magd ist erkrankt und auch das Mädchen und der Knecht von Sir William. Etliche andere wohl auch, habe ich gehört.«
    »Das Gelbfieber? Davon habe ich in Amsterdam gehört, und auch die Matrosen haben davon berichtet. Angeblich haben die Sklaven die Krankheit eingeschleppt.« Sie runzelte die Stirn und überlegte, ob sie die richtigen Kräuter mitgebracht hatte. »Es ist wohl tatsächlich so, dass nur einige wirklich schwer erkranken, aber dann ist es oft tödlich. Führt mich zu Eurer Magd.«
    »Margret, habt Ihr Euch das gut überlegt? Was, wenn Ihr auch krank werdet?«, fragte Pastorius bestürzt.
    »Ich bin
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