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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks
Autoren: Violet Winspear
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und herzlich zu begrüßen, also ging ich zuerst in mein Arbeitszimmer, um die Briefe zu öffnen, die inzwischen für mich eingegangen waren. Natürlich stapelte sich die Post turmhoch. Aber der interessanteste Brief von allen war ein fettiger Umschlag mit falsch buchstabierter Adresse. An der Briefmarke sah ich, dass er hier im Ort eingeworfen worden war."
    Er machte eine Pause, um sicherzugehen, dass das Folgende seine Wirkung auf Colette nicht verfehlen würde. "Der Brief war von jemand geschrieben, der früher als Stallbursche bei mir beschäftigt war. In seiner kaum leserlichen Handschrift teilte er mir mit, dass meine Frau mit einem Amerikaner namens Gil Howard schlief, wie er es nannte. Der Amerikaner arbeite in Deinem Juwelierladen an der Avenida. Er selbst hätte euch beide in der Nähe des Ladens miteinander sprechen sehen, und er wäre euch dann zu Senor Howards Wohnung gefolgt, die nicht weit von der Avenida läge. Er schreibt weiter, dass ihr hineingegangen wärt, und er hätte sich gedacht, dass du vielleicht ein paar Edelsteine in Augenschein nehmen wolltest.
    Aber dazu seist du zu lange bei ihm gewesen, und da hätte er sich zwei und zwei zusammenzählen können."
    "Da er diese Information ja nun einmal in seinem Besitz habe, halte er es für besser, wenn ich ihm sein Schweigen bezahlen würde", fuhr Don Diablo grimmig fort. "Sonst würde er es in der ganzen Gegend verbreiten, dass ich eine untreue Frau habe, die mir Hörner aufsetzt.
    Nun, mi vida, ist das nicht eine angenehme Begrüßung für einen Mann, der gerade von einer ziemlich anstrengenden Reise zurückgekommen ist?"
    Colette starrte ihn sprachlos vor Entsetzen an. "Erpressung?" stammelte sie fassungslos.
    "Dieser Mann - den ich gesehen hatte? Dieser magere, kleine Kerl mit dem Schnurrbart eines Räuberhauptmanns? Mein Gott, kein Wunder, dass er mich mit so einem stechenden Blick angesehen hat! Er dachte - aber es ist nicht wahr, Senor. Ich habe nicht mit Gil geschlafen. Er
    - er hat mich nicht angerührt! Ich hätte es ihm nicht erlaubt! Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Frauen."
    Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie auf den Mund. "Warum bist du zu ihm in seine Wohnung gegangen, Colette? Er ist ein junger und sehr attraktiver Mann. Man könnte es ihm nicht verdenken, wenn er angenommen hätte, dass ein Mädchen mit Honig in den Augen und lockend geschwungenen Lippen ein warmherziges Geschöpf ist, das es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt. Du willst mir doch nicht erzählen, dass er nicht mit dir zu flirten versucht hat und dass du dich geschmeichelt fühltest?"
    "Nein." Sie schüttelte den Kopf und errötete, weil er sie ironisch als warmherziges Geschöpf bezeichnet hatte, obwohl er sie wahrscheinlich in Wirklichkeit für so kalt und abweisend hielt wie das Marmordenkmal, das sie. immer zu sein behauptete,
    "Aha." Der Gesichtsausdruck Don Diablos war spöttisch. "Er hat deinen eisigen Atem gespürt und sich zurückgezogen, bevor er sich eine Erkältung holte. Du musst zugeben, querida, dass nur ein sehr mutiger Mann es mit dir aufnehmen wird."
    Sie lächelte ein klein wenig, als sie merkte, dass er seinen bissigen Humor wiedergefunden hatte. "Aber was wirst du jetzt wegen dieses widerlichen Briefes unternehmen - ich nehme an, er ist von diesem Stallburschen, den du damals hinausgeworfen hattest? Er wollte sich an dir rächen, und er versucht, mich für diesen gemeinen Zweck zu benutzen?"
    "Genau." Don Diablo ließ sie los, als ein Diener mit einem Tablett nahte, auf dem ein Krug und zwei Gläser standen. Er hatte schon vorher angeordnet, dass die Drinks zu ihnen auf die Terrasse gebracht würden. Der Lakei stellte die Getränke auf einen der Tische, von dem aus man die Schlucht überblicken konnte. Colette war ziemlich froh, sich wieder setzen zu können; denn ihr zitterten die Knie. Es war ein Schock für sie, dass Don Diablo einen erpresserischen Brief erhalten hatte, und noch dazu einen, den man nicht ganz und gar als Lüge abtun konnte. Sie hatte eine Stunde in Gil Howards Wohnung verbracht, und wenn es auch noch so harmlos gewesen war, so sah es nun mal für einen Außenstehenden aus wie eine ganz gewöhnliche Liebesaffäre.
    "Möchtest du die Sangria nicht?" Die Stimme Don Diablos unterbrach sie in ihren trübseligen Gedanken.
    "Doch, natürlich. Bitte." Sie senkte ihre Lider und betrachtete ihn durch den dichten Vorhang ihrer Wimpern hindurch.
    Es war sein gutes Recht, wütend über den Brief zu sein, aber sein
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