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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin
Autoren: Aufbau
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Heilerin, es ist meine Aufgabe, mich um die Kranken zu kümmern.«
    »Sei’s drum, mir ist nicht wohl bei dem Gedanken.«
    »Aber Franz Daniel, wer kümmert sich denn um die Kranken? Wer hilft ihnen? Allein die Nächstenliebe gebietet uns doch, dass wir uns um die Schwachen und Kranken sorgen.«
    Das Zimmer der Magd lag im Dachgeschoss des Hauses. Die Luft in dem kleinen Raum war stickig und verbraucht. Es roch nach Schweiß, Erbrochenem und Fäkalien. Margaretha öffnete das Fenster.
    »Was macht Ihr da?«, fragte Pastorius erstaunt.
    »Ich lüfte. Auch wenn man sagt, dass frische Luft dem Fieberkranken nicht zuträglich sein kann, so ist sie immer noch besser als dieser Gestank. Ich brauche Wasser, warmes und kaltes, eine kräftige Brühe, frisches Leinen.« Sie schaute sich um. »Eine Schüssel und Tücher, um Wickel machen zu können. Außerdem einen kleinen Kessel.«
    Verwundert sah er sie an, nickte dann aber. Margaretha wandte sich der Kranken zu. Sie lag in ihrem schmutzigen Bett, war schwach und reagierte kaum.
    »Meine Gute, ich bin hier, um dir zu helfen«, sagte Margaretha leise. »Kannst du dich aufrichten?« Sie legte die Hand auf die Stirn der jungen Frau. Diese stöhnte nur schwach. »Wie lange bist du schon krank?«
    »Drei Tage«, murmelte das Mädchen schwach.
    »Und wer hat sich um dich gekümmert?«
    »Der Knecht hat mir Wasser, Wein und Brot vor die Tür gestellt.«
    Margaretha nickte. Sie wusste, dass Seuchen Furcht hervorriefen. Seit dem schwarzen Tod ging die Angst um. Unbekannte Krankheiten wie das Gelbfieber wurden gefürchtet. Sie dachte nach, überlegte, was sie über die Krankheit erfahren hatte. Meist klang das hohe Fieber nach ein paar Tagen ab. Das Mädchen schien zu glühen, ihre Haut war trocken und spannte über den Knochen.
    »Du musst viel trinken. Ich bereite dir einen Aufguss, dadurch wirst du schwitzen.«
    »Aber mir ist doch schon so heiß. Nur manchmal schüttelt mich der Frost«, jammerte das Mädchen.
    »Ja, aber du musst das Fieber ausschwitzen. Komm, trink etwas.« Sie hielt dem Mädchen den Becher mit verdünnten Wein an den Mund. »So ist es gut! Trink ordentlich.«
    Mühsam schluckte die junge Frau. Endlich klopfte es, und der Knecht brachte Wasser und frisches Leinen.
    »Die Brühe wird gerade gekocht, Mejuffer. Das dauert eineWeile«, sagte er entschuldigend. »Braucht Ihr sonst noch etwas?«
    »Einen Kessel mit frischem Wasser und eine Kohlenpfanne.«
    »Kohlenpfanne? So etwas haben wir nicht.«
    »Dann lasst Wasser für mich kochen, ich komme gleich in die Küche, um einen Aufguss zu bereiten.« Sie nickte ihm zu, nahm die Schüssel mit dem warmen Wasser. »Komm, du musst aufstehen«, sagte sie zu dem Mädchen.
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, ich helfe dir. Ich werde das Bett machen und dich waschen. Danach geht es dir sicher besser.«
    Nur mit Mühe schaffte sie es, die junge Frau aufzurichten. Nachdem sie sie gewaschen und das Bett bezogen hatte, machte sie dem Mädchen Wadenwickel. »Ich gehe jetzt in die Küche, komme aber gleich wieder.« Die junge Frau reagierte kaum.
    Besorgt stieg Margaretha die Treppe hinunter. In der Stube fand sie Pastorius und Hermann ins Gespräch vertieft.
    »Margret, gut, dass du kommst. Ich möchte aufbrechen«, sagte ihr Bruder.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mitkommen. Dem Mädchen geht es schlecht, und da es noch mehr Fälle gibt, muss ich hier bleiben.«
    »Glaubst du, dass du den Kranken helfen kannst?«
    »Ich kann Aufgüsse kochen, die helfen, das Fieber zu senken.«
    Für einen Moment sah Hermann sie nachdenklich an, dann nickte er. »Du musst tun, was Gott dir vorgibt.«
    »Ihr wollt wirklich hier bleiben und Euch um die Kranken kümmern?«
    »Ja, Franz Daniel.« Sie sah ihn ernsthaft an. »Ich hätte keinen ruhigen Augenblick in Germantown. Hier werde ich gebraucht. Darf ich in Eure Küche?«
    »Natürlich. Und wenn Ihr etwas braucht, scheut Euch nicht, es zu sagen.«
    »Ich werde einen Aufguss kochen aus Weidenrinde, Berberitzeund Holunder. Den können wir an die Kranken verteilen. Ich hatte auch um eine kräftige Brühe gebeten, denn die Erkrankten sind schwach und brauchen Stärkung.«
    Margaretha verabschiedete sich eilig von ihrem Bruder, folgte Pastorius dann in die Küche. Kurz nach ihrer Ankunft im Oktober war sie schon einmal in seinem Haus gewesen, aber auch dieses Mal hatte sie keinen Blick für die schlichte Eleganz der Räume.
    »Könnt Ihr in Erfahrung bringen, wie viele betroffen sind?«
    »Ich
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