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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks
Autoren: Violet Winspear
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vertragen könnte, und hielt ihm ihr Glas hin.
    "Ein guter Tropfen, nicht? Ich habe einen Weinberg in Spanien, wusstest du das? Eines Tages müssen wir zusammen hinfahren, chica."
    "Oh, ich bin schon in Spanien gewesen. Marcus hat es mir vor einigen Jahren gezeigt."
    "Es sind zwei ganz verschiedene Dinge, ob du mit deinem Vormund oder mit mir dieses Land bereist." Er betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg. "Gemeinsam mit mir wirst du, das romantische Spanien kennenlernen."
    "Romantisch?" wiederholte sie und schaute ihn ungläubig an. Ihre Hand, mit der sie gerade ein auf die Gabel gespießtes Stück Fleisch zum Munde führen wollte, war mitten in der Bewegung erstarrt. "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du romantisch veranlagt bist."
    "Das beweist doch nur, querida, dass du dir nie richtig Mühe gegeben hast, mich kennenzulernen."
    "Nein." Sie schüttelte den Kopf und war schon drauf und dran, heftig zu widersprechen.
    Weiß Gott, sie kannte sein hartherziges und egoistisches Wesen gut genug - da erinnerte sie sich auf einmal an die silbergerahmte Fotografie in seinem Zimmer.
    Natürlich, er hatte ja recht - sie wusste nicht, was er im Herzen für ein Mensch war, denn sie kannte nur die Leidenschaft, zu der sein Körper fähig war.
    Wenn noch irgendwelche Herzenswärme in ihm war, dann bewahrte er sie wahrscheinlich für das Kind auf, das er von ihr zu bekommen hoffte. Sie glaubte, dass er ein Kind mit mehr als nur dem Stolz eines reichen Mannes, der einen Erben braucht, lieben würde; denn sie hatte ihn beobachtet, als er mit den Kindern eines der Angestellten auf der Hazienda spielte.
    "Was wolltest du gerade eben sagen?" Als ob er nicht genau wusste, welche Worte ihr auf den Lippen gelegen hatten. "Dass ich hart wie Eisen sei und diesen flüchtigen Zauber niemals spüren könnte? Dass ich keine Seele habe? Nun, vielleicht hast du recht. Die Seele ist nur ungenügend erforscht, und wenn ich dich so ansehe, dann ist es bestimmt nicht die Seele, sondern ein tiefliegender männlicher Instinkt, der sich in mir regt. In den Sonnenstrahlen sieht dein Haar wirklich wie ein goldener Helm aus. Wie du deine Wimpern senkst, wenn ich von deinem Aussehen spreche. Schämst du dich nach zwei Monaten der Ehe etwa immer noch vor mir?"
    "Es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, ehe ich meine Scham verliere. Du hast eine Art, mich anzusehen, mit mir zu sprechen - so etwas bin ich von früher her nicht gewohnt."
    "Das will ich auch hoffen!" Er runzelte die Stirn, obwohl seine Augen ihren ironischen Ausdruck behielten. "Es dürfte einen kleinen Unterschied zwischen dem Leben mit einem englische n Vormund und der Ehe mit einem Mexikaner geben."
    "Ja", gab sie ihm recht. "Er war mein Beschützer. Er hat mein Denken und meinen Verstand geformt, aber du interessierst dich nicht sonderlich für meinen Verstand, oder?"
    "Nicht so sehr, dass es mein Interesse an deinem bezaubernden Körper überschatten würde. Ich würde doch einen sehr erbärmlichen Ehemann abgeben, wenn ich dich nur geheiratet hätte, um gute Bücher und Musik mit dir zu diskutieren."
    "Warum hast du nur kein Mädchen deiner eigenen Rasse geheiratet?"
    "Weil ich dich zur Frau wollte", antwortete er rau.
    "Und dem Klang deiner Stimme nach zu schließen, tut es dir genauso leid wie mir", gab sie hitzig zurück. "Das einzige, wofür du mich noch brauchst, ist für die Zucht, für deinen Sohn - und sonst nichts", stieß sie erregt hervor und konnte seinen Anblick plötzlich nicht mehr ertragen. In blinder Hast schob sie ihren Stuhl zurück und sprang auf. Ihr Gesicht war weiß, und die Augen wirkten darin riesengroß. Mit brennendem Blick rief sie. "Ich will kein Kind von dir, hörst du? Eher stürze ich mich von einem Balkon, als es auf die Welt zu bringen!" Der bittere Zug um Don Diablos Mund zeigte, dass ihre Worte ihn wie ein Peitschenschlag getroffen hatten, und Colette rannte wie von Furien gehetzt davon. Angst und Hass verliehen ihr ungeahnte Kräfte, und sie flog nur so die Treppe zur Galerie hinauf. Von dort aus konnte sie ihr Zimmer erreichen, wo sie in Sicherheit sein würde. Sie wollte fort aus Mexiko, sie würde darauf bestehen, dass er sei freiließ - sie war am Ende ihrer Kräfte.
    Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal, weil sie fürchtete, Don Diablo könnte sie sonst noch einholen.
    "Colette! Bleib stehen! Du wirst dir den Hals brechen!" ertönte es hinter ihr. Sie hielt nicht an, obwohl ihr Herz einen Schlag lang auszusetzen schien.
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