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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks
Autoren: Violet Winspear
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Hinter sich hörte sie das Geräusch seiner Stiefel auf den Fliesen. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß aus allen Poren brach.
    Die Seidenbluse klebte ihr am Körper und ihr offenes Haar flog um ihr Gesicht, als sie einen Blick zurückwarf.
    Er sah so finster und schrecklich wie der Kriegsgott Mars aus. Ein fast wahnsinniger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, und Colette zweifelte keinen Augenblick daran, dass er sie für das bestrafen würde, was sie gesagt hatte. Ihre Worte waren unverzeihlich ge wesen, das stand felsenfest. Sie schluchzte laut auf, als sie die Tür ihres Zimmers erreichte, und blindlings nach dem Griff tastete. Sie stürzte hinein, aber selbst als sie die Tür krachend hinter sich ins Schloss schlug, wusste sie, dass sie hier auch nicht sicher vor seiner Wut war. Er würde durch die Verbindungstür kommen, und dann gab es keinen Ausweg mehr für sie. Sie wäre hier mit ihm und seinem berechtigten Zorn in einer Falle gefangen!
    Colette sah sich verzweifelt um. Wohin konnte sie jetzt noch flüchten? Dann fiel ihr Blick auf die Türen auf der anderen Seite des Zimmers, die zum Balkon hinausführten. Sie standen weit offen. Da draußen würde er vielleicht nicht so toben.

10. KAPITEL
    Sie wollte gerade ihren Fuß über die Schwelle zum Balkon setzen, als er ins Zimmer stürmte. Er hatte die Verbindungstür zwischen ihren Zimmern aufgerissen und stand wie ein rächender Engel in der Öffnung.
    Sein Anblick war mehr, als Colette ertragen konnte. Wie sollte sie je vernünftig mit einem Mann reden, dessen Gesicht eine solche Qual ausdrückte, als ob er seinen eigenen Schmerz nur lindern konnte, wenn er ihr die gleiche Pein zufügte, wie er sie selbst fühlte.
    Sie fuhr herum und lief zum äußersten Ende des Balkons. Sie sah aus wie ein Reh, das von seinen Verfolgern in die Enge getrieben worden ist und nun nicht mehr weiß, wohin es flüchten soll. Verzweifelt umklammerte sie das Geländer, als seine Hände sie packten.
    "Diablo!" schrie sie auf. Zum erstenmal in den langen Wochen ihrer Ehe hatte sie ihn bei seinem Name n genannt. Es war wie der Schrei einer Frau, die sich in den Qualen eines Todeskampfes oder in den Wehen einer Geburt windet. Colette sah nur noch sein dunkles Gesicht, als er sie vom Geländer wegriss und sie in die Arme schloss.
    "Das wirst du nicht tun!" Er stieß die Worte mit belegter Stimme hervor, als ob Tränen ihn in der Kehle würgten. "Nie wieder wird eine Frau das in diesem Haus tun!"
    Und dann trug er sie zurück in ihr Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Plötzlich kam sie sich völlig hilflos vor und brach in Tränen aus. Sie liefen in Strömen über ihr Gesicht, während er sich über sie beugte. "Hasst du mich so sehr?" stöhnte er. "Würdest du dich eher auf die Steine stürzen, als dein Leben weiter mit mir zu teilen?"
    Sie vernahm seine Worte, aber sie war zu durcheinander, um zu verstehen, was er sagte.
    Sie fühlte, wie sein Blick auf ihr ruhte, und schließlich brachte sein Schweigen auch ihr Weinen zum Verstummen. Als die Tränen versiegten, ging ihr allmählich auch die Bedeutung dessen auf, was sie eben gehört hatte.
    Was hatte er gesagt? Sich auf die Steine stürzen? Sich über die Balkonbrüstung werfen und immer tiefer fallen, bis sie auf dem harten Boden aufschlug? Nie wieder die heiße Glut der Sonne oder das sanfte Licht des Mondes spüren? Nie wieder Liebe oder Hass fühlen?
    "Ich wollte mich nicht..." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das nicht ... ich hatte Angst, und es gab sonst nichts, wohin ich fliehen konnte."
    "Angst?" Sein Gesicht war bewegungslos, aber in seinen Augen spiegelten sich tausendfältige Empfindungen wider. Vor allem aber war es ein fassungsloses, ungläubiges Staunen, das sie in seinem Blick erkannte. Dabei war es für sie unfasslich, dass er gedacht hatte, sie würde sich vom Balkon werfen.
    "Ja, du sahst so wütend über das aus, was ich gesagt hatte - oh, warum kannst du mir nicht die Freiheit wiedergeben? Was kannst du denn schon für eine Befriedigung dabei empfinden, mich hier festzuhalten, wenn du weißt ... - der Besitzerstolz liegt dir so im Blut, und du willst mich ja nur, damit ich dir einen Sohn schenke ..."
    "Nur deshalb?" Er verzog seine Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln. "Du kleine Närrin, wenn ich nichts weiter von einer Frau als einen Sohn wollte, dann hätte ich wohl eine weitaus bessere Wahl getroffen, wenn ich eines der fruchtbaren mexikanischen Mädchen geheiratet hätte, das voller Liebe an mir gehangen
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