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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number
Autoren: John Verdon
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die geringste.«
    »Gar keinen Verdacht?«
    »Nein.«
    »Hmm. Hast du das Spiel gespielt?«

    »Das Spiel?« Offenbar fand Mellery diesen Begriff unangemessen. »Wenn du meinst, ob ich mir eine Zahl gedacht habe, ja, das habe ich. Unter den Umständen wäre es mir schwergefallen, es nicht zu tun.«
    »Du hast dir also eine Zahl gedacht?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Mellery räusperte sich. »Es war die Zahl sechshundertachtundfünfzig.« Er wiederholte die Ziffern einzeln, als müssten sie Gurney irgendetwas sagen. Als Mellery feststellte, dass das nicht der Fall war, atmete er nervös durch und fuhr fort: »Die Zahl sechshundertachtundfünfzig hat keine besondere Bedeutung für mich. Es war einfach die erste Zahl, die mir eingefallen ist. Ich habe mir das Hirn zermartert, um mich vielleicht an etwas zu erinnern, womit ich sie assoziieren könnte, irgendeinen Grund, warum ich sie ausgesucht habe, aber ich habe nichts gefunden. Überhaupt nichts. Es ist einfach die erstbeste Zahl, die mir in den Sinn gekommen ist. « In seinem ernsten Ton lag ein Anflug von Panik.
    Gurney sah ihn mit wachsender Spannung an. »Und in dem kleineren Kuvert?«
    Mellery reichte ihm den Umschlag, der dem Brief beigefügt war, und verfolgte genau, wie Gurney ihn öffnete, ein Notizblatt herauszog, das halb so groß war wie das erste, und die mit der gleichen Sorgfalt und der gleichen roten Tinte geschriebene Nachricht las:
    658 - bist du schockiert, dass ich wusste, welche Zahl du wählen wirst? Wer kennt dich so gut? Wenn du eine Antwort darauf willst, musst du mir erst die 289,87 Dollar zurückzahlen, die es mich gekostet hat, dich zu finden. Sende diesen Betrag an:

    P.O. Box 49449, Wycherly, Ct 61010.
Entweder in bar oder als Verrechnungsscheck.
Auszustellen auf X. Arybdis.
(Das war nicht immer mein Name.)
    Nachdem er die Mitteilung noch einmal durchgelesen hatte, erkundigte sich Gurney bei seinem Gast, ob er darauf geantwortet hatte.
    »Ja, ich habe einen Scheck über den genannten Betrag geschickt.«
    »Warum?«
    »Wie, warum?«
    »Das ist viel Geld. Warum hast du dich entschieden, es zu schicken?«
    »Weil mich die Sache verrückt gemacht hat. Die Zahl - wie konnte er das wissen?«
    »Wurde der Scheck eingelöst?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht«, antwortete Mellery. »Ich habe jeden Tag meine Kontoauszüge überprüft. Deswegen habe ich ja auch den Scheck geschickt und kein Bargeld. Ich dachte, auf diese Weise erfahre ich wenigstens was über diesen Arybdis - zumindest das Konto, auf das er seine Schecks einzahlt. Ich meine, die ganze Geschichte hat mich einfach verunsichert.«
    »Was genau hat dich verunsichert?«
    »Die Zahl natürlich!«, rief Mellery erregt. »Wie kann er so was wissen?«
    »Gute Frage. Warum sagst du ›er‹?«
    »Was? Oh, natürlich, du hast Recht. Ich dachte … ich weiß auch nicht, bin einfach davon ausgegangen. Wahrscheinlich hat sich X. Arybdis irgendwie männlich für mich angehört.«
    »X. Arybdis. Merkwürdiger Name«, bemerkte Gurney.
»Verbindest du was damit? Klingelt es da irgendwie bei dir?«
    »Überhaupt nicht.«
    Auch Gurney sagte der Name nichts, aber er kam ihm auch nicht völlig unbekannt vor. Was es auch war, es war irgendwo tief in seinen Gehirnwindungen vergraben.
    »Gab es irgendeine Reaktion, nachdem du den Scheck geschickt hattest?«
    »O ja!« Erneut griff Mellery in seine Aktentasche und förderte zwei weitere Blätter zutage. »Das hier habe ich vor zehn Tagen erhalten. Und das da, nachdem ich dich per E-Mail um ein Treffen gebeten hatte.« Er schob sie Gurney unter die Nase wie ein Junge, der seinem Vater zwei neue Prellungen vorführt.
    Handschrift und Füllfederhalter waren offenbar dieselben wie bei den anderen beiden Nachrichten, nur der Ton hatte sich verändert.
    Der erste Brief bestand aus acht kurzen Zeilen:
    Ahnst du, wie viel Tropfen fassen
All die Bäche, Flüsse, Meere?
Und wie viele Tropfen passen
In eine Flasche voller Leere?
Hast je darüber du sinniert,
Ob einst dein Glas zur Waffe wird?
Dass du dich fragst nach deinem Wahn:
O Gott, was hab ich nur getan?
    Die acht Zeilen auf dem zweiten Blatt waren ähnlich mysteriös und bedrohlich:
    Du wirst geben, was du genommen,
was du gegeben hast, wirst du bekommen.

Ich weiß, was du denkst, ich weiß es genau,
Weil hinter deine Maske ich schau.
Ich weiß, wo du warst, ich weiß Bescheid,
jetzt und in alle Ewigkeit.
Unser Treffen ist abgemacht.
Denk dran, Mister Sechs-fünf-acht.
    In den nächsten zehn Minuten,
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